Blutarmut Symptome

auch bezeichnet als: Anämie
Bei einer Blutarmut (Anämie) mangelt es dem Betroffenen hauptsächlich an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) oder an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin). Aufgabe der roten Blutkörperchen ist es, Sauerstoff aus der Lunge in den gesamten Körper zu transportieren. Das bewerkstelligen sie mit Hilfe des roten Blutfarbstoffes. Der Mangel an roten Blutkörperchen und rotem Blutfarbstoff lässt den Hämatokritwert sinken. Dieser gibt den Anteil der festen Blutbestandteile gemessen am gesamten Blutvolumen an. Weniger rote Blutkörperchen bedeuten also einen verminderten Transport an Sauerstoff. Demzufolge können Gewebe und Organe nur noch unzureichend versorgt werden. Alle Zellen im menschlichen Organismus benötigen aber ausreichend Sauerstoff, um zu überleben.

Normalerweise hat eine Frau zwischen 3,9 und 5 Millionen rote Blutkörperchen in einem Kubikmilliliter Blut und ein Mann etwa eine halbe Million mehr. An Hämoglobin besitzt eine Frau 12 bis 16 Gramm pro Dezliter und ein Mann 13,5 bis 17 Gramm pro Deziliter (entspricht 100 Millilitern) Blut. Der Hämatokritwert liegt bei einer Frau zwischen 37 und 42 Prozent und beim Mann zwischen 40 und 52 Prozent. Sinken diese Werte über Wochen und Monate allmählich ab, versucht sich der Körper an die neue Situation anzupassen. Eine Maßnahme ist zum Beispiel ein schnellerer Herzschlag. Durch diese Anpassung bleibt zunächst die Sauerstoffversorgung der Organe erhalten. Sinkt die Menge des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) allerdings unter acht Gramm pro Deziliter oder fallen die Werte durch einen plötzlichen Blutverlust sehr rasch unter zwölf Gramm pro Deziliter ab, macht sich dies durch Beschwerden bemerkbar.

Zu den typischen Symptomen einer Blutarmut gehören Schwäche und Leistungseinbrüche, Müdigkeit, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Schwindelgefühl, eventuell Ohnmachtsanfälle und Blässe, die vor allem unter den Fingernägeln oder an der Augenbindehaut deutlich werden kann. Dazu ist die Haut oft trocken, die Mundwinkel können einreißen sowie die Fingernägel und die Harre brüchig werden. Außerdem zeigen die Fingernägel eine typische Löffelform (so genannte Löffelnägel oder Koilonychie). Bei ausgeprägter Anämie kann es sogar zu Angina pectoris-Beschwerden und Symptome arterieller Durchblutungsstörungen kommen. Diese Symptome resultieren aus einer schweren Sauerstoffminderversorgung des Gewebes. Viele weitere Symptome wie etwa Herzgeräusche, eine Milzschwellung und Blutbildveränderungen können nur vom Arzt festgestellt werden.

Man unterscheidet folgende Formen einer Anämie:
  • Eisenmangelanämie
  • Blutungsanämie
  • Vitamin B12-Mangelanämie (Perniziöse Anämie)
  • Folsäureanämie
  • Hämolytische Anämie
  • Sichelzellen- und Kugelzellenanämie
  • aplastische Anämie
  • nierenbedingte Anämie (Renale Anämie)
Dabei stellt die Eisenmangelanämie die häufigste Anämieform dar und ist zugleich das häufigste Mangelsymptom überhaupt.

Die Eisenmangelanämie geht zusätzlich zun den bereits genannten allgemeinen Symptomen häufig noch mit Zungenbrennen, Schluckbeschwerden und Speiseröhrenkrämpfen einher. Dieser Symptomenkomplex wird unter dem Begriff Plummer-Vinson-Syndrom zusammengefasst. Das Plummer-Vinson-Syndrom gilt als Risikofaktor für die Entstehung von Speiseröhren-Krebs.

Bei Blutungsanämien handelt es sich Blutarmut infolge einer akuten, häufiger aber chronischen Blutung. Die Blutungsquelle befindet sich in der Regel im Magen-Darm-Bereich und wird vom Patienten lange Zeit nicht bemerkt. Der Mediziner spricht dann von einer so genannten Sickerblutung. Bei dieser Anämieform kann es zusätzlich zu den oben genannten Symptomen zu Kreislaufschwäche mit Bewusstseinseintrübung bis hin zum Kollaps, Frösteln bis Frieren, Herzrasen und schneller Atmung kommen. Durch den Blutverlust verliert der Körper Flüssigkeit, das wiederum führt eventuell zu einem anhaltenden Durstgefühl. Häufig finden sich bei dieser Form der Anämie Blutbeimischungen in Stuhl, Urin oder Auswurf.

