Alles Kopfsache? Wenn Erektionsprobleme psychisch bedingt sind
Die Lust und damit auch die Erektion entstehen im Kopf – und wenn der Kopf nicht will oder mit anderen Dingen beschäftigt ist, kann es sein, dass auch das beste Stück streikt. Doch heißt das nun, dass Erektionsprobleme immer psychisch bedingt sind? Erfahren Sie, welche Rolle der Kopf bei erektiler Dysfunktion spielt.
Körperlich oder psychisch? Gründe für eine erektile Dysfunktion
Vorab sei erwähnt, dass bei einem Erektionsproblem nicht automatisch eine psychische Ursache zugrunde liegen muss, nur weil die Lust und somit die Voraussetzung für eine Erektion im Kopf entstehen. Ging man früher noch davon aus, dass Erektionsprobleme überwiegend Kopfsache sind, weiß man mittlerweile, es ist genau umgekehrt: Ein Großteil der Erektionsstörungen ist körperlich (organisch) bedingt. Auslöser gibt es viele; so können beispielsweise Multiple Sklerose, Diabetes mellitus oder auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen schuld sein. Eine psychische Komponente (zum Beispiel Versagensängste oder Leistungsdruck) kann allerdings auch beim Vorliegen körperlicher Ursachen hinzukommen.
Doch woher wissen Sie nun, ob Ihr Erektionsproblem Kopfsache ist oder nicht? Ganz allgemein wird angenommen, dass eine psychische Ursache wahrscheinlich vorliegt, wenn die erektile Dysfunktion
- plötzlich einsetzt und keine signifikanten organischen Ursachen hat,
- je nach Umständen variiert oder
- Faktoren wie Depression, Stress oder Beziehungsprobleme eine Rolle spielen.
Im Umkehrschluss wird eine körperliche Ursache vermutet, wenn die Erektile Dysfunktion erst allmählich einsetzt, sie über einen längeren Zeitraum besteht und das unabhängig von den Umständen sowie wenn keine möglichen, psychischen Ursachen vorliegen. Zudem können bei Untersuchungen häufig organische Ursachen ausgemacht werden.
Erektionsprobleme: Welche psychischen Faktoren beeinflussen die Potenz?
Das Gehirn ist es, das normalweise die sexuellen Reize (beispielsweise den Anblick einer begehrten Person) in Nervensignale umsetzt und an den Penis weiterleitet. Freigesetzte Botenstoffe sorgen dafür, dass sich die Muskulatur entspannt und Blut in den Penis einströmt. Gleichzeitig wird das Abströmen des Blutes verhindert, wodurch es sich im Schwellkörper staut; der Penis wird hart und richtet sich auf.
Nun gibt es verschiedene Gründe, warum die sexuellen Reize nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Mögliche Ursachen sind:
- Versagensängste oder unrealistische Erwartungen
- sexuelle Hemmungen
- Probleme in der Partnerschaft
- Stress (privat und/oder beruflich)
- Depressionen
- Psychosen
- traumatische sexuelle Erfahrungen
- ungeklärte sexuelle Orientierung
- sexuelle Vorlieben, die von denen des Partners abweichen
Stellt sich heraus, dass dem Erektionsproblem psychische Ursachen zugrunde liegen, gilt es, das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen – und damit letztlich auch die Erektion.
Hilfe bei psychischen Erektionsproblemen
Bei einer psychisch bedingten erektilen Dysfunktion stehen die Chancen gut, die Ursache wirksam zu bekämpfen. Dabei müssen Betroffen nicht sofort eine Sexualtherapie in Anspruch nehmen – der erste Schritt ist die Selbsthilfe. In der Regel ist es recht schwierig, den eigenen Problemen auf die Spur zu kommen. Gemeinsam fällt es oftmals leichter, die möglichen Auslöser zu erkennen. Daher sollten Sie das Gespräch mit einer vertrauensvollen Person suchen – am besten mit Ihrem Partner. Der Austausch mit dem Lebenspartner ist besonders wichtig, denn auch in einer glücklichen Beziehung können unbewusst Konflikte vorliegen.
Zu folgenden Punkten können Sie sich dabei Gedanken machen:
- Inwiefern hat sich Ihre Beziehung verändert?
- Werden Konflikte geklärt oder ignoriert?
- Was fehlt in der Beziehung?
- Haben Sie das Gefühl, von Ihrem Partner respektiert zu werden?
- Sind Sie mit dem Austausch von Zärtlichkeiten im Alltag zufrieden?
- Was gefällt Ihnen an Ihrem Sex?
- Was vermissen Sie beim Sex?
- Können Sie Ihre sexuellen Neigungen offen ansprechen?
- Stellen Sie Veränderungen in Ihrem Leben fest, die womöglich Grund für die Erektionsstörung sein könnten?
Bei einem solchen offenen Gespräch besteht immer die Gefahr, dass es in gegenseitigen Schuldzuweisungen endet. Achten Sie daher darauf, dass Sie von sich reden und nicht verallgemeinern.
Eine andere Anlaufstelle bietet der Hausarzt. In Gesprächen wird er den psychischen Ursachen des Erektionsproblems auf den Grund gehen und passende Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Möglicherweise verweist er Sie an einen Sexualtherapeuten oder Psychologen. Ersterer ist vor allem dann gefragt, wenn beispielsweise Faktoren wie Versagensängste oder Leistungsdruck der Erektionsstörung zugrunde liegen. Die Behandlung setzt dabei vor allem auf Methoden wie die kognitive Therapie oder die rational emotionale Therapie (RET), um so das eigene Verhalten zu verändern und aus starren Gedankenspiralen herauszukommen. Dem gegenüber wird ein Psychologe zurate gezogen, wenn die Auslöser zum Beispiel in Stress, Depressionen oder traumatischen Erfahrungen zu finden sind.