Was taugen Gesundheits-Apps?

Jogger mit Smartphone: Bei den Gesundheits-Apps herrscht Wildwuchs
Bei den Gesundheits-Apps herrscht Wildwuchs
In Deutschland gibt es Tausende Gesundheits-Apps für Tablets und Smartphone. Doch was taugen sie wirklich?

Schrittzähler, Gewicht kontrollieren, den Puls beim Joggen messen, die Schlafqualität aufzeichnen oder Krankheiten diagnostizieren oder überwachen– es gibt unzählige Gesundheits-Apps für verschiedenste Anwendungsfälle. Mehr als 100.000 dieser kleinen Programme sind nach Schätzungen derzeit für Smartphones und Tablets im Umlauf. Und die Anzahl wächst rapide.

Jetzt nahm erstmals eine große Studie der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die Qualität von Gesundheits-Apps unter die Lupe. Ergebnis: Es gebe zu viel Wildwuchs unter den Applikationen – der Nutzen der Technologie sei schwer abzuschätzen. „Viele dieser Apps sind nur auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet“, sagt Dr. Urs-Vito Albrecht, der Studienleiter.

Gesundheits-Apps - dem Wildwuchs Herr werden, Potenziale ausschöpfen!

Das Forscherteam arbeitete in der Studie die aktuellen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Gesundheits-Apps auf – und zwar aus den Blickwinkeln von Medizin, Informatik, Ethik, Recht, Ökonomie und Politik. „In der Studie haben wir Handlungsoptionen für den sinnvollen Einsatz identifiziert und empfehlen Maßnahmen, um dem Wildwuchs unter den Gesundheits-Apps Herr zu werden“, betont Albrecht. „Ziel ist es, das positive Potenzial auszuschöpfen und Risiken der Anwendungen zu minimieren.“

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erklärt: „Für viele sind Apps heute schon ein Ansporn, sich mehr zu bewegen, sich gesünder zu ernähren – und sie unterstützen zum Beispiel auch ‎bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten.“ Für viele Menschen könnten die Apps eine wertvolle Hilfe sein. Doch bei mehr als 100.000 Gesundheits-Apps sei es für Bürger, aber auch für Ärzte nicht einfach, zwischen guten und schlechten Angeboten zu unterscheiden, so Gröhe.

Nötig sind klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, medizinisches Personal und App-Hersteller. „Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass Produkte, die einen wirklichen Nutzen für Patienten bringen, schnell in die Versorgung gelangen.“

Gesundheits-Apps – der Umgang mit persönlichen Daten

Smartphones und Apps sind zu selbstverständlichen Begleitern mit persönlichem Zugang zu allen Lebensbereichen geworden. Gesundheits-Apps haben das Potenzial, das Gesundheitswesen zu verändern. Gesundheits-Apps werden in den nächsten Jahren sowohl für Patienten als auch professionelle Anwender weiter an Bedeutung zunehmen. „Angesichts dieser Entwicklung bekommen Fragen des Umgangs mit sensiblen Gesundheitsdaten und der Datenschutz eine ganz neue Dimension“, sagte Albrecht: „Wir können nicht erwarten, dass jeder Anwender Qualität und Vertrauenswürdigkeit einer App ohne Hilfestellung beurteilen kann.“