Penicilline Anwendung

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Penicilline und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Penicilline sind Antibiotika, also Substanzen, die Bakterien abtöten und an der Vermehrung hindern. Sofern keine Überempfindlichkeit gegen diese Wirkstoffgruppe besteht, sind Penicilline Mittel der Wahl bei vielen bakteriellen Infektionen. Allerdings dürfen die Erreger gegen Penicilline nicht resistent sein.

Aufgrund ihrer verschiedenen Eigenschaften werden folgende Untergruppen von Penicillinen unterschieden:
  • Benzylpenicillin (Penicillin G) war das erste der therapeutisch genutzten Penicilline. Es ist nicht säurefest, sodass es im Magen bei oraler Gabe einen deutlichen Wirkungsverlust erleidet. Benzylpenicillin muss daher stets als Spritze oder Infusion gegeben werden. Des Weiteren hat Benzylpenicillin den Nachteil, dass es leicht von Bakterien abgebaut wird. Bilden die Erreger das Enzym Penicillinase (auch Beta-Lactamase genannt), so können sie Benzylpenicillin leicht spalten und unwirksam machen. Deshalb umfasst Benzylpenicillin kein sehr breites Keimspektrum.
    Trotz der geschilderten Nachteile wird Benzylpenicillin wegen seiner guten Verträglichkeit und starken Wirkung gegen empfindliche Keime gerne eingesetzt. Es ist immer noch gebräuchlich bei folgenden Erregern und Infektionen: Bei Infektionen mit Streptokokken (Hautinfektionen) und Pneumokokken (Erregern von Lungenentzündung), Diphtherie-Bakterien, Clostridien und Milzbrandkeimen, Gonokokken (Tripper-Erreger) und Meningokokken (Hirnhautentzündung) sowie gegen Spirochäten (Erreger der durch Zecken übertragenen Borreliose).
  • Oralpenicilline wie Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) und Propicillin sind in ihrem Wirkspektrum mit Benzylpenicillin vergleichbar. Beide Penicilline haben den Vorteil, dass sie über den Mund gegeben werden können. Allerdings haben sie nur die Hälfte bis ein Viertel der Wirkstärke des Benzylpenicillins und werden ebenfalls leicht von Penicillinase gespalten.
  • Penicillinase-feste Penicilline sind, wie die Bezeichnung besagt, stabiler gegen die Penicillinase als die vorgenannten Penicilline. Zu dieser Wirkstoffgruppe gehören Oxacillin, Dicloxacillin und Flucloxacillin. Sie sind ausschließlich gegen Staphylokokken wie zum Beispiel Staphylokokkus aureus wirksam. Leider ist dieser sehr zähe Keim oft auch resistent gegen Penicillinase-stabile Penicilline und viele weitere Antibiotika. Das stellt vor allem in den Krankenhäusern ein ernstes Problem dar.
  • Aminopenicilline sind die modernsten Penicilline. Es gehören dazu Ampicillin, Amoxicillin, Mezlocillin und Piperacillin. Nur Amoxicillin und Ampicillin kann man einnehmen - alle anderen müssen als Spritzen oder Infusionen gegeben werden. Ampicillin wird vor allem bei Infektionen der Atem-, Harn- und Gallenwege, bei Mittelohrentzündung, Keuchhusten und Blutvergiftung eingesetzt. Amoxicillin dient der Behandlung der gleichen Infektionen. Mezlociliin ist besonders gut gegen Enterokokken wirksam, die Eingeweideinfektionen verursachen. Piperacillin wirkt besonders stark gegen Pseudomonas aeruginosa, einen ähnlichen Problemkeim wie Staphylokokkus aureus.
Um die verschiedenen Probleme bei den Penicillinen zu umgehen, gibt es vielfältige Kombinationen. So erweitert man die Wirkungsspektren der Einzelpenicilline, indem man oft eines, das gegen die Penicillinase unempfindlich ist, mit einem Penicillinase-empfindlichen kombiniert. Oder man gibt ein Penicillinase (Beta-Lactamase)-festes Penicillin mit einem zusätzlichen Wirkstoff, der das Enzym Beta-Lactamase hemmt. So werden die Bakterien nicht dazu gereizt, Penicillinase (Beta-Lactamase) zu bilden. Entsprechende Beta-Lactamase-Hemmer sind Clavulansäure, Sulbactam und Tazobactam.

Die Dosierung der Penicilline und der Kombinationen richtet sich nach der Schwere der Infektion und den verwendeten Wirkstoffen.