Zika-Virus - Bald auch in Deutschland?

Zika-Virus: Forscher arbeiten an einem Impfstoff
Zika-Virus: Forscher arbeiten an einem Impfstoff
Das Zika-Virus breitet sich in Südamerika derzeit rasend schnell aus – vor allem in Brasilien. Können die Zika-Viren nach Europa gelangen?

Wie groß ist die Gefahr, dass das Zika-Virus bald in Europa und dann in Deutschland auftaucht und sich dort ausbreitet?
Prof. Dr. J.F. Drexler vom DZIF
Prof. Dr. J.F. Drexler vom DZIF

Drexler: Es gibt bereits importierte Fälle in Europa und es wird auch zukünftig Menschen geben, die das Zika-Virus nach Europa und Deutschland bringen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus hier über Mücken weiterverbreitet wird, ist extrem gering. Die Überträger-Moskitos in Südamerika (Aedes aegypti) gibt es bei uns nicht. Ob die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die auch in Deutschland vorkommt, das Zika-Virus überträgt, ist noch nicht geklärt. In jedem Fall reicht ihre Häufigkeit nicht aus, um das Zika-Virus in Deutschland anzusiedeln.

Wie wahrscheinlich ist der Zusammenhang zwischen einer Zika-Virus-Infektion und den Fehlbildungen bei Neugeborenen?

Drexler: Der Zusammenhang von Zika-Viren-Infektionen von Schwangeren und einer direkten Schädigung des Ungeborenen ist derzeit noch nicht gesichert. Viele Aspekte sind noch unverstanden. Das Zika-Virus ist seit langer Zeit bekannt und hat in früheren Ausbrüchen keine bemerkenswerten Raten von „Mikrozephalie“ ausgelöst. Mikrozephalie ist die beobachtete Gehirnveränderung, die jetzt in Zusammenhang mit Zika-Viren mehrfach beobachtet wurde. Wenn man mündlichen Schilderungen von brasilianischen Kollegen glauben darf, sind nicht alle Bevölkerungsschichten von der Mikrozephalie betroffen.

Können Schwangere derzeit nach Südamerika reisen?

Drexler: Man sollte daher die Schwangeren informieren, aber wir denken, dass das Risiko, sich bei einer Reise mit Zika-Viren zu infizieren und dann in der Folge ein krankes Kind zu bekommen, gering ist. Nichtsdestotrotz ist die mögliche Schädigung von Ungeborenen ein besonderer Aspekt, der Forschung auf diesem Gebiet notwendig macht.

Müssen besondere Vorkehrungen für die kommenden Olympischen Sommerspiele im August in Brasilien getroffen werden?

Drexler: Wir vermuten, dass sich das Problem bis dahin wieder etwas eingrenzen wird. Anders als beim Dengue-Virus kann sich der Mensch nur einmal im Leben mit Zika-Viren infizieren und ist danach immun. Derzeit sieht es so aus, dass wir eine Phase der massiven Virusausbreitung erleben werden, die dann aber eine Bevölkerungsimmunität hinterlässt und dazu führt, dass sich die Epidemie von selbst eindämmt. Man sollte dabei auch nicht vergessen, dass das Zika-Virus kein besonders virulenter Erreger ist. Die Symptome sind nicht lebensbedrohlich.

Wird bereits an Zika-Viren und an einem Impfstoff geforscht?

Drexler: Wir arbeiten in Bonn bereits an Testsystemen und auch an anderen DZIF-Standorten arbeiten Wissenschaftler zum Zika-Virus, so zum Beispiel in Hamburg. Zu den wichtigsten Zielen sollte sicher die Entwicklung eines Impfstoffs gehören. Im DZIF sind wir für diese Forschung zu neu auftretenden Infektionskrankheiten sehr gut aufgestellt.

Weiterführende Informationen zum Zika-Virus

Robert Koch-Institut, www.rki.de/DE/Content/InfAZ/Z/Zikaviren/Zikaviren.html
Center for Disease Control (CDC), www.cdc.gov/zika
Auswärtiges Amt, www.auswaertiges-amt.de
Weltgesundheitsorganisation WhO, www.who.int