Er ist wieder da – der chronische Scheidenpilz

Eine Frau hat keine Ahnung, warum sie chronischen Scheidenpilz hat.
Wieso kommt der chronische Scheidenpilz immer wieder?

Kaum freut sich frau, dass die Scheidenpilz-Symptome endlich verschwinden, machen sich nur wenige Tage bis Wochen später erneut die typischen Beschwerden wie Juckreiz, Schwellungen und Co. breit. Aber wieso eigentlich? Erfahren Sie, wie chronischer Scheidenpilz entsteht und was Sie dagegen unternehmen können.

Scheidenpilz: Sie sind nicht allein

Scheidenpilz ist nicht ungewöhnlich. Statistisch gesehen leidet jede Frau mindestens einmal jährlich an einer Vaginalmykose, wie der Scheidenpilz auch genannt wird.[1] Das bedeutet aber ebenfalls, dass er bei manchen Patientinnen sogar häufiger als einmal pro Jahr auftritt. Genauer: In rund fünf bis acht Prozent der Fälle kehrt der Scheidenpilz immer wieder zurück. Von chronischem Scheidenpilz sprechen Experten dann, wenn sich die Mykose ab viermal jährlich bemerkbar macht.[2]

Was ist Scheidenpilz?

Bei der Vaginalmykose handelt es sich um eine Entzündung der Vaginalschleimhaut sowie des äußeren, sichtbaren Teils der Genitalien (Vulva). Verantwortlich dafür ist ein Hefepilz der Gattung Candida – meist Candida albicans. Häufig befindet er sich schon in der natürlichen Scheidenflora (alle Mikroorganismen in der Scheide), bereitet allerdings keine Schwierigkeiten. Erst wenn sich das Milieu der Scheide zum Beispiel durch Krankheiten oder Hormonschwankungen verändert, vermehrt er sich unkontrolliert und sorgt für die typischen Scheidenpilz-Symptome wie Rötungen oder weißen, bröckeligen Ausfluss.

Immer wieder Scheidenpilz? Darum ist das so

Die Behandlung von Scheidenpilz (in der Regel mit Antipilzmitteln) ist normalerweise effektiv. Meist verbessern sich die Symptome, sobald sich die Scheidenflora wieder beruhigt hat und sich der Pilz nicht weiter ausbreiten kann. Das ist dann der Fall, wenn die Ursache für die veränderte vaginale Mikrobiota (Scheidenflora) beeinflussbar ist. Häufig liegen folgende Auslöser dem Ungleichgewicht des Scheidenmilieus zugrunde:

  • Einnahme von Medikamenten, wie zum Beispiel Antibiotika
  • Veränderung im Hormonhaushalt, etwa durch die Schwangerschaft oder die Wechseljahre
  • übertriebene Hygiene, beispielsweise durch Reinigung mit parfumhaltigen Mitteln
  • geschwächtes Immunsystem durch Stress

Während sich Ursachen wie die falsche Hygiene ändern lassen und die Einnahme von Antibiotika in der Regel auch temporär ist, gibt es jedoch bestimmte Krankheiten (etwa Diabetes mellitus), die ebenfalls für eine veränderte Scheidenflora und damit Scheidenpilz verantwortlich sein können. In sollen Fällen besteht das Ungleichgewicht der vaginalen Mikrobiota über einen längeren Zeitraum und kann nicht so einfach beseitigt werden, sodass unter Umständen immer wieder Scheidenpilz auftritt.

Nicht zu unterschätzen ist der Faktor Stress. Stehen Patientinnen dauerhaft unter Strom, schwächen sie dadurch ihr Immunsystem. Auch hierbei verbreitet sich der Hefepilz vermehrt. Ändert die betroffene Person nichts an ihrer Lebensweise und bleibt der Stress weiterhin bestehen, steigt das Risiko für chronischen Scheidenpilz.

Behandlung von chronischem Scheidenpilz: Was hilft?

Die Symptome können zwar mithilfe von speziellen vaginalen Salben oder Zäpfchen aus der Apotheke gelindert werden, kurze Zeit später treten sie bei chronischem Scheidenpilz aber erneut auf. Die Behandlung gestaltet sich somit als schwierig. Oftmals findet bei chronischem Scheidenpilz eine Langzeittherapie mit Fluconazol, einem Anti-Pilz-Wirkstoff, Anwendung. Allerdings treten nach Absetzen der Maßnahme in 50 Prozent der Fälle erneut Symptome auf.[1]

Impfung gegen Scheidenpilz – gibt’s das?

Nein, eine Impfung gegen Scheidenpilz speziell wird nicht angeboten. Aber: Es gibt den Impfstoff Gynatren, der generell das Immunsystem der Scheide verbessern kann, indem er die Vermehrung der guten Milchsäurebakterien unterstützt. Diese Impfung kommt jedoch nur dann gegen chronischen Scheidenpilz zum Einsatz, wenn die Entzündung sehr häufig wiederkehrt und andere Maßnahmen nicht mehr greifen. Der Gynäkologe entscheidet hier.

Bei chronischem Scheidenpilz: Vorbeugung ist das A und O

Vorbeugemaßnahmen sind bei chronischem Scheidenpilz ein wichtiger Schritt, um zu verhindern, dass immer wieder Scheidenpilz auftritt. Folgende Methoden haben sich bei der Vermeidung einer Vaginalmykose bewährt:

  • Keine übertriebene Hygiene: Verzichten Sie auf parfümhaltige Reinigungsmittel, welche die empfindliche Scheidenflora beeinflussen. Stattdessen genügt in der Regel warmes Wasser. Falls Sie nicht auf ein zusätzliches Mittel verzichten möchten, empfehlen sich pH-neutrale Intimlotionen.

  • Luftdurchlässige Unterwäsche: Baumwollmaterialien eignen sich besonders gut. Synthetische Materialien dagegen lassen einen Feuchtigkeitsstau zu, was dem Hefepilz eine ideale Umgebung für die Vermehrung schafft.

  • Richtige Wischtechnik: Wenn Sie nach dem Stuhlgang von hinten nach vorne wischen, können Bakterien aus dem Darm die Scheidenflora befallen und dort Unruhe stiften. Aus diesem Grund erfolgt die korrekte Reinigung mit Toilettenpapier immer in umgekehrter Richtung, also von vorne nach hinten.

  • Saubere Textilien: Frauen, die an chronischem Scheidenpilz leiden, sollten in regelmäßigen Abständen ihre Handtücher und – falls sie nackt schlafen – die Bettwäsche wechseln sowie bei hohen Temperaturen waschen, um eine erneute Ansteckung zu verhindern.

  • Kein Stress: Ein wohl schwerer Vorsatz. Wenn Sie aufgrund eines stressbedingt geschwächten Immunsystems immer wieder an Scheidenpilz leiden, empfiehlt es sich, eine ruhigere Lebensweise anzustreben. Aufgaben abgeben, Ruheinseln schaffen oder professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um langanhaltenden Stress zu vermeiden.

Warten Sie in jedem Fall nicht zu lange mit Ihren wiederkehrenden Symptomen und konsultieren Sie einen Arzt. Der Gynäkologe ist ein genauso guter Ansprechpartner wie der Hausarzt. Wichtig ist nur, dass der chronische Scheidenpilz auch als solcher diagnostiziert wird und keine Verwechslung zum Beispiel mit einer bakteriellen Infektion besteht, da dies unter Umständen eine falsche Behandlung nach sich zieht.