Warum Scheidenpilz nur halb so schlimm ist

Frau verdeckt ihren Intimbereich, weil sie sich für den Scheidenpilz schämt.
Keine Sorge, Scheidenpilz lässt sich gut behandeln.

Sie sind nicht alleine! Statistisch gesehen leidet jede Frau mindestens einmal pro Jahr an Scheidenpilz (Vaginalmykose).[1] Wir verraten Ihnen, woran Sie erkennen, dass Sie betroffen sind, stellen mögliche Behandlungsmethoden vor und erläutern, wann es chronischer Scheidenpilz ist.

Was ist Scheidenpilz?

Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Vaginalschleimhaut sowie der Vulva, also des kompletten sichtbaren (äußeren) Teils des weiblichen Geschlechtsorgans. Der Verursacher dieser Erkrankung ist ein Hefepilz, in rund 90 Prozent der Fälle der Erreger Candida albicans.[1]

Wer oder was ist schuld? Die Ursachen von Scheidenpilz

Der Pilz an sich löst normalerweise nicht sofort eine Infektion aus. Denn der pH-Wert der Scheidenflora liegt in der Regel bei 4,0 (sauer; 7,0 wäre neutral), was das Wachstum des Hefepilzes für gewöhnlich hemmt. Erst wenn sich das Scheidenmilieu verändert, also der pH-Wert Richtung 7,0 wandert, und der Pilz nicht mehr natürlicherweise bekämpft wird, entsteht der Vaginalpilz. Es gibt verschiedene Ursachen, die den pH-Wert beeinflussen und somit Scheidenpilz begünstigen. Dazu zählen:

  • veränderter Hormonhaushalt (durch Schwangerschaft, Wechseljahre, Pubertät, Krankheiten wie eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse sowie die Einnahme der Antibabypille)

  • Medikamente (verschiedene Arzneimittel wie zum Beispiel Antibiotika oder Kortison haltige Präparate)

  • übertriebe Hygiene (Verwendung von Intimsprays oder auch Reinigung mit parfümierten Produkten)

Außerdem lösen Infektionen oder chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus sowie enormer Stress eine Immunschwäche aus, die zu einem wiederholten Auftreten von Scheidenpilz führen kann.

Eine Ansteckung durch Geschlechtsverkehr ist ebenfalls möglich – wenn auch eher selten. Geschlechtsorgane Penis und Hoden bieten dem Pilz eine eher unvorteilhafte Umgebung, da sie in der Regel trocken sind. Weil der Hefepilz aber eine feuchte Umgebung für die Vermehrung bevorzugt, kann es durchaus sein, dass der Partner eine Infektion nicht bemerkt und unbewussterweise beim Sex an die Frau weitergibt.

Wie unangenehm: Das sind die Symptome von Scheidenpilz

Die Selbstdiagnose eines Scheidenpilzes ist nicht schwer – besonders leicht fällt es Frauen, die bereits einen Scheidenpilz hatten. Achten Sie bei Beschwerden Down Under auf folgende Symptome:

  • Juckreiz
  • Rötung
  • Schwellung
  • Brennen
  • gelblich-weißer und bröckeliger Ausfluss
  • gelegentlich Bildung von Knötchen unter der Haut der Vulva
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Beschwerden beim Geschlechtsverkehr

Darüber hinaus ist bei einer Pilzinfektion meist die gesamte Scheide betroffen.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr!

Nur weil Ihr Schmuckkästchen juckt oder brennt, muss das nicht bedeuten, dass es sich dabei um einen Scheidenpilz handelt. Auch eine Allergie gegen ein verwendetes Waschmittel oder andere Hygieneartikel wie Seife sowie der Befall des Schamhaares mit Filzläusen lösen ähnliche Beschwerden aus wie ein Vaginalpilz.

Und tschüss! So behandeln Sie den Vaginalpilz

Keine Sorge, in der Regel lässt sich ein Scheidenpilz gut behandeln. Bei der Therapie der Erkrankung stehen Ihnen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, die Sie selbst nach eigenem Ermessen und abhängig von der Intensität der Symptome anwenden können. Dazu zählen:

  • Hausmittel/Selbsthilfe: Wenn sich der Pilzbefall in Grenzen hält, versuchen Sie zunächst, den Candida albicans oder andere Erreger durch einfache Hausmittel zu beseitigen. Verwenden Sie pH-neutrale Seife zur Reinigung, tragen Sie luftdurchlässige Unterwäsche und trocknen Sie Ihre Scheide nach jedem Toilettengang sorgfältig, um dem Erreger die Umgebung so unangenehm wie möglich zu gestalten.

  • Homöopathie: Präparate wie beispielsweise Hepar sulfuris D3 (aus Schwefelblumen und Austernschalenkalk), Belladonna D6 (aus der Tollkirsche) oder Staphisagria D10 (aus der Heilpflanze Stephanskraut) können bei der homöopathischen Behandlung von Scheidenpilz helfen. Aber: Holen Sie vorher eine ausführliche Beratung bei einem Homöopathen ein.

  • Medikamente: Bewirken Hausmittel und Homöopathie nichts oder ist der Befall zu weit fortgeschritten, finden Sie in der Apotheke eine Reihe von rezeptfreien Antipilzmitteln. Diese werden entweder als Creme oder Zäpfchen zum Einführen in die Scheide angeboten. Lassen Sie sich dazu von einem Apotheker beraten. Oftmals dauert die Anwendung drei Tage lang. Auch sollten Sie das Medikament trotz einer frühzeitigen Verbesserung der Symptome nicht vorher absetzen. Der Grund: Die Behandlung ist noch nicht vollständig abgeschlossen und Sie laufen Gefahr, dass die Beschwerden wieder einsetzen.
Lassen Sie den Joghurt im Kühlschrank!

    Das Milchprodukt gilt als altbewährtes Hausmittel gegen Vaginalpilz. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien sollen den Juckreiz lindern und den Pilz bekämpfen. Experten sind sich aber uneinig, ob die Einführung von Naturjoghurt in die Scheide jeder Frau hilft. Es wird vermutet, dass bei einigen Betroffenen die Anwendung sogar eine erneute Entstehung von Scheidenpilz fördert. Vor allem, wenn die Erkrankung erstmalig auftritt, empfiehlt es sich, lieber erst einen Arzt aufzusuchen.

    Auch wenn Sie den Vaginalpilz auf den ersten Blick erfolgreich beseitigt haben, muss das nicht heißen, dass Sie ihn nie wieder bekommen. Ist zum Beispiel der Partner der Überträger oder haben Sie die Behandlung unsachgemäß durchgeführt, kann eine erneute Infektion auftreten. In rund fünf bis zehn Prozent der Fälle entwickelt sich sogar ein chronischer Scheidenpilz.[2]

    Damit es kein chronischer Scheidenpilz wird: Die richtige Vorbeugung

    Da der Scheidenpilz die meisten Frauen in regelmäßigen Abständen heimsucht, ist es ratsam, aktiv gegen seine Entstehung vorzugehen. Mögliche Behandlungsmethoden:

    • Vermeiden Sie eine übertriebene Intimhygiene und benutzen Sie keine parfümierten Seifen oder Duschgele. Verzichten Sie zudem auf häufige Schaumbäder.

    • Aufgrund einer möglichen Ansteckung durch den Partner beim Geschlechtsverkehr, empfiehlt es sich, Kondome zu verwenden. Ihr Mann sollte sich zudem selbst behandeln lassen, wenn Sie häufiger unter Scheidenpilz leiden und er im Verdacht steht, der Überträger zu sein.

    • Tragen Sie luftdurchlässige Unterwäsche aus Baumwolle und verzichten Sie auf enge, synthetische Materialien, zum Beispiel aus Polyester. Sie sorgen dafür, dass wenig Luft an die Scheide gelangt und es dadurch zu einem Feuchtigkeits- und Wärmestau kommt.

    • Achten Sie auf eine ordentliche Toilettenhygiene. Wischen Sie nie von hinten nach vorne, da sonst Darmbakterien in die Scheide gelangen können und die empfindliche Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen.

    • Wechseln Sie bei häufigem Pilzbefall in sehr regelmäßigen Abständen die Handtücher und (für Nacktschläfer) die Bettwäsche.

    Treten die Beschwerden häufiger als viermal pro Jahr auf, handelt es sich um einen chronischen Scheidenpilz.[2] Sie sollten damit auf jeden Fall zum Arzt gehen. Er kann auch ausschließen, dass den immer wiederkehrenden Symptomen eine Immunschwäche oder andere Erkrankung zugrunde liegt. Selbst wenn Sie schwanger sind und unter starkem Juckreiz sowie Rötungen in der Scheide leiden, wird ein sofortiger Gang zum Gynäkologen angeraten. Warten Sie nicht zu lange und schämen Sie sich nicht für den Scheidenpilz. Denn denken Sie daran: Nahezu jede Frau hatte schon einmal das gleiche Problem wie Sie.