Zecken - Blutsauger im Vorgarten

Zwei Zecken auf Blatt: Zecken tummeln sich auch in den Vorgärten
Zecken tummeln sich auch in den Vorgärten
Zecken können Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen. Anders als gedacht sind Zecken fast ganzjährig aktiv - und das selbst in den Vorgärten.

Inhaltsverzeichnis
Bildergalerie Zecken entfernen - so geht's richtig!
Borreliose und FSME - alle Fakten
Zecken - so schützen Sie sich richtig!
Zecken - Impfung und Erste Hilfe
Zeckenschutz für Hunde

Zecken vermuten die meisten im Gras in der Nähe von Wäldern, wo sie Spaziergängern, Joggern und Radfahrern auflauern. Doch Zecken leben nicht nur in waldnahen Gebieten, ihr Lebensraum beginnt vielmehr gleich vor der Haustür. Dank des Klimawandels sind die Zecken auch nicht mehr nur im Sommer, sondern fast das gesamte Jahr über aktiv. So lauten die wichtigsten Ergebnissse einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim.

Zecken liegen fast ganzjährig auf der Lauer

Die Forscher hatten rund 100 Gärten aus dem Großraum Stuttgart auf das Vorhandensein von Zecken sowie die Aktivität der Spinnentiere untersucht. Das erste Ergebnis war, dass die Zecken aufgrund des veränderten Wetters schon ab Februar und bis in den Dezember hinein aktiv waren. Die Gefahr sei, dass man in eigentlich kalten Monaten nicht mit Zeckenstichen rechne und sich nicht entsprechend schütze, so die Wissenschaftler. Auch würden Ärzte bei FSME-Symptomen außerhalb des Sommers nicht sofort an eine Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitis, FSME) denken. „Der Klimawandel hat die Zecke in Deutschland zu einem quasi ganzjährig aktiven Tier gemacht“, sagt die Parasitologin Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Diese Beobachtung bestätig auch Dr. Olaf Kahl von der Berliner Firma tick-radar: „In diesem Winter haben wir in unseren Zeckenstationen sogar an den Weihnachtsfeiertagen aktive Zecken gefunden.“

Zecken tummeln sich auch in Gärten

Auch in anderer Hinsicht wähnten sich viele Menschen in trügerischer Sicherheit - nämlich im eigenen Garten. Aber: „Wer aus der Haustür tritt, steht im Lebensraum der Zecken“, fasst Mackenstedt die Ergebnisse einer laufenden Studie zusammen. In etwa 60 Prozent der untersuchten Gärten ließen sich Zecken nachweisen. „In Einzelfällen fanden wir in einer halben Stunde bis zu 800 Tiere“, sagt Mackenstedt.

Die Untersuchungen beschränkten sich bislang auf den Raum Stuttgart. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass sich die Ergebnisse auch auf andere Städte übertragen lassen.

Zecken - eingeschleppt durch Vögel, Haus- und Wildtiere

Zecken scheinen sich in ganz unterschiedlichen Umgebungen wohlzufühlen -  vom verwilderten Garten am Waldrand bis zum akkurat gepflegten Stadtgarten. Faktoren wie ein naher Wald, Unterholz und hohes Gras begünstigen zwar große Zeckenpopulationen, sind aber keinesfalls Voraussetzung. „Selbst in kleinen und gepflegten Gärten in den Stadtaußengebieten waren die Zecken noch anzutreffen“, betont Mackenstedt.

Ein Grund für die große Verbreitung sind Haus-, Wild- und Nagetiere: „Wir haben insgesamt drei verschiedene Arten von Zecken gefunden. Eine davon wird vor allem durch Vögel verbreitet.“ Andere seien typisch für Wild- und Haustiere. „Man kann einen Garten nicht zeckenfrei halten“, so Mackenstedt. „Einmal eingeschleppt, bilden sie stabile Populationen.“

Die Zecken breiten sich  zudem nicht gleichmäßig in den Gärten aus, sondern beschränken sich mitunter auf extrem kleine Stellen. „In einem Garten fanden wir Zecken nur in einem kleinen Rosmarinstrauch.“ So bleibe Menschen nicht viel anderes übrig, als mit den Zecken zu leben. „Wir müssen akzeptieren, dass wir die Zecken nicht vollständig vermeiden können. Umso wichtiger ist es, sich entsprechend zu schützen.“

Zecken verursachen mehr als FSME und Borreliose

Nicht nur im Jahresverlauf, auch geografisch dehnt sich die Aktivität der Zecken aus. Die FSME-Gebiete lägen überwiegend in Baden-Württemberg und Bayern und in kleineren Teilen von Thüringen, Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz, weiß Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Deutschen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). In den letzten Jahren mehrten sich allerdings auch Berichte von FSME-Fällen außerhalb dieser bekannten Verbreitungsgebiete, beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt.

Insgesamt erkrankten rund 220 Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr an der Hirnhautentzündung FSME, die durch Zecken übertragen wird. Auch 2014 war die Zahl mit 265 gemeldeten Fällen unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es noch 420 FSME-Fälle. Die Bandbreite der Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, ist größer als oft bekannt. So können die Spinnentiere nicht nur das FSME-Virus und Borrelien (Erreger der Borreliose) übertragen, sondern auch Rickettsien, Anaplasmen, Ehrlichien und Coxiella burnetii (der Erreger des Q-Fiebers). Für den Erreger der Hasenpest (Francisella tularensis) sei auch die Übertragung durch einen Zeckenstich beschrieben worden. In jüngster Vergangenheit seien sogar zwei neue Pathogene gefunden worden: Candidatus Neoehrlichia mikurensis und Borrelia miyamotoi, eine Rückfallfieberborrelie.