Bevacizumab Gegenanzeigen

Bevacizumab darf nicht eingesetzt werden bei unbehandelten Tochtergeschwülsten im Gehirn sowie bei Überempfindlichkeit gegen

  • den Wirkstoff
  • Zellprodukte des chinesischen Hamsters (CHO-Zellprodukte)
  • andere menschliche oder tierische Antikörper.

Nur nach besonderer ärztlicher Nutzen/Risiko-Abwägung und unter sorgfältiger ärztlicher Beobachtung dürfen Patienten mit Bevacizumab behandelt werden, die

  • Dickdarm- und Enddarmkrebs mit Tochtergeschwülsten haben. Bei diesen Patienten wird das Risiko für einen Magen-Darm-Durchbruch oder einer Gallenblasenperforation möglicherweise durch Bevacizumab erhöht. Bei einem Durchbruch ist die Behandlung sofort zu beenden.
  • Fisteln aufweisen, die durch Bevacizumab verschlimmert werden können. Bei Patienten mit Fisteln im Bereich der Speise- und Luftröhre oder anderen großen Fisteln muss die Behandlung abgebrochen werden.
  • gerade operiert wurden. Bevacizumab kann die Wundheilung beeinträchtigen. Daher sollte die Behandlung frühestens 28 Tage nach einem größeren operativen Eingriff oder erst nach völliger Abheilung der Operationswunde begonnen werden. Bei Wundheilungsstörungen sollte die Behandlung bis zum völligen Abheilen der Wunde unterbrochen werden. Eine Behandlungsunterbrechung ist ebenfalls vor einer Operation erforderlich.
  • an einer schweren bakteriellen Weichteilinfektion der Haut und Unterhaut leiden (sogenannte nekrotisierende Fasziitis). Diese wurde bei Patienten beobachtet, die mit Bevacizumab behandelt wurden. Dabei gab es auch tödliche Fälle. Diese Erkrankung tritt gewöhnlich in der Folge von Wundheilungskomplikationen, Magen-Darm-Durchbrüchen oder Fistelbildung auf. Bei Patienten, die eine nekrotisierende Fasziitis entwickeln, soll die Therapie mit Bevacizumab abgebrochen und umgehend eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
  • Bluthochdruck haben. Dieser sollte vor Beginn der Behandlung angemessen gesenkt werden. Ist dies nicht möglich, darf Bevacizumab nicht gegeben werden. Wahrscheinlich sind Blutdruckerhöhungen durch Bevacizumab dosisabhängig, daher sollte der Blutdruck regelmäßig überwacht werden. Müssen Blutdrucksenker eingenommen werden, dürfen dies bei einer Kombinationsbehandlung mit Cisplatin-haltigen Zytostatika keine Entwässerungsmittel sein. Wenn erhöhter Blutdruck nicht durch eine blutdrucksenkende Behandlung gesenkt werden kann oder wenn der Patient eine extreme Blutdrucksteigerung (wie hypertensive Krise oder eine hypertensive Enzephalopathie) entwickelt, muss Bevacizumab dauerhaft abgesetzt werden.
  • epileptische Anfälle, Kopfschmerzen, einen veränderten Geisteszustand, Sehstörungen oder Erblindung (mit oder ohne Bluthochdruck) aufweisen. Diese Beschwerden können Ausdruck der Gehirnerkrankung "Reversible posteriore Leukoenzephalopathie" sein, die durch Bevacizumab verschlimmert wird. In einem solchen Fall darf die Behandlung nicht begonnen oder muss nach gesicherter Feststellung der Erkrankung beendet werden.
  • vermehrt Eiweiß mit dem Urin ausscheiden (meist Menschen mit Bluthochdruck). Bevacizumab kann die Niere schädigen. Deshalb muss während der Therapie die Eiweißausscheidung mit Teststreifen überwacht und ab einem gewissen Grad die Therapie beendet werden.
  • zu Verstopfungen von Arterien neigen. Möglicherweise erhöht Bevacizumab das Risiko von arteriellen Gefäßverschlüssen (einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall). Dies gilt besonders für Patienten mit einem Lebensalter von über 65 Jahren oder Gefäßverschlüssen in der Vorgeschichte. Tritt ein Gefäßverschluss auf, ist die Therapie mit Bevacizumab sofort zu beenden.
  • ein erhöhtes Risiko für Venenverstopfungen haben. Venenverstopfungen einschließlich einer Lungenembolie werden durch Bevacizumab begünstigt. Bei Patienten mit lebensbedrohlicher Lungenembolie (Grad 4) muss der Wirkstoff abgesetzt werden. Patienten mit geringer ausgeprägten Lungenembolien (unter Grad 3) können mit besonderer ärztlicher Vorsicht und bei sorgfältiger ärztlicher Überwachung weiterbehandelt werden.
  • ein mit der Grund-Krankheit verbundenes erhöhtes Blutungsrisiko haben (dazu gehören auch Krebspatienten). Bei Patienten, bei denen Bevacizumab stärkere Blutungen (insbesondere Hirnblutungen) verursacht, muss die Behandlung beendet werden. Werden Blutverdünner (Antikoagulanzien) eingenommen oder bestehen Gerinnungsstörungen, müssen die Patienten besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • an nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom leiden. Solche Patienten haben das Risiko schwerwiegender und manchmal tödlich verlaufender Lungeneinblutungen. Bei Bluthusten ist die Bevacizumab-Behandlung sofort zu beenden. Patienten mit kürzlich aufgetretener Lungeneinblutung beziehungsweise Bluthusten (über 2,5 Milliliter Blut) dürfen nicht mit Bevacizumab behandelt werden.
  • eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine Herzmuskelschwäche mit verminderter Pumpleistung haben. Diese kann durch eine vorhergehende Strahlentherapie der linken Brustwand, eine Erkrankung der Herzkranzgefäße oder Medikamenten-Nebenwirkungen (beispielsweise eine vorhergehende Behandlung mit Zytostatika aus der Gruppe der Anthracycline) verursacht wurden sein.
  • knochenmarksschädigende Zytostatika erhalten. Bevacizumab kann Nebenwirkungen dieser Medikamente wie Fieber und Infektionen infolge eines Mangels spezieller weißer (neutrophiler) Blutzellen gefährlich verstärken.

