Morbus Bechterew Symptome

auch bezeichnet als: Bechterew´sche Krankheit, Spondylitis ankylosans, Spondylarthritis ankylopoetica, Ankylosierende Spondyliitis, Chronisch entzündliche Wirbelsäulenversteifung
Morbus Bechterew ist eine chronische entzündlich-rheumatische Gelenkentzündung, die in erster Linie die Brust- oder Lendenwirbelsäule und das Kreuz-Darmbein-Gelenk (sogenanntes Iliosakralgelenk) befällt. Letzteres ist ein Gelenk, das Kreuzbein und Darmbein verbindet. Im Verlauf der Erkrankung kann die Wirbelsäule zunehmend versteifen. Früher ging man davon aus, dass Männer etwa zweieinhalb Mal so häufig betroffen waren wie Frauen. Inzwischen weiß man jedoch, dass Frauen ebenso häufig wie Männer an Morbus Bechterew erkranken. Da diese Krankheit bei Frauen bezüglich der Verknöcherung der Wirbelsäule aber meist viel milder verläuft, wird Morbus Bechterew bei ihnen seltener diagnostiziert. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, gehäuft um das 25. Lebensjahr herum. Die Häufigkeit liegt in Deutschland bei 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung.

Die Symptome beginnen schleichend, meist im späteren Jugendalter beziehungsweise frühen Erwachsenenalter. Das typische Symptom ist ein über Monate bestehender tief sitzender Kreuzschmerz, der besonders nachts oder in den frühen Morgenstunden auftritt. Die Patienten wachen hiervon oft auf. Typischerweise bessern sich die Rückenschmerzen, wenn man aufsteht und sich bewegt und verschlimmern sich durch Ruhepausen. Zum Teil schmerzt es auch wechselseitig in der Gesäßgegend und die Schmerzen strahlen in das Bein aus. Hinzu kommt eine Morgensteifigkeit im Rücken, die länger als eine halbe Stunde anhält.

Außerdem können sich einzelne große Gelenke entzünden (Arthritis). Meist trifft es das Knie, es kann aber auch das Sprung-, Hüft- oder Handgelenk entzündlich verändert sein. Bei einer Arthritis ist das betroffene Gelenk geschwollen, rot, warm und kann schmerzen. Häufig ist die Beweglichkeit der Gelenke eingeschränkt. Gerade bei jüngeren Patienten ist eine einzelne Gelenksentzündung über lange Zeit oft das einzige Merkmal, mit dem sich Morbus Bechterew bemerkbar macht.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung können sich Ansatzpunkte von Sehnen entzünden, beispielsweise zwischen Brustbein und Rippen. Durch versteifte kleine Wirbelsäulengelenke kann die Weite des Brustkorbs beim Einatmen abnehmen. Es kann aber auch die Achillessehne betroffen sein, was zu Fersenschmerzen führt. Oft kommt es auch zu einer entzündlichen Beteiligung des Auges. Etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten bekommen wiederholt eine Regenbogenhautentzündung (Iritis) oder eine Entzündung von Regenbogenhaut und Strahlenkörper (Iridozyklitis). Symptome sind akut einsetzende Schmerzen des betroffenen Auges, erhöhte Lichtempfindlichkeit und eine eingeschränkte Sehschärfe. Im Darmbereich kommt es bei einigen Patienten zu Entzündungen des Krummdarms (Ileitis) und Dickdarms (Colitis). Diese Darmentzündungen sind oft beschwerdefrei, können aber auch in chronisch entzündliche Darmerkrankungen übergehen.

Im fortgeschrittenen Verlauf kommt es zu einer zunehmend versteiften Wirbelsäule, vor allem im Lendenbereich. Von da aus breitet sich die Verfestigung vorwiegend in Richtung Kopf aus, erst in der Brustwirbelsäule, dann an der Halswirbelsäule. Oft verändert sich dann auch die Haltung der Betroffenen. Charakteristischerweise nimmt die natürliche Vorwärtskrümmung der Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich ab, die Rückwärtskrümmung der Brustwirbelsäule wird ausgeprägter und die Gesäßmuskeln verkümmern. In extremen Fällen blockieren außerdem die Hals- und Brustwirbel so, dass Betroffene gezwungen werden, nach unten zu schauen. Die Blickachse kann in diesen Fällen trotz Anstrengung nicht über die Horizontale gerichtet werden. Somit verlieren die Patienten zum Beispiel die Fähigkeit, einem Gegenüber stehend ins Gesicht zu blicken.

In schweren Fällen droht nach langer Zeit im Endstadium eine komplette Versteifung der Wirbelsäule. Soweit kommt es heutzutage allerdings eher selten.

Zu den seltenen Komplikationen gehören gestörte Reizleitung am Herzen (mit Herzrhythmusstörungen), Entzündungen der Bauchschlagader (Aortitis) mit Flankenschmerzen beziehungsweise Rückenschmerzen sowie Nierenschäden infolge von Stoffwechselprodukten der chronischen Entzündungsaktivität (Amyloidose).

Die schwerwiegendste Komplikation von Morbus Bechterew ist ein Knochenbruch innerhalb der Wirbelsäule, da die Knochen an Elastizität verloren haben. Schon bei kleinen Stürzen oder Prellungen besteht durch die Versteifung der Wirbelgelenke eine große Gefahr für Verletzungen des Rückenmarks.

Morbus Bechterew verläuft sehr unterschiedlich und oft in Schüben. Es ist möglich, dass die Erkrankung in jedem Stadium stehen bleibt. Nur bei einem kleinen Teil (etwa 5 Prozent) der Betroffenen entwickelt sich im Laufe von vielen Jahren das Vollbild mit einer versteiften Wirbelsäule. Solch ein Krankheitsverlauf dauert dann viele Jahre. Die meisten Menschen mit Morbus Bechterew können ihren Beruf bis zum normalen Rentenalter ausüben.

Wann zum Arzt bei Morbus Bechterew

Sie sollten einen Arzt bei folgenden Symptomen aufsuchen:
  • chronische nächtliche oder frühmorgendliche Kreuzschmerzen, die sich nach Bewegung bessern und in Ruhe verschlimmern
  • geschwollene Knie oder andere entzündete Gelenke, wie beispielsweise Hand- oder Sprunggelenke
  • Haltungsschäden durch Wirbelsäulenveränderungen (zum Beispiel ausgeprägte Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten, sogenannter Rundrücken)
  • Schmerzen an den Rippen-Wirbel-Gelenken (insbesondere mit Atemeinschränkungen)
  • Anzeichen einer Regenbogenhautentzündung (Iritis): gerötetes Auge mit Schmerzen, Lichtscheu, Tränen und Sehstörungen.

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