Vorsorge statt Nachsorge: Scheidenpilz vorbeugen

Baumwollunterwäsche kann Scheidenpilz vorbeugen.
Zum Vorbeugen von Scheidenpilz sollten Frauen Baumwollunterwäsche tragen.

Gerade ist der Vaginalpilz mit all seinen unangenehmen Begleiterscheinungen wie Jucken, Brennen und Ausfluss überstanden, da stellen sich betroffene Frauen verständlicherweise die Frage: Wie kann ich künftig Scheidenpilz vorbeugen? Wir geben Tipps, damit eine Infektion der Scheide möglichst nicht noch einmal vorkommt.

Mit welchen Hygienemaßnahmen lässt sich Scheidenpilz vorbeugen?

Hier finden Sie zunächst einen Überblick über die wichtigsten Hygienemaßnahmen, um Scheidenpilz vorzubeugen:

  • Intimbereich am besten nur mit lauwarmem Wasser reinigen
  • keine Scheidenspülungen oder Intimdeos anwenden
  • synthetische Materialien bei der Unterwäsche vermeiden
  • Wäsche und Handtücher aus Baumwolle bei hohen Temperaturen waschen und möglichst täglich wechseln
  • nach dem Stuhlgang immer von vorne (Vagina) nach hinten (After) abwischen

„Scheidenpilz entsteht durch mangelhafte Hygiene“ – dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Dabei ist eigentlich meist das genaue Gegenteil, also ein „zu viel“ an Hygiene der Fall. Das saure Vaginalmilieu, das die Vermehrung von Keimen verhindert, ist sehr empfindlich, der gesunde pH-Wert liegt bei etwa 4,0.[1] Gelangen beim übermäßigen Waschen zu aggressive, stark parfümierte Seifen in die Scheide oder führt die Frau gar eine Scheidenspülung beziehungsweise -dusche durch, „kippt“ das Milieu und die natürliche Säure-Barriere wird beeinträchtigt. Auch von Intimdeos sollten Sie aus den gleichen Gründen besser die Finger lassen.

Übrigens:

Es ist nicht möglich, eine bereits bestehende Pilzinfektion der Scheide „wegzuwaschen“. Das angegriffene Vaginalmilieu würde immer weiter belastet werden – und damit auch anfälliger für andere Keime, wie Bakterien, die eine bakterielle Vaginose auslösen.

Die gesündeste Variante ist es, den Intimbereich äußerlich einfach mit klarem, lauwarmem Wasser zu reinigen. Optional können Sie eine spezielle Waschlotion verwenden, die Sie in der Apotheke erhalten und die ideal auf den pH-Wert der Vagina abgestimmt ist. Scheidenspülungen sind unnötig, denn die Scheide gehört zu den sich-selbst-reinigenden Organen. Das heißt, dass sie sich durch Ausfluss von Bakterien, Viren und Pilzen befreit.

Pilze fühlen sich in feucht-warmen Umgebungen sehr wohl. Das Tragen von Unterwäsche aus synthetischen Stoffen kommt ihnen da sehr entgegen. Die Haut kann unter diesen Materialien nicht atmen und fängt an zu schwitzen. Besser ist hier Baumwolle. Sie ist atmungsaktiv, absorbiert Feuchtigkeit und lässt sich bei hohen Temperaturen hygienisch rein waschen. Handtücher und Waschlappen, die zur Intimpflege verwendet werden, sollten auch möglichst aus Baumwolle sein und in hartnäckigen Fällen von Scheidenpilz täglich gewechselt werden. Besonders einfach ist hier natürlich die Nutzung von Einmal-Waschlappen.

Was viele nicht wissen: Der für Scheidenpilz verantwortliche Hefepilz Candida albicans siedelt sich häufig auch im Darm an. Und so zielt der folgende Tipp auf Ihr Verhalten während des Stuhlgangs ab, um Scheidenpilz vorzubeugen. Denn auch beim scheinbar schlichten Abwischen kann einiges falsch laufen. Die Richtung ist entscheidend: Bitte wischen Sie immer nur vom Scheideneingang vorne nach hinten zum After. Im umgekehrten Fall besteht das Risiko, dass Verunreinigungen und Keime wie Pilze aus dem Darm in die Vagina gelangen.

Eine Milchsäurebakterien-Kur hilft, die Scheidenflora aufzubauen

Gilt es nach einem überstandenen Pilz, die Scheidenflora aufzubauen, oder um eine Vaginalmykose gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist eine Milchsäurebakterien-Kur ratsam. Dem Körper werden zusätzlich sogenannte Laktobazillen zugeführt. Diese begünstigen das saure Gleichgewicht des Scheidenmilieus.