Besondere Hinweise:

Bis zu 5 Prozent der behandelten Patienten erkranken an Überempfindlichkeitsreaktionen und Infusionsreaktionen. Symptome sind Hautrötung, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot, Herzrasen und Blutdruckabfall. Eine spezielle Medikamentengabe vor der Bevacizumab-Gabe ist jedoch nicht erforderlich. Die Reaktionen verlaufen überwiegend leicht bis mäßig schwer. Wenn eine Reaktion auftritt, sollte die Infusion abgesetzt und eine angemessene medizinische Therapie durchgeführt werden. Schwerere Reaktionen - teilweise mit Schüttelfrost, verminderter Sauerstoffsättigung und Schock-Symptomatik - wurden ebenfalls sehr selten beobachtet. Aufgrund dieser Reaktionen müssen alle Patienten während und nach der Bevacizumab-Gabe engmaschig überwacht werden. Ob Bevacizumab nach einer Überempfindlichkeits- oder Infusionsreaktion erneut gegeben werden kann, muss vom Arzt individuell beurteilt werden.

Einige Krebspatienten, die Bevacizumab erhalten, erkrankten während der Behandlung an Knochenzerstörungen im Kiefer (sogenannten Kiefernekrosen). Die Mehrzahl dieser Patienten erhielten vorher oder gleichzeitig Wirkstoffe gegen Knochen- und Kalziumstoffwechsel-Krankheiten (sogenannte Bisphosphonate) in die Venen verabreicht. Das stellt ein bekanntes Risiko für die Entstehung von Kiefernekrosen dar. Es ist möglich, dass die Behandlung mit Bevacizumab ein zusätzliches Risiko für die Entwicklung von
Kiefernekrosen birgt. Bei gleichzeitiger oder aufeinander folgender Anwendung von Bevacizumab und i.v.-Bisphosphonaten ist daher besondere Vorsicht geboten.

Operative zahnärztliche Eingriffe sind ebenfalls ein Risikofaktor für Kiefernekrosen. Vor Beginn einer Behandlung mit Bevacizumab sollten eine zahnärztliche Untersuchung und geeignete zahnmedizinische Vorsorgemaßnahmen erwogen werden. Bei Patienten, die Bisphosphonate in die Vene verabreicht bekommen oder erhalten haben, sollten operative zahnärztliche Eingriffe nach Möglichkeit vermieden werden. 

Nach nicht zugelassener Anwendung von Bevacizumab in den Glaskörper des Auges kam es bei bei Krebspatienten in Einzelfällen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen am Auge. Diese umfassten unter anderem Entzündungen am Auge, des Glaskörpers und der mittleren Augenhaut, eine Ablösung der Netzhaut, ein Riss des Pigmentepithels in der Netzhaut, erhöhten Augeninnendruck sowie Augenblutungen (zum Beispiel des Glaskörpers, der Netzhaut oder der Augenbindehaut). Einige dieser Nebenwirkungen führten zu unterschiedlich starken Sehbeeinträchtigungen, einschließlich dauerhafter Erblindung. 

Bevacizumab bei Schwangerschaft & Stillzeit

Allgemein dringen Antikörper in den Mutterkuchen und gelangen zum Kind, Gleiches ist auch für Bevacizumab zu vermuten. Das kann beim Neugeborenen die Gefäßbildung hemmen und schwerwiegende Geburtsfehler verursachen. Daher darf der Wirkstoff während der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu sechs Monate nach der Therapie eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden.

Bevacizumab kann die weibliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Deshalb sollten Frauen im gebärfähigen Alter vor Beginn einer Behandlung mit dem Wirkstoff mit Ihrem Arzt über Maßnahmen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit sprechen. 

Es ist nicht bekannt, ob Bevacizumab in die Muttermilch übergeht. Da aber Antikörper allgemein in die Muttermilch ausgeschieden werden, ist dies auch von Bevacizumab anzunehmen. Dadurch könnte der Wirkstoff Wachstum und Entwicklung des Säuglings beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollten Frauen während der Therapie und mindestens sechs Monate nach der letzten Bevacizumab-Gabe nicht stillen.

Bevacizumab und Kinder

Sicherheit und Wirksamkeit von Bevacizumab bei Kindern und Jugendlichen wurde nicht untersucht. Aufgrund der fehlenden Erkenntnisse sollten nur Erwachsenen über 18 Jahren mit dem Wirkstoff behandelt werden.