Schleichende Isolation

Der Weg in die Magersucht beginnt oft mit einer schleichenden Isolation von den Freunden und Klassenkameraden. Diese Einsamkeit kompensieren Magersüchtige typischerweise durch hohe Leistungsbereitschaft in der Schule oder im Sport. Mädchen beginnen manchmal, sich mit dem Vater zu identifizieren, dessen Leben als interessanter erlebt wird. Sie beginnen dann, immer mehr jungenhafte Züge anzunehmen. Das Ausbleiben der Menstruation wird dann beispielsweise als angenehm erlebt. Viele Patienten empfinden sich auch als geschlechtsloses Neutrum.

Die 32-jährige Patientin Claudia D. über ihr Gewicht von 38,5 kg:

„Ich möchte nichts mit Essen zu tun haben. Jeder Vorgang im Körper, der damit zu tun hat, ist mir zuwider. Deshalb wasche ich mich fünfmal am Tag. Am liebsten wäre ich geschlechtslos, ohne meinen Körper. Wenn mich jemand liebte, dann sollte es körperlose Liebe sein. Ich fühle mich zu dick. Jedes Mal, wenn ich kleinste Rundungen meines Körpers entdecke, möchte ich weiter abnehmen.“