Der optimale Zeitpunkt für eine Milchsäurebakterien-Kur ist kurz nach der Periode, weil gerade dann die Scheidenflora stark beansprucht ist. Zuvor benutzte Hygieneartikel wie Tampons haben die Vagina besonders ausgetrocknet und damit angreifbarer für Keime gemacht. Eine Behandlung mit Antibiotika ist ebenfalls sehr belastend für das Vaginalmilieu, denn die Arznei unterscheidet bei ihrer Bekämpfung nicht zwischen krankmachenden und nützlichen Bakterien. Daher bietet es sich auch hier an, seinen Körper mit zusätzlichen Bakterien der guten Art zu unterstützen.

In der Apotheke erhalten Sie rezeptfrei verschiedene Arten von Milchsäurebakterien als Kur. Sie sind in Form von

  • Vaginalzäpfchen,
  • Gel oder
  • Vaginaltabletten

erhältlich. Lassen Sie sich über die verschiedenen Vor- und Nachteile sowie über die Anwendungsdauer von Ihrem Apotheker und Gynäkologen beraten.

Wer auch über die Ernährung seinem Körper etwas Gutes tun möchte, kann bestimmte Nahrungsmittel zu sich nehmen, um die angestrebte Milchsäurebakterien-Kur zu unterstützen. Diese sind nicht nur für das Scheidenmilieu, sondern auch für die Darmflora förderlich. Zu diesen Lebensmitteln gehören Milchprodukte wie

  • Kefir,
  • Dickmilch,
  • Buttermilch,
  • Naturjoghurt und
  • Sauermilchkäse,

aber auch in „sauren“ Produkten – beispielsweise Sauerkraut, Sauergemüse und saurer Sahne – lassen sich die nützlichen Bakterien finden.

Wichtig:

Hausverbot für Lebensmittel! Es halten sich hartnäckig einige Hausmitteltipps, nach welchen zum Beispiel in Joghurt getränkte Tampons in die Vagina eingeführt werden sollen. Schließlich sind ja im Joghurt ebenfalls Milchsäurebakterien enthalten. Was hier aber nicht bedacht wird: Es handelt sich um vollkommen andere als in der Scheidenflora. Außerdem schaden andere Bakterien, die sich ebenfalls im Joghurt befinden, und enthaltene Konservierungsstoffe der sensiblen Scheidenschleimhaut. Also bitte unbedingt beachten: Lebensmittel haben nichts in der Scheide zu suchen!

Hefepilze lieben zudem Süßes. Personen, die gerne Zucker, Alkohol und Kohlenhydrate konsumieren (Letztere werden ebenfalls in Zucker umgewandelt), füttern quasi den Scheidenpilz mit. Eine ausgewogene, zucker- sowie kohlenhydratarme und ballaststoffreiche Ernährung kann dessen Wachstum verhindern und das allgemeine Wohlbefinden fördern. Auf diese Weise tragen Sie dazu bei, Ihre Scheidenflora möglichst schnell aufzubauen, damit sie sich wieder gegen die verschiedensten Keime wappnen kann und Scheidenpilz keine Chance mehr hat.

Scheidenflora aufbauen: Risikofaktoren und Anfälligkeit für Vaginalpilz

Bei einer Scheidenpilzinfektion gerät das sensible Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht. Die guten Bakterien kommen gegen eingedrungene Keime nicht mehr an und so hat der verantwortliche Hefepilz Candida albicans leichtes Spiel. Die Folgen sind Symptome wie unangenehmer Juckreiz, schmerzhaftes Brennen und weiß-bröckeliger Ausfluss.

Mit unseren oben genannten Tipps ist es möglich, dem Scheidenpilz vorzubeugen und die angeschlagene Scheidenflora aufzubauen. Doch für wen sind unsere Maßnahmen gedacht? Wer ist besonders anfällig für eine Vaginalmykose? Was sind die größten Risikofaktoren? Wir möchten vor allem Frauen weiterhelfen, die

  • allgemein zu Scheidentrockenheit und Scheideninfektionen neigen,
  • über längeren Zeitraum Antibiotika zu sich nehmen müssen sowie
  • Hormonschwankungen ausgesetzt sind (Schwangerschaft, Wechseljahre, Pubertät, Einnahme der Anti-Baby-Pille).

Diese Auflistung zeigt, dass ein breites Spektrum an Frauen von der genitalen Infektion betroffen sein kann. Wir hoffen, Ihnen hilfreiche Tipps mit an die Hand gegeben zu haben, um möglichst schnell wieder unbeschwert – ohne Scheidenpilz und seine fiesen Symptome – das Leben genießen zu können.