Die Vitamin B12-Mangelanämie geht zusätzlich zu den allgemeinen Anämiesymptomen noch mit psychischen Beschwerden einher. Dazu gehören beispielsweise mangelhafte Merkfähigkeit, Konzentrationsschwäche, Depressionen und Psychosen. Des Weiteren stehen Magen-Darm-Beschwerden im Vordergrund, wie zum Beispiel Symptome einer Magenschleimhautentzündung. Ganz klassisch bei dieser Anämie sind zudem neurologische Symptome wie Missempfindungen und Sensibilitätsstörungen. Häufig empfinden die Patienten ein "Ameisenkribbeln". Weiterhin können sie an Zungenbrennen kombiniert mit einer glatten, entzündeten Zunge, leiden. Dieser Symptomenkomplex wird auch als Hunter-Glossitis bezeichnet.

Die Folsäureanämie hat ähnliche Symptome wie die Vitamin B12-Mangelanämie, jedoch fehlen in diesem Fall die neurologischen Beschwerden.

Bei den hämolytischen Kugelzellen- und Sichelzellenanämie handelt es sich um angeborene Anämieformen, die teils von sporadischen, oft belastungsabhängigen Anämiesymptomen begleitet werden. Weiterhin leiden die Patienten häufig an Oberbauchschmerzen und einer Gelbfärbung der Haut infolge eines erhöhten Abbaus kranker roter Blutkörperchen durch die Milz. Diese Gelbfärbung wird als Ikterus bezeichnet.

Der aplastischen Anämie liegt eine Funktionsstörung des Knochenmarks zu Grunde, die neben dem Mangel an roten Blutkörperchen zusätzlich noch mit einer Verminderung der weißen Blutkörperchen und Blutplättchen einhergeht. Darum leiden die Patienten neben den allgemeinen Anämiesymptomen zusätzlich an erhöhter Infektanfälligkeit und Störungen der Blutgerinnung.

Die nierenbedingte Anämie wird in der Regel von den Symptomen einer Nierenschwäche begleitet. Es kommt im Verlauf der Erkrankung zu einer typischen Hautverfärbung, die den schönen Namen "Cafe-au-lait-Colorit" hat. Diese milchkaffeefarbene Hautveränderung resultiert aus Ablagerungen von bräunlichen Substanzen (Urochromen) und der Anämieblässe.

Wann zum Arzt bei Blutarmut

Müdigkeit, Herzklopfen, Kurzatmigkeit, eventuelle Ohnmachtsanfälle und Blässe von Haut und Schleimhäuten, trockene Haut, eingerissene Mundwinkel sowie brüchige Fingernägeln sind Symptome, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte.

Das gleiche gilt für Blutauflagerungen und Blutbeimischungen in Körperausscheidungen jeglicher Art. Auch so genannte Teerstühle (schwarzer, glänzender Stuhl von einer Konsistenz und Farbe, die an flüssigen Teer erinnert) müssen durch einen Arzt abgeklärt werden. Dahinter verbirgt sich - falls keine Medikamente (Eisenpräparate) eingenommen werden - in aller Regel eine Blutung im Magen-Darm-Bereich.

Frauen sollten zum Arzt gehen, wenn die Regelblutungen über mehrere Monate länger als zwölf Tage anhalten und heftiger ausfallen. Eventuell kann eine Eisenmangelanämie die Folge sein.

Magen- und Darmbeschwerden, vor allem neu aufgetretene Symptome sowie psychische und/oder neurologische Veränderungen sind dringende Gründe für einen Arztbesuch. Sogar depressive Symptome und Merkfähigkeitsstörungen könnten anämiebedingt sein.

Jede Verfärbung der Haut sollte medizinisch abgeklärt werden, das gleiche gilt auch für Veränderungen der Zunge sowie Formveränderungen von Nägeln. Diese Symptome treten gehäuft bei bestimmten Formen der Anämie auf.

Sind Sie in letzter Zeit infektanfälliger und bekommen schneller blaue Flecke (Hämatome) als sonst, sollte der Arzt eine Blutuntersuchung durchführen. Haben Sie häufiger Nasenbluten und/oder Zahnfleischbluten, könnten auch das Anzeichen einer Anämie sein. Auch in diesem Fall ist eine ärztliche Abklärung dringend anzuraten.