Kehldeckelentzündung – oft eine lebensbedrohliche Gefahr

Bei einer Keldeckelentzündung droht Erstickungsgefahr. Hier könnte sogar ein Notarzt notwendig sein.

Auf einen Blick: Typische Symptome einer Kehldeckelentzündung

  • ausgeprägtes Krankheitsgefühl
  • starke Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Fieber
  • kloßige Sprache/Betroffene wollen gar nicht sprechen

Tritt eine Entzündung des Kehldeckels auf, eine sogenannte Epiglottitis oder Laryngitis supraglottica, handelt es sich um einen hochakuten Notfall. Durch das rasche Anschwellen des Kehldeckels kommt es zu enormen Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Fieber. Durch eine Verlegung der Atemwege, also dem Zuschwellen der Atemwege, kann außerdem eine lebensbedrohliche Atemnot auftreten.

Dank geeigneter Impfungen tritt eine Kehldeckelentzündung heute seltener auf als früher. Dennoch ist die Entzündung nach wie vor als Notfall einzustufen und muss schnellstens ärztlich behandelt werden. Meist sind Kinder im Vorschulalter von einer Epiglottitis betroffen, sie kann aber auch bei älteren Kindern oder Erwachsenen auftreten. Es gilt heute als relativ wahrscheinlich, dass der erste amerikanische Präsident George Washington 1799 an einer Kehldeckelentzündung und den damit verbundenen Behandlungsversuchen verstarb.

Haemophilus influenza ist der Hauptverursacher der Kehldeckelentzündung

Die Epiglottitis ist eine spezielle Form der Kehlkopfentzündung (Laryngitis), bei welcher der Kehldeckel, also der Verschluss des Kehlkopfes (Larynx) in kürzester Zeit stark anschwillt. Der Kehldeckel erfüllt eigentlich die Funktion, die Atemwege während des Schluckens vor dem Eintritt von Speichel oder Nahrungsmitteln zu schützen. Schwillt er an, verhindert er den normalen Strom der Atemluft in die Lunge.

Gerade bei Kindern wird die Kehldeckelentzündung fast ausschließlich von dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (HIB) ausgelöst, während bei Erwachsenen auch andere Erreger wie Streptokokken oder Haemophilus parainfluenza für die Krankheit verantwortlich sein können. Seltener geht die Kehldeckelentzündung aus bereits bestehenden, sich ausbreitenden Infekten des Nasen-Rachenraums hervor.

Wissenswertes: Kehldeckelentzündung und Pseudo-Krupp

Die Kehldeckelentzündung wird oftmals mit dem sogenannten Pseudo-Krupp verwechselt, einer Kehlkopfentzündung im unteren Teil des Larynx. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder unter drei Jahren sind häufig vom Pseudo-Krupp betroffen. Bei dieser Entzündung kommt es zu einem pfeifenden Atemgeräusch und einem charakteristischen Husten, der an ein Bellen erinnert. Wie bei der Epiglottitis tritt auch hier Heiserkeit auf, während dagegen Schluckbeschwerden in der Regel ausbleiben. Auch bei dieser Erkrankung kann es durch Schwellungen zu schwerer bis lebensbedrohlicher Atemnot kommen. Insgesamt nimmt der Pseudo-Krupp allerdings weniger häufig einen so akuten Verlauf wie die Kehldeckelentzündung.

Bei einer Kehldeckelentzündung kommt es zu einer schnellen Verschlechterung des Allgemeinzustandes

Beginnt der Kehldeckel anzuschwellen, kann es sehr schnell zu starken Symptomen und einer raschen und extremen Verschlechterung des allgemeinen gesundheitlichen Zustandes kommen. Innerhalb weniger Stunden treten starke Halsschmerzen und Fieber  auf.

Es kommt oftmals zu schnarch-ähnlichen Atemgeräuschen, insbesondere beim Einatmen. Das Sprechen fällt sehr schwer und die Sprache wirkt kloßig. Besonders das Schlucken ist sehr schmerzhaft oder wird gar unmöglich. Dies führt dazu, dass sich Speichel im Mundraum ansammelt oder auch hinausfließt. Die Behinderung der Atmung kann rasch ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen. Schnelle Hilfe ist daher unbedingt erforderlich.

Die Kehldeckelentzündung erfordert ein schnelles Eingriffen

Bei Verdacht auf eine Kehldeckelentzündung muss der Patient sofort in ein Krankenhaus gebracht werden. Bei akuter Erstickungsgefahr und Anzeichen wie Speichelfluss aus dem Mund oder Atemgeräuschen sollte am besten ein Notarzt gerufen werden. Ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus ist dringend erforderlich. Der Betroffene wird zunächst ärztlich untersucht und behandelt und im Anschluss engmaschig überwacht. Insbesondere die Atemfunktion wird dabei beobachtet.

Bei einer akuten Verlegung der Atemwege wird die Untersuchung des Rachens auf das Nötigste beschränkt, um die Atmung nicht zusätzlich zu beeinträchtigen. Eventuell wird eine vorsichtige, nasale Spiegelung des Rachenraums durchgeführt. Der Kehldeckel erscheint dabei entzündlich geschwollen und gerötet.

Um ein schnelles Abschwellen zu erreichen, können Corticosteroide verabreicht werden oder Adrenalinsprays zum Einsatz kommen. Droht eine akute Erstickungsgefahr, kann eine Intubation notwendig sein. Da sich diese bei einer Kehldeckelentzündung oftmals als schwierig erweist, kann im Notfall auch ein Luftröhrenschnitt (Koniotomie) die einzige lebensrettende Lösung sein. Tatsächlich liegt die Sterblichkeit bei einer Kehldeckelentzündung bei 10-20 Prozent.

Vorbeugen: Die HIB-Impfung ist für Kleinkinder zu empfehlen

Das Bakterium Haemophilus influenza Typ b (HIB) kann verschiedene Erkrankungen hervorrufen. Neben der Kehldeckelentzündung ist er beispielsweise auch für Mittelohr- oder Lungenentzündungen verantwortlich. Da nicht nur die Epiglottitis tödlich verlaufen kann, sondern vor allem auch die vom gleichen Erreger ausgelöste eitrige Hirnhautentzündung lebensbedrohliche Komplikationen hervorbringen kann, ist eine Impfung gegen Haemophilus influenza Typ b wichtig.

Die Impfung wird vor allem bei Kindern im Rahmen einer Kombinationsimpfung durchgeführt. Für Kleinkinder wird diese Impfung auch von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Eine Auffrischung ist in der Regel nicht nötig, da man mit zunehmenden Alter kaum mehr an diesem Erreger erkrankt. Tritt eine Kehldeckelentzündung in einem späteren Lebensabschnitt auf, wird sie meist von anderen Erregern als dem Haemophilus influenza Typ b ausgelöst.