Nesselsucht Ursachen

Eine Nesselsucht (Urtikaria) entsteht, weil die Haut auf einen Reiz von innen oder außen überempfindlich reagiert. Unabhängig davon, welcher Auslöser die Nesselsucht verursacht, spielt sich in der Haut die gleiche Reaktion ab: Sogenannte Mastzellen (spezielle Entzündungszellen) veranlassen die für Nesselsucht typischen Beschwerden. Auf den auslösenden Reiz hin schütten sie Entzündungsstoffe wie Histamin aus. Dieses sorgt für mehrere Effekte. Die Blutgefäße weiten sich und erzeugen so die Rötung. Weil die Blutgefäße auch durchlässiger werden, gelangt mehr Flüssigkeit in das Gewebe der Haut und die Quaddeln entstehen. Der Juckreiz kommt hinzu, weil Histamin außerdem die Hautnerven reizt. Diese schütten dann selber noch Botenstoffe aus, die für eine zusätzliche Rötung um die Quaddel sorgen (Reflexerythem). Sobald das Histamindepot in den Mastzellen erschöpft ist und bereits freigesetztes Histamin vom Körper abgebaut wurde, bilden sich die Quaddeln zurück.

Eine Vielzahl von Auslösern kann dazu führen, dass die Mastzellen aktiviert werden. Zu den verschiedenen Gruppen gehören:

  • Infekte: Bakterielle Infekte (insbesondere in den oberen Atemwegen) sowie Infekte durch Viren können zu Nesselsucht führen, aber auch chronische Infektionen wie beispielsweise Zahnwurzelentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis), Mandelentzündungen und Magen-Darm-Infekte durch den Erreger Helicobacter pylori
  • Nahrungsmittel: Hierbei kommen allergische Reaktionen vor, aber auch allergieähnliche (pseudoallergische) Unverträglichkeitsreaktionen; beispielsweise auf Milch, Nüsse, Gewürze, Fische und Krustentiere, Rotwein, gereiften Hartkäse, Farb-, Aroma- und Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker.
  • körpereigene Reaktionen (autoreaktive Urtikaria): Der Körper produziert selbst Stoffe, die im Blutkreislauf zirkulieren und Mastzellen reizen.
  • nicht allergische Unverträglichkeit (Intoleranzurtikaria): Die Mastzellen werden direkt gereizt, ohne dass das Immunsystem mitwirkt. Diesen Effekt können die meisten Medikamente bewirken, vor allem nicht-opioide Schmerzmittel, nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), die blutdrucksenkenden ACE-Hemmer oder Röntgenkontrastmittel. Acetylsalicylsäure ist der häufigste Auslöser einer medikamentös verursachten Nesselsucht.
  • Allergien auslösende Stoffe: Insektenstiche, Pflanzen, Medikamente wie Antibiotika wie Penicillin, Impfstoffe wie Pneumokokken-Impfstoff, Blutdruckmittel wie ACE-Hemmer, herzrhythmusregulierende Betablocker, Entwässerungsmittel (Diuretika), Hormone wie Insulin.
  • physikalische Reize: Wärme, Kälte, Druck, Licht
  • körperliche Anstrengung (cholinerge Urtikaria): durch erhöhte Körpertemperatur bei Anstrengung, Sport, Schwitzen, nach scharfen Speisen oder Aufregung
  • andere Erkrankungen: Eine Nesselsucht kann weiterhin im Rahmen von Systemerkrankungen (wie systemischer Lupus erythematodes, Sjögren-Syndrom, bösartige Tumorerkrankungen und Schilddrüsenüberfunktion beziehungsweise Thyreotoxikose) auftreten.
  • Bei einer ausgeprägten, den gesamten Körper betreffenden Nesselsucht (generalisierte Urtikaria) können Quaddeln beziehungsweise Angioödeme oft durch zusätzliche physikalische Faktoren - zum Beispiel durch Scheuern, Druck, Reiben oder Bestreichen der Haut - ausgelöst werden. In diesem Fall spricht man von der sogenannten "Druckkomponente" beziehungsweise "Urticaria factitia". Betroffen sind vor allem junge Erwachsene zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, wobei Frauen etwas häufiger darunter leiden.
  • Eine akute Urtikaria kann durch gefäßerweiternde Substanzen (wie Alkohol) verstärkt werden, Alkohol kann sogar Nesselsucht-Schübe auslösen.