Hautwiderstand: Den Stress messen
Der Hautwiderstand ist eine physikalische Größe. Verändert er sich, lässt das Rückschlüsse auf den Gemütszustand des Menschen zu. Für die Messung wird meist schwacher Strom auf die Handinnenfläche geleitet. Beispielsweise lernen Stresspatienten so wieder, Belastung zu erkennen. Die Hautwiderstandsmessung kommt allerdings auch dann zum Einsatz, wenn es um Wahrheit oder Lüge geht.
Was ist Hautwiderstand?
In der Physik misst man die Fähigkeit einer Oberfläche oder eines Stoffes, Strom zu leiten. Man spricht von der elektrischen Leitfähigkeit. Auch die Leitfähigkeit unserer Haut kann man messen – das ist die Hautleitfähigkeit. Der Umkehrwert zur Hautleitfähigkeit ist der Hautwiderstand.
Das funktioniert so: Wenn über die Schweißdrüsen vermehrt Schweiß auf die Hautoberfläche gegeben wird, sinkt der Hautwiderstand – damit steigt gleichzeitig die Hautleitfähigkeit. Denn je feuchter die Haut ist, desto eher kann sie Strom leiten. Trocknet die Haut wieder ab, sinkt die Hautleitfähigkeit und es steigt der Hautwiderstand – und das kann man messen.
Hautwiderstandsmessung: Dem Stresslevel auf der Spur
Stress ist relativ: Was für den einen schon eine Höchstbelastung ist, ist für den anderen ganz normaler Alltag. Wir vergessen dabei allerdings, dass unser Körper Stress noch einmal ganz anders bewertet als wir selber. Oft haben wir uns an die „täglichen Wahnsinn“ so sehr gewöhnt, dass wir die Signale des Körpers gar nicht mehr wahrnehmen. Die Hautwiderstandsmessung ist eine Möglichkeit, dem Stresslevel objektiv auf die Spur zu kommen.
Wie kann man Hautwiderstand messen?
Für den Hautwiderstand gibt es keine verlässlichen Richtgrößen. Er lässt somit keine eindeutige Aussage zu, ob ein bestimmter Wert normal oder kritisch ist. Allerdings kann man die Veränderung des Hautwiderstandes messen, nämlich die elektrodermale Aktivität (EDA). Unterschieden werden zwei Arten:
- Phasische EDA: Ein kurzzeitiger Anstieg der Hautleitfähigkeit.
- Tonische EDA: Die Hautleitfähigkeit ist über einen längeren Zeitraum erhöht.
Für die Hautwiderstandsmessung gibt es zwei Methoden: Bei der endosomatischen Messung ermittelt man über winzige Elektroden, die in die Haut gestochen werden, die Nervenaktivität. Üblicher ist jedoch die exosomatische Messung, bei der Strom über die Haut geleitet wird (meist etwa 0,5 Volt). Die Hautleitfähigkeit stellen Elektroden aus Silber oder Silberchlorid fest, die an verschiedenen Stellen an der Handinnenfläche und den Fingern angelegt werden.
Was sagt die Hautwiderstandsmessung aus?
Auslöser für eine Veränderung des Hautwiderstandes sind oft starke Gefühle wie Angst. Sie können durch externe Reize ausgelöst werden oder durch Gedanken. Der Körper reagiert auf den Auslöser durch eine vermehrte Schweißproduktion. Außerdem schlägt das Herz schneller, der Blutdruck steigt, Muskeln spannen sich an und die Atmung beschleunigt sich. Dieser Prozess ist nicht vom Menschen beeinflussbar und läuft unterbewusst ab – die Hautwiderstandsmessung kann also einen gewissen Eindruck von der Gefühlswelt eines Menschen vermitteln.
Die Methode kommt in folgenden Bereichen zum Einsatz:
- Konsumforschung
- Lügendetektor
- Schlaf- und Stressforschung
- Biofeedback
Unter Biofeedback versteht sich ein Konzept, bei dem Menschen lernen, ihren Körper gezielt wahrzunehmen. Dazu gehört auch, Stress und Belastungen zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Den Hautwiderstand zu messen, ist dabei zentral.
Biodfeedback: Hautwiderstand zeigt Grad der Entspannung an
Wie aber funktioniert ein Biofeedbackgerät? Ganz einfach: Das Gerät misst Veränderungen des Hautwiderstandes beispielsweise mittels zweier an den Fingern angebrachter Elektroden. Das Gerät gibt eine Rückmeldung über die Veränderungen der elektrodermalen Aktivität, etwa über Licht- und Tonsignale. Nimmt die Entspannung zu, wird der Ton tiefer und das Licht wandert auf der Skala in die eine Richtung. Nimmt die Entspannung ab, wird der Ton höher und das Licht wandert in die andere Richtung.
Wenn man sich also bewusst Entspannung wünscht, zeigt das Biofeedback-Gerät, ob der Körper auf diesen Wunsch tatsächlich reagiert und sich entspannt. Die Anwender des Gerätes lernen auf diese Art, wie sie durch Willen und Vorstellungskraft Entspannungszustände herbeiführen.
Biofeedback ist besonders geeignet, wenn man anderen Techniken eher skeptisch gegenübersteht. Denn der Vorteil der Hautwiderstandsmessung ist, dass eine direkte Bestätigung erfolgt: Die Erfolge des Biofeedbacks untermauern die Wirksamkeit der zahlreichen Entspannungstechniken wie zum Beispiel der Progressiven Muskelentspannung, in denen der Einsatz des eigenen Willens und der eigenen Vorstellungen eine wichtige Rolle spielt.
Fazit: Hautwiderstand
Der Hautwiderstand ist eine messbare Größe. Bei der Ermittlung werden überwiegend Elektroden an der Handinnenfläche verwendet, welche die elektrische Leitfähigkeit der Haut feststellen. Die Methode wird im medizinischen Kontext verwendet, beispielsweise bei Stresspatienten. Es gibt jedoch auch Geräte, mit denen man zuhause eine Hautwiderstandsmessung durchführen kann. Wer mit Biofeedback arbeitet, kann mittels des Hautwiderstandes wichtige Erkenntnisse über den eigenen körperlichen Zustand erlangen.