Verstopfung Ursachen

Die Ursachen einer Verstopfung werden in chronisch und akut unterteilt und können verschiedenen Formen zugeordnet werden. Zunächst zu den Ursachen chronischer Verstopfung (drei Gruppen).

1. Die kologene Obstipation ist eine Form der chronischen Verstopfung. Medizinisch wird sie auch als "Slow-transit-Obstipation" bezeichnet. In diesem Fall wird der Darminhalt durch eine mangelnde Beweglichkeit des Darms nur langsam vorwärts bewegt. Dabei entsteht harter Stuhl. Denn: Im Normalfall entzieht die Darmwand dem Darminhalt ständig Wasser. Bei einem verzögerten Transport bleibt der Stuhl länger im Darm, wird trockener und immer fester. Die Ausscheidung kann sich so erheblich verzögern. Folgende Ursachen können für die reduzierte Darmbewegung verantwortlich sein:
  • ballaststoffarme Ernährung (wenig Vollkorn- und viel Weißmehlprodukte, kaum faserreiche Kost wie frisches Obst und Gemüse)
  • Bettlägerigkeit und fieberhafte Erkrankungen
  • Verwachsungen im Darm, beispielsweise bei gutartigen und bösartigen Tumoren oder nach chirurgischen Eingriffen
  • entzündliche Darmerkrankungen wie Divertikulitis, Colitis ulzerosa oder Morbus Crohn
  • gestörte Nervenbahnen, die der Darmmuskulatur Signale zum Weitertransport des Stuhlgangs geben (vor allem Nervenstörungen im Nervengeflecht des Darms und in der vom Gehirn ausgehenden Nervensteuerung oder durch neurologische Erkrankungen)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Multiple Sklerose (eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems mit nachfolgender Muskelschwäche)
  • Morbus Parkinson (Schüttellähmung)
  • Sklerodermie (Erkrankung des Gefäß- und Bindegewebes)
  • muskuläre Störungen und Bindegewebserkrankungen
  • hormonelle Einflüsse (zum Beispiel bei Schilddrüsenunterfunktion oder in der Schwangerschaft)
  • Dolichokolon und Morbus Hirschsprung (Dolichokolon: angeborene abnorme Länge des Darms oder einzelner Darmabschnitte; Morbus Hirschsprung: angeborene Erweiterung des Dickdarms oder einzelner Darmabschnitte)
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, vor allem Mittel gegen psychische Erkrankungen (Psychopharmaka), Mittel gegen Depressionen (Tri- und terazyklische Antidepressiva) Schlafmittel, Beruhigungsmittel, kalzium- und/oder aluminiumhaltige Mittel gegen Sodbrennen (Magensäurebinder wie Aluminiumsulfat), bestimmte hustendämpfende Mittel und opioide Schmerzmittel (zum Beispiel Morphin), Eisenpräparate, entwässernde Mittel (Diuretika), Mittel gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva), Parkinson-Mittel, Mittel gegen Krampfanfälle und erhöhter Krampfneigung (Antiepileptika) und Mittel, die die Wirkung von Acetylcholin unterdrücken (Anticholinergika).

Paradoxerweise führen auch Abführmittel, wenn sie zu oft und in zu kurzen Zeitabständen eingenommen werden, über eine Verschiebung des Mineralsalzhaushaltes zur Verstopfung. Ebenfalls kann eine Verstopfung durch eine Gewöhnung an Abführmittel entstehen.

2. Die anorektale Obstipation als eine weitere Form der chronischen Verstopfung beruht auf Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Afters. In diesem Fall sind folgende Ursachen für die Verstopfung verantwortlich:
  • krankhafte Veränderungen am Anus wie beispielsweise Hämorrhoiden, Abszesse oder Anal-Fissuren
  • Verengung des Darmausgangs mit reduzierter Analöffnung (Analstenose)
  • Herausrutschen eines Teils des Mastdarmgewebes aus dem After (Rektumprolaps)
  • Aussackung des Enddarms (Rektozele)
  • gestörte Motorik von Mastdarm und After
  • verminderte Empfindlichkeit des Mastdarms auf Reize
  • angeborene Verdickung des inneren Schließmuskels
  • gestörte Koordination der inneren und äußeren Schließmuskeln

3. Bei der idiopathischen Verstopfung handelt es sich um die dritte Gruppe der chronischen Verstopfung. Bei dieser Form konnten ärztlich keinerlei krankhafte Veränderungen der Darmfunktion oder der Darmanatomie festgestellt werden. Diese Verstopfung ist relativ häufig zu finden. Unterschieden wird dabei noch einmal zwischen einer verlangsamten Stuhlweiterleitung durch den Dickdarm (einer sogenannten Slow Transit Constipation) und einer Beckenbodenfehlfunktion mit einer Störung der Stuhlentleerung aus dem Mastdarm (sogenannte Outlet Obstruction). Zu den Ursachen zählen vor allem willkürlich unterdrückter Stuhldrang und Stressfaktoren. Auch das Reizdarmsyndrom mit vordergründiger Stuhlverstