Orale Antidiabetika Anwendung

auch bezeichnet als: Antidiabetika, orale; Diabetesmittel, orale; Blutzuckersenker zum Einnehmen; Blutzuckersenkende Mittel zum Einnehmen

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Orale Antidiabetika und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Zu den oralen Antidiabetika werden alle Wirkstoffe gegen Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) gerechnet, die nicht wie die Insuline gespritzt, sondern eingenommen werden können. Alle Wirkstoffe dieser Gruppe senken über verschiedene Ansatzpunkte den Blutzuckerspiegel.

Zucker ist einer der wichtigen Energielieferanten für den Körper. Er stammt aus der Nahrung, wird aber auch von der Leber selbst hergestellt. Das Blut transportiert den Zucker und verteilt ihn im ganzen Körper. Allerdings steht der Zucker dem Körper als Energiequelle erst durch das Zusammenspiel mit dem Bauchspeicheldrüsen-Hormon Insulin zur Verfügung. Insulin beeinflusst dabei vor allem den Zuckerstoffwechsel von Fettgewebe, Muskulatur und Leber, indem es sich an spezielle Rezeptoren der entsprechenden Zellen bindet. Diese Bindung veranlasst Fett- und Muskelzellen dazu, Zucker aus der Blutbahn aufzunehmen, ihn zum Fettaufbau zu verwenden beziehungsweise als Energiequelle für die Bewegung oder geistige Leistungsfähigkeit zu nutzen. In der Leber, aber auch den Muskeln, fördert Insulin durch den Rezeptor-Kontakt den Aufbau des Speicherzuckers Glykogen. Benötigt der Körper die darin gespeicherte Energie, kann das Glykogen kurzfristig wieder zu Zucker abgebaut werden, der den Zellen dann zur Verfügung steht.

Bei gesunden Menschen produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin in ausreichender Menge. Hergestellt und gespeichert wird es in den Betazellen der so genannten Langerhans'schen Inseln (daher der Name Insulin). Ein steigender Blutzuckerspiegel verursacht die Freisetzung der gespeicherten Insulinmoleküle in das Blut. Mit diesem gelangt das Insulin dann an den Ort seiner Wirkung.

Bei Zuckerkranken (Diabetikern) ist dieses Zusammenspiel durcheinander geraten:
  • Bei Diabetes mellitus vom Typ 1 funktioniert die Insulinproduktion in den Langerhans´schen Inselzellen der Bauchspeicheldrüse nicht mehr. Sie wurden allmählich durch einen Angriff des körpereigenen Immunsystems zerstört. So steht nicht mehr genügend Insulin für die Zuckeraufnahme aus dem Blut zur Verfügung.
  • Bei Diabetes mellitus vom Typ 2 haben sich die Langerhans´schen Inseln in den meisten Fällen durch eine jahrelange Fehlernährung erschöpft. Zusätzlich funktioniert allerdings auch das Insulin-Signal an die Körperzellen nicht mehr. Entweder fehlt ein Großteil der entsprechenden Rezeptoren an den Zellen oder sie reagieren weniger empfindlich. Dann spricht der Arzt von einer Insulinresistenz. Auch wenn die Bauchspeicheldrüse etwas Insulin produziert, kann in einem solchen Fall nicht mehr genügend Zucker in die Zellen aufgenommen.
Der Blutzuckerspiegel bleibt bei Zuckerkranken nach der Nahrungsaufnahme dauerhaft erhöht. Das führt zu Durchblutungsstörungen sowie daraus resultierenden Schäden an den Nerven und Blutgefäßen. Diese können Erblindung, Amputationen, Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge haben.

Alle Wirkstoffe der oralen Antidiabetika kommen bei Diabetes mellitus vom Typ 2 zum Einsatz, wenn Ernährungsumstellung und vermehrte körperliche Aktivität keine Besserung herbeiführen konnten. Die Wirkung der oralen Antidiabetika beruht größtenteils auf der Förderung einer noch vorhandenen körpereigenen Insulin-Produktion oder der Verbesserung der Wirkung des körpereigenen Insulins. Daher sind sie für eine Anwendung bei Diabetes mellitus vom Typ 1 nicht geeignet. Patienten mit Diabtes Typ 1 müssen Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.

Wirkstoffe aus der Gruppe der oralen Antidiabetika sind:Außerdem gibt es noch die so genannten Inkretin-Mimetika mit dem Wirkstoff Exenatide. Da dieser Wirkstoff nicht zum Einnehmen ist, sondern gespritzt werden muss, gehört er nicht zu den oralen Antidiabetika, wird jedoch ausschließlich in Kombination mit diesen verordnet.