Impfung durch Eincremen

Impfen - Cremen statt pieksen
Impfen - Cremen statt pieksen
Impfungen sind meist mit einem schmerzhaften Pieks verbunden. Bald könnten die Impfstoffe schmerzlos in den Körper gelangen - nämlich durch Eincremen. 
Impfungen sind ein heißes Eisen. Es gibt kaum ein Thema, dass so kontrovers in Deutschland diskutiert wird. Die Wirksamkeit sei nicht belegt, Impfungen könnten selbst krank machen und die Impfstoffe enthielten gefährliche Chemikalien. So lauten einige Argument der Impfgegner. Aber Impfungen sind für viele Menschen vor allem eines, nämlich unangenehm. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Sie haben Angst vor der Nadel und schrecken vor der Impfung zurück. Denn bis heute werden die Impfstoffe über Nadeln in den Körper gespritzt, und das kann schmerzhaft sein. Nach alternativen Methoden wird schon seit einigen Jahren gesucht. Jetzt konnten Helmholtz-Forscher zeigen, dass sich Impfstoffe auch ohne Injektion über die Haut verabreichen lassen – dank Nanotechnologie.

Nanopartikel als Impfstoff-Autos

Die Impfstoffe werden über die Haarfollikel in den Körper gebracht – sie fungieren als Verankerung für die Haare. Dort lösen sie eine Immunantwort aus. Als Verpackung für die Impfstoffe dienten winzige Nanopartikel. Sie lagern sich in Hautfältchen und den Haarfollikelöffnungen ab und gelangen von dort durch die Haut, ohne diese zu verletzen. Die Haarfollikel sind nicht vollständig von Hornhaut umgeben – so gibt es für die kleinen Nanotransporter keine Barriere, die Bahn ist also frei.

Impfung: Nanopartikel + Wirkstoff + Verstärker

Um eine Immunantwort hervorzurufen, muss allerdings eine ausreichende Menge des Impfstoffes in den Körper gelangen. „Das ist über die Nanopartikel nicht möglich“, sagt Prof. Carlos Alberto Guzman, Leiter der Abteilung Vakzinologie und angewandte Mikrobiologie. Dieses Problem lösten die Forscher, indem sie neben dem Wirkstoff auch Adjuvantien, also Wirkstoffverstärker, mit den Nanotransportern verabreichten. „Durch diese Zusatzstoffe wird die Immunantwort im Körper verstärkt“, erklärt Guzman. So werde eine Reaktion im Körper ausgelöst, obwohl die Menge an Antigenen eigentlich nicht dafür ausreiche.

Impfen – Creme statt Nadel

Es sei also möglich, Impfstoffe zu entwickeln, die ganz ohne Injektion angewendet werden könnten, sagt Prof. Claus-Michael Lehr. „Im Idealfall könnte zukünftig eine Hautcreme aufgetragen werden und man wäre geimpft.“ Entsprechende Cremes wären deutlich günstiger in der Herstellung und vor allem bräuchte kein geschultes Personal, um sie effektiv einzusetzen. Gerade bei der Eindämmung von Epidemien in Entwicklungsländern, beispielsweise aktuell Ebola, würden solche Impfstoffe einen erheblichen Fortschritt bedeuten. Neben Impfungen zum Schutz vor Infektionskrankheiten wäre ein Einsatz der Methode auch bei einer Desensibilierung bei Allergikern denkbar.

Hohe Impfbereitschaft

In Deutschland gibt es keine allgemeine Impflicht, sondern nur Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO). Ob man sich impfen lässt oder nicht, diese Entscheidung steht jedem frei - Eltern treffen sie in der Regel für ihre Kinder.

Dabei ist die Impfbereitschaft unter den Deutschen eigentlich hoch - mehr als 90 Prozent der Kinder würden geimpft, berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Allerdings oft nur einmal. Die Folgeimpfungen wie beispielsweise bei Masern, Mump, Röteln lassen die Eltern oft ausfallen. Ein kompletter Impfschutz ist damit nicht gewährleistet.

Eine Umfrage* zur Einstellung der Deutschen zum Impfen ergab folgendes Bild: 35 Prozent von mehr als 1600 Befragten über 18 Jahren lassen sich immer impfen, wenn es eine für sie relevante impfung gibt. 26 Prozent erkundigen sich, ob es für sie eine wichtige Impfung gibt. Aber 24 Prozent sagen, für sie komme eine Impfung grundsätzlich nicht in Frage.

Datum: 7.10.2014