Antikoagulanzien Anwendung

auch bezeichnet als: Blutgerinnungshemmende Mittel; Gerinnungshemmer; Blutverdünner

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Antikoagulanzien und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Antikoagulanzien werden eingesetzt, um das Blut weniger schnell gerinnen zu lassen. Auf diese Weise wird einer erhöhten Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) entgegengewirkt.

Eine erhöhte Thrombosenneigung kann angeboren sein oder durch andere Krankheiten entstehen. Gerinnsel oder Blutpfropfen bilden sich besonders häufig in Gefäßen, in denen das Blut langsam fließt. Venen sind daher häufiger betroffen als Arterien. Auch an Gefäßwand-Schäden, wie sie zum Beispiel bei Atherosklerose häufig sind, bilden sich bevorzugt Gerinnsel. Löst sich ein solches Blutgerinnsel von der Gefäßwand ab, wird es mit dem Blutstrom fortgespült. Es kann jederzeit in einem engeren Gefäßabschnitt stecken bleiben und in diesem Bereich die Blutversorgung unterbrechen. Durch die Verstopfung von Herzkranzgefäßen entsteht ein Herzinfarkt, im Lungenkreislauf kommt es zu einer Lungenembolie, im Gehirn werden Schlaganfälle und im Innenohr ein Hörsturz ausgelöst.

Antikoagulanzien dienen der Vorbeugung und Behandlung solcher Ereignisse. Daher werden sie eingesetzt
Außerdem werden Antikoagulanzien zur Herstellung von Blutkonserven benötigt, um die Fließfähigkeit derselben zu erhalten.

Zu den Antikoagulanzien zählen zwei Untergruppen von chemisch sehr verschiedenen Substanzen:
  • Heparin und seine Abkömmlinge (Heparinoide) sowie Hirudin:
    Heparin und seine Abkömmlinge werden aus Schweinedärmen oder aus Rinderlunge hergestellt, Heparinoide auch aus pflanzlichen Ausgangsstoffen. Häufig eingesetzte Heparine sind Certoparin-Natrium, Dalteparin-Natrium, Enoxaparin-Natrium, Nadroparin-Calcium, Reviparin-Natrium und Tinzaparin-Natrium.

    Die verschiedenen Heparine unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Molekülgröße. Man unterscheidet danach Standard-Heparin (unfraktioniertes Heparin, UFH) und niedermolekulares Heparin (NMH). Beide besitzen im Wesentlichen das gleiche Wirkungsspektrum, haben aber eine unterschiedlich lange Wirkzeit. Standard-Heparin wird vom Körper schnell abgebaut und ist daher relativ kurz wirksam. Es dient überwiegend zur Akutbehandlung von Embolien und anderen lebensbedrohlichen Thrombosen. Niedermolekulares Heparin wird langsamer vom Körper abgebaut und wirkt somit länger. Man setzt es heute bevorzugt zur Thrombose-Vorbeugung sowie zur Behandlung von Venenthrombosen bei tief liegenden Gefäßen ein.

    Ein Nachteil des Heparins und seiner Abkömmlinge ist, dass sie nicht geschluckt werden können. Beim Einspritzen direkt in eine Vene tritt die Wirkung binnen von Minuten ein und ist schnell verflogen. Beim Spritzen unter die Haut ist die Wirkung leicht verzögert, hält aber mehrere Stunden an. In äußerlicher Form in Salben und Gelen finden die Wirkstoffe als Venenmittel zur Therapie oberflächlicher Venenerkrankungen sowie von Prellungen und so genannten blauen Flecken (Hämatomen) Verwendung.

    Hirudin wird heute kaum noch wie früher aus dem Drüsensekret des Blutegels gewonnen, da es gentechnisch durch Bakterien erzeugte Hirudine wie Lepirudin und Desirudin gibt. Die Hirudine können ebenfalls nur als Infusionen oder Spritzen gegeben werden.
  • Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon und Warfarin:
    Diese Substanzen werden synthetisch hergestellt, leiten sich aber von den Inhaltsstoffen der Waldmeisterpflanze, den Cumarinen, ab. Da Phenprocoumon und Warfarin aus dem Magen-Darm-Trakt gut aufgenommen werden, können sie in Tablettenform gegeben werden.