Die Hormone sind schuld: Scheidenpilz in Schwangerschaft, den Wechseljahren und mehr

Frau macht sich wegen ihrem Scheidenpilz in der Schwangerschaft Sorgen.

Wenn die Hormone verrücktspielen, dann hat das häufig Einfluss auf Ihre Scheide. Wie das zusammenhängt und warum der Scheidenpilz besonders häufig in der Schwangerschaft, durch die Pille oder nach der Periode auftritt, lesen Sie hier.

Wie entsteht Scheidenpilz?

Als Scheidenpilz (Vaginalmykose) wird eine Pilzinfektion der Vaginalschleimhaut und der gesamten Vulva (sichtbarer Teil der Geschlechtsorgane) bezeichnet. Als Verursacher gilt der Hefepilz – in den meisten Fällen handelt es sich dabei um den sogenannten Candida albicans. In der Regel befindet sich dieser bereits in der Scheide, denn er ist Teil der Scheidenflora (Gesamtheit aller Mikroorganismen). Für gewöhnlich vermehrt sich der Pilz nicht, da der saure pH-Wert (4,0) der Flora den Hefepilz daran hindert. Verändert sich allerdings das Milieu aufgrund verschiedener Faktoren, kann sich Candida albicans ausbreiten und letztendlich Scheidenpilz auslösen. So beeinflusst ein veränderter Hormonhaushalt etwa in der Schwangerschaft oder durch die Pille den pH-Wert und somit auch die Zusammensetzung der Scheidenflora. Er gilt dadurch als möglicher Auslöser von Scheidenpilz.

Wichtiges Mitglied im Team „gesunde Scheidenflora“:

Laktobazillen (Milchsäurebakterien) gehören zum Beispiel zu den nützlichen Bakterien der Scheidenflora. Sie sorgen für das saure Milieu im Intimbereich, in dem sich Krankheitserreger nur schwer ausbreiten können. Aus diesem Grund gelten Laktobazillen als Gegner des Hefepilzes.

Scheidenpilz in der Schwangerschaft: Wenn Hormone im Spiel sind

Einer der Gründe, warum sich der Hefepilz vermehrt und es somit zu Scheidenpilz kommt, ist also ein veränderter Hormonhaushalt, wie er auch bei einer Schwangerschaft vorkommt. Denn zu dieser Zeit produziert der Körper verstärkt das Hormon Östrogen. Das wiederum ist für die Bildung von Zucker (Glykogen) verantwortlich, welcher für den Pilz ein „gefundenes Fressen“ darstellt. Candida albicans wächst und breitet sich aus, was letztendlich zu den typischen Symptomen wie Juckreiz, Rötungen oder einem bröckeligen Ausfluss führt.

Schon gewusst?

Etwa 30 Prozent der Frauen leiden am Ende ihrer Schwangerschaft unter Scheidenpilz.[1] Bei der Geburt kann der Pilz unter Umständen auf die Haut des Babys übergehen. Deswegen empfehlen Ärzte werdenden Müttern, sich vor der Geburt auf die Erreger hin untersuchen zu lassen – selbst wenn keine eindeutigen Anzeichen für Vaginalmykose bestehen. Der Scheidenpilz wird dann noch in der Schwangerschaft und vor der Geburt behandelt, sodass Sie keine Gefahr für das Neugeborene befürchten müssen.

Scheidenpilz durch die Pille? Weitere hormonelle Ursachen

Ein veränderter Hormonhaushalt, der zu Scheidenpilz führen kann, betrifft aber nicht nur Frauen in der Schwangerschaft. Der Östrogenspiegel verändert sich auch:

  • in der Pubertät
  • während der Wechseljahre
  • in der zweiten Hälfte des Zyklus (also vor der Menstruation)
  • im Rahmen einer Hormontherapie (zum Beispiel bei unerfülltem Kinderwunsch)
  • bei Einnahme der Pille

Scheidenpilz wird allerdings nicht nur bei hohem Östrogengehalt durch die Pille begünstigt. Präparate, die das Hormon Gestagen enthalten, stehen ebenso im Verdacht, Vaginalmykose vermehrt auszulösen. Fragen Sie Ihren Gynäkologen: Er schätzt ein, ob der Scheidenpilz durch die Pille verursacht wird und ob es Sinn macht, die Verhütungsmethode zu wechseln.

Scheidentrockenheit als Auslöser – Scheidenpilz nach der Periode

Da die Scheidenflora ein empfindliches Milieu ist, kann jede Veränderung ebendieser zu Infektionen führen. Genauso wie ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt fördert auch eine trockene Scheide die Entstehung von Vaginalpilz. Der Gehalt der Laktobazillen sinkt unter Umständen, der Hefepilz breitet sich im Gegenzug aus. Scheidentrockenheit tritt – außer in den Wechseljahren – auch nach der Menstruation auf, und zwar dann, wenn Sie Tampons benutzen. Scheidenpilz nach der Periode ist deswegen nicht ungewöhnlich.

Scheidenpilz und die Menopause

Nach den Wechseljahren besteht bei Frauen zwar ebenfalls eine Scheidentrockenheit, die Wahrscheinlichkeit, an Vaginalpilz zu erkranken, nimmt jedoch ab. Warum ist das so? Das liegt daran, dass sich der Glykogengehalt der Zellen nach der Menopause verringert. Dem Hefepilz wird also seine Nahrung genommen, sodass er sich nur erschwert vermehren kann.

Andere Ursachen für die Entstehung von Scheidenpilz

Scheidenpilz bildet sich nicht nur verstärkt in der Schwangerschaft, durch die Pille und nach der Periode, sondern gelegentlich auch in Folge dieser Auslöser:

  • Bestimmte Medikamente, wie etwa Antibiotika, nehmen unter Umständen Einfluss auf die Zusammensetzung der Scheidenflora.

  • Eine übertriebene Hygiene beispielsweise in Form von häufiger Verwendung von Intimsprays kann das Scheidenmilieu beeinflussen.

  • Chronische Erkrankungen – zum Beispiel Diabetes mellitus – gehen mit einer Immunschwäche einher, die das empfindliche Gleichgewicht im Intimbereich verändert.

  • Ein wiederholtes Auftreten von Vaginalpilz lässt sich unter anderem auf eine geschwächte Immunabwehr infolge von besonders viel Stress zurückführen.

  • Eine Ansteckung über Geschlechtsverkehr ist zwar eher selten, aber durchaus möglich.
Wann zum Arzt?

Wenn Sie zum ersten Mal unter Scheidenpilz leiden, sollten Sie einen Gynäkologen aufsuchen. Er empfiehlt Ihnen die richtige Behandlung und verschreibt ein geeignetes Medikament. So wissen Sie bei wiederholtem Auftreten der Erkrankung, was hilft. Außerdem ist der Mediziner auch dann Ihr Ansprechpartner, wenn Sie den Scheidenpilz in der Schwangerschaft erlangt haben. Lassen Sie ihn dann auf jeden Fall frühzeitig behandeln.