Darum entsteht Scheidenpilz häufig nach einer Behandlung mit Antibiotika
Wer unter Scheidenpilz leidet, fragt sich meist, warum dieser ausgerechnet jetzt auftritt. Es gibt einige Faktoren, die unmittelbar mit der Entstehung der Infektion zusammenhängen – auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten kann eine davon sein. Erfahren Sie, warum der Scheidenpilz besonders häufig nach der Gabe von Antibiotika auftritt.
Von Scheidenflora bis Scheidenpilz – ein Überblick
Scheidenpilz hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – wie sooft behauptet wird. Stattdessen entsteht die Erkrankung, auch Vaginalmykose genannt, meist aufgrund eines Ungleichgewichts der Scheidenflora.
Dabei handelt es sich um die Gesamtheit aller in der Scheide befindlichen Mikroorganismen. Einer ihrer wichtigsten Vertreter sind die Laktobazillen (Milchsäurebakterien), welche dafür sorgen, dass der pH-Wert in der Scheide bei etwa 4,0 (sauer) bleibt.[1]
Für den Ausbruch von Scheidenpilz ist ein Hefepilz der Gattung Candida (in den meisten Fällen Candida albicans) verantwortlich. Auch er kann Teil der Scheidenflora sein. Die Laktobazillen halten ihn allerdings in Schach, sodass er sich nicht ausbreitet und eine Infektion auslöst. Wird der pH-Wert der Vaginalflora aber in irgendeiner Weise gestört – wie es zum Beispiel nach der Einnahme von Antibiotika der Fall ist – kann es zu Scheidenpilz kommen.
An diesen Anzeichen lässt sich eine Infektion erkennen:
- Juckreiz
- Schwellung
- Rötung
- gelblich-weißer sowie bröckeliger Ausfluss
- Brennen
- Beschwerden beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Sex
Wenn Sie nicht wissen, ob die Symptome auf Scheidenpilz hindeuten oder zum Beispiel als Folge einer Allergie gegen ein Waschmittel auftreten, suchen Sie einen Gynäkologen auf.
Als weitere Möglichkeit, um sicherzugehen, ob es sich bei Ihren Beschwerden – etwa nach der Behandlung mit Antibiotika – um Scheidenpilz handelt, können Sie mit einem Schnelltest aus der Apotheke den pH-Wert der Vaginalflora kontrollieren. Das Ergebnis gibt einen ersten Hinweis darauf, ob das Milieu nicht mehr sauer genug ist. Oder aber, Sie untersuchen mithilfe eines anderen Tests (ebenfalls in der Apotheke erhältlich) Ihr Scheidensekret konkret auf Hefesporen. Auch mithilfe dieser Maßnahme kann eine Vaginalmykose erkannt werden.
Häufiger Fall: Scheidenpilz durch Antibiotika
Wenn der Scheidenpilz durch die Einnahme von Antibiotika auftaucht, ist vermutlich das Medikament der Auslöser für den Ausbruch der Infektion. Der Grund: Die Gabe von Antibiotika dient eigentlich der Bekämpfung unerwünschter Bakterien im Körper, so wie es zum Beispiel bei der Behandlung einer Blasenentzündung der Fall ist. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Wirkstoffe ebenso die nützlichen Milchsäurebakterien der Scheidenflora angreifen. Der natürliche Schutzschild ist somit geschwächt; das Milieu verliert seine saure Eigenschaft, wodurch sich der Pilz verstärkt vermehren kann. Der Scheidenpilz tritt vor allem nach einer langwierigen Behandlung mit Antibiotika auf.
Kommt es bei Ihnen häufiger vor, dass Sie Antibiotika einnehmen müssen und sich nach der Verwendung Scheidenpilz bildet, macht es unter Umständen Sinn, bereits während der Medikamenteneinnahme ein Antipilzmittel (Antimykotikum) zu verwenden. Sprechen Sie Ihren Arzt unbedingt auf Ihre Beschwerden an.
Scheidenpilz und andere Medikamente
Scheidenpilz tritt nicht nur nach Antibiotika auf. Auch die Therapie mit anderen Medikamenten, die Einfluss auf die empfindliche Scheidenflora haben oder aber die Immunabwehr herabsetzen, kann die Infektion auslösen. So entsteht womöglich beispielsweise nach der Einnahme von Immunsuppressiva vermehrt Scheidenpilz. Die Aufgabe dieser Medikamente ist es, die Abwehrreaktion des Immunsystems zu unterdrücken. Zum Einsatz kommen entsprechende Wirkstoffe dann, wenn der Körper fälschlicherweise (zum Beispiel durch eine Allergie oder Autoimmunkrankheit) ungefährliche Substanzen beziehungsweise körpereigenes Gewebe als fremd ansieht und versucht, diese zu bekämpfen. Ist die Immunabwehr allerdings herabgesetzt, kann der Körper den Hefepilz nicht an der Ausbreitung hindern. Es entsteht Scheidenpilz.
Was tun bei Scheidenpilz? So sieht die Behandlung aus
In der Regel verschwindet eine Infektion von alleine. Sie können allerdings unterstützend handeln, indem Sie folgende Punkte beachten:
- Waschen Sie Ihren Intimbereich mit pH-neutraler Seife, damit die natürliche Besiedelung der Flora wiederhergestellt wird.
- Tragen Sie luftdurchlässige Unterwäsche aus Baumwolle, um einen Feuchtigkeitsstau zu verhindern, in dem sich der Pilz weiterhin vermehren kann.
- Trocknen Sie Ihre Scheide nach dem Waschen und Toilettengang vollständig ab. Auch auf diese Weise entziehen Sie dem Erreger seinen Nährboden.
Hat sich der Scheidenpilz stark ausgebreitet und erschweren Ihnen die Symptome den Alltag, gibt es in der Apotheke eine Reihe von rezeptfreien Medikamenten. Die sogenannten Antipilzmittel werden in verschiedenen Ausführungen (zum Beispiel als Creme oder Zäpfchen) und mit einer unterschiedlichen Anwendungsdauer (etwa die Drei-Tages-Therapie) angeboten.
Die meisten Mediziner sind sich einig, dass Scheidenpilz nach der Gabe von bestimmten Medikamenten wie etwa Antibiotika oder Arzneimitteln gegen Rheuma auftreten kann. Hatten Sie bereits in der Vergangenheit häufig Probleme mit dem Hefepilz, teilen Sie dies vor einer potenziellen medikamentösen Behandlung dringend Ihrem Arzt mit. Der Grund: Weiß der Arzt von Ihrer Vorgeschichte, kann er Ihnen entsprechend ein Antipilzmittel verschreiben, um der Entstehung von Scheidenpilz bedingt durch die Einnahme von Antibiotika und Co. entgegenzuwirken. Möglicherweise empfiehlt er Ihnen – sofern es nicht unbedingt nötig ist – sogar eine alternative Therapie.