Mythos oder nicht: Ist Scheidenpilz ansteckend über die Toilette?

Die richtige Wischtechnik ist für die Prävention von Scheidenpilz wichtig. Im Gegensatz dazu sind Toiletten grundsätzlich nicht ansteckend.

„Scheidenpilz gilt als ansteckend über öffentliche Toiletten, Schwimmbäder oder Saunen.“ „Die Infektion ist eine Folge von mangelnder Hygiene.“ – es kursieren viele solcher Annahmen rund um das Thema Scheidenpilz und dessen Ausbreitungswege. Doch welche davon stimmen und welche können Sie in Zukunft ignorieren? Das verraten wir im Folgenden.

Scheidenpilz – Definition und Übertragung

Der Scheidenpilz – auch Vaginalmykose genannt – wird von dem Hefepilz Candida verursacht. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Unterart Candida albicans. Der Erreger befindet sich bei einigen Frauen natürlicherweise in der Scheidenflora (vaginale Mikrobiota) und fühlt sich dort aufgrund der warmen sowie feuchten Umgebung überaus wohl. Das saure Milieu der Flora (pH-Wert von 4,0) sorgt dafür, dass sich der Candida-Pilz nicht ausbreitet.[1] Das ist sehr wichtig, denn Symptome wie Jucken oder Brennen treten bei einem Scheidenpilz erst dann auf, wenn sich der Erreger unkontrolliert vermehrt.

In erster Linie sind es Ursachen wie Hormonschwankungen oder die Einnahme von Medikamenten, die die vaginale Mikrobiota aus dem Gleichgewicht bringen und letztendlich zu den Beschwerden führen.

Ist Scheidenpilz ansteckend über den Gang zur Toilette?

Oft steht im Verdacht, dass Scheidenpilz so ansteckend ist, dass er über die Benutzung einer Toilette übertragen werden kann. Aber stimmt das? Dass eine Vaginalmykose nach einer derartigen Sitzung entsteht, ist zwar gar nicht so unwahrscheinlich – allerdings aus einem anderen Grund. Denn die falsche Reinigung beim Toilettengang sorgt mitunter für ein verändertes Scheidenmilieu und schafft so die Grundlage für den Ausbruch der Symptome.

Die richtige Abwischtechnik

Säubern Sie den Intimbereich nach dem Toilettengang nicht von hinten nach vorne, sondern immer in umgekehrter Richtung – also von vorne nach hinten. Der Grund: So vermeiden Sie, dass Darmbakterien in den empfindlichen vaginalen Bereich gelangen und dort die saure Mikrobiota verändern.

Das bedeutet aber nicht, dass der Gang zur Toilette selbst ansteckend und die Ursache für Scheidenpilz ist, sondern vielmehr die Hygiene des Intimbereichs. Es gilt sogar als sehr ungewöhnlich, sich über den Toilettensitz – etwa eines öffentlichen Klos – eine Infektion mit der Vaginalmykose einzufangen. Der Grund: Die Klobrille ist kein idealer Ort für den Hefepilz.

Die Übertragung von Scheidenpilz in Schwimmbad und Sauna

Des Weiteren besteht die Behauptung, dass der Candida-Pilz in öffentlichen Schwimmbädern sowie Saunen lauert und Frauen sich dort infizieren können. Ähnlich wie bei der Annahme, der Scheidenpilz sei über den bloßen Gang zur Toilette ansteckend, gilt auch hier: Obwohl die dort herrschende Feuchtigkeit und Wärme sowie nasse Badekluft einen idealen Nährboden für den Candida albicans darstellen, ist eine Infektion kaum möglich. Denn schließlich teilen Sie sich dort mit niemandem ein Handtuch zum Abtrocknen oder tauschen den Bikini. Nur in derartigen Fällen passiert es gelegentlich, dass der Hefepilz den Sprung von Mensch zu Mensch schafft.

Eine Gefahr, die im Schwimmbad allerdings durchaus besteht, ist die Reizung der empfindlichen vaginalen Region durch chlorhaltiges Wasser und damit auch die Veränderung der Flora. Scheidenpilz tritt somit auch als Folge häufiger Freizeitbadbesuche auf.

Tipps zur Vermeidung einer Ansteckung:

  • Benutzen Sie pro Person nur ein Handtuch und verleihen Sie es auch nicht.
  • Wenn Sie häufig an Scheidenpilz leiden, sollten Sie die Badebekleidung nach dem Sprung ins kühle Nass gegen Trockene wechseln.
  • Waschen Sie Ihre Handtücher und Badebekleidung nach dem Freizeitspaß auf mindestens 60 Grad.

Es muss im Übrigen nicht immer die Frau-zu-Frau-Übertragung sein. Auch Männer können den Hefepilz – meist ohne ihn vorher zu bemerken – an ihren Geschlechtsteilen haben und ihn zum Beispiel durch dasselbe Handtuch übertragen.

Keine Chance dem Scheidenpilz: So geht richtige Intimhygiene

Um die Scheidenflora nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen und dadurch die Ausbreitung des Vaginalpilzes zu vermeiden, sollten Frauen auf ihre Intimpflege achten. Das bedeutet allerdings nicht häufiges und gründliches Waschen, sondern vielmehr, den Intimbereich auf die richtige Art und Weise zu reinigen. Denken Sie dabei an Folgendes:

  • Waschen Sie die Scheide ausschließlich mit warmem Wasser.
  • Auf Lappen oder Schwämme sollte Untenrum verzichtet werden, da diese ein idealer Nährboden für Bakterien sind.
  • Verwenden Sie keine Seifen, Duschgels oder andere parfumhaltige Mittel.
  • Falls Sie nicht auf ein Reinigungsprodukt verzichten möchten, empfiehlt es sich, zu speziellen Intimwaschlotionen zu greifen, die den pH-Wert der Vaginalflora nicht verändern.
  • Feuchttücher sind nicht nötig. Sie irritieren mit ihren Duftstoffen die empfindliche Region.
Mythos: Scheidenpilz aufgrund mangelnder Hygiene

    Genauso wie die Behauptung, dass Scheidenpilz durch die bloße Benutzung einer Toilette ansteckend ist, lässt sich diese Annahme ebenfalls widerlegen. Es ist sogar so, dass die Entstehung der Vaginalmykose nicht eine Folge von zu wenig, sondern eher von zu viel Hygiene ist.

    Grundsätzlich bedarf die Scheide keiner speziellen Pflege oder ausgefallener Produkte wie Intimdeos oder Ähnliches. Sie kann sich ganz gut selbst reinigen. Deswegen ist warmes Wasser für gewöhnlich ausreichend. Sie befürchten einen unangenehmen Duft und setzen aus diesem Grund auf parfümierte Duschgels und Co.? Keine Sorge, Scheidenausfluss beispielsweise ist normalerweise geruchslos. Falls er das nicht ist, könnte dies ein Anzeichen für eine Erkrankung oder hormonelle Veränderung sein. Dann sollten Sie das bei einem Gynäkologen abklären lassen.