Auch mit Prioritätenliste noch viel zu lernen

Welche Lehren er aus seiner langen Burnout-Phase zog, erzählt Michael B. hier:

"Rasende Kopfschmerzen, quälende Rückenprobleme, immer härtere Verspannungen und eine generelle Immunschwäche, die bis heute anhält, waren die Folge. Es gibt kaum ein Symptom, dass ich nicht hatte: Es begann mit Herz-Rhythmus-Störungen. Ich konnte nachts nicht schlafen, weil ich mein Herz so stark klopfen spürte.

Eine sechswöchige Lungenentzündung hat mich dann richtig flach gelegt. Als ich wieder zu Kräften kam, traf ich die Entscheidung, mich von dem, was mich scheinbar belastet, zu befreien: Ich bin von zu Hause ausgezogen und habe mich von meiner Frau getrennt. Ich habe diese Beziehung mit der Axt zerschlagen, wissend, dass diese Frau immer die Mutter meiner Kinder bleibt.

Suche nach einer neuen Lebensqualität

Ich verstehe die Menschen, die alles hinter sich lassen und auswandern. Sind wir nicht alle auf der Suche nach einer neuen Lebensqualität? Hier in Deutschland scheint der Anlauf, der dafür zu nehmen wäre, zu groß. Auch ich bin in meinem Leben verhaftet. Zu viele (Sachzwänge) halten mich, Sachzwänge, aus denen man nicht ohne größere Angst rauskommt.

Man meint, man könne alles durchdenken. Das stimmt nicht. Je länger man sich in den alten Mustern bewegt, desto mehr verharrt man in seinen Problemen, desto unflexibler wird man. Du erstarrst regelrecht in deinem Mist. Und du vereinsamst, weil du denkst, es kann dir sowieso keiner helfen.

Ein Coach wäre nötig gewesen

Ich habe bei einem Psychologen Hilfe gesucht. Zehn bis zwölf Sitzungen habe ich teuer bezahlt. Er hat mir viel zugehört und manchmal seinen Kommentar gegeben; das waren aber alles Dinge, die ich ohnehin schon wusste. Ich hätte einen Coach gebraucht, der mir nicht nur sagt, wo ich falsch liege, sondern auch zeigt, WIE ich es ändern kann. Aber so ein Coach ist wohl kaum zu bezahlen. Heute habe ich meine Arbeit von zu Hause ausgelagert und eine Bürogemeinschaft gegründet.

Ich versuche mir die Arbeit einzuteilen. Ich gliedere sie in wichtig und unwichtig. Dann erledige ich die Dinge nach und nach. Doch manchmal findet die Arbeit kein Ende, dann kommt mir alles wieder hoch und ich knicke um. Selbst wenn ich wollte, ich könnte das Rad nicht anhalten. Ich renne wie ein Hamster und komme doch nicht an. In mir ist das Anspruchsdenken dieser Gesellschaft noch zu fest verankert, als dass ich den Regler umlegen könnte. Ich weiß, ich habe noch viel zu lernen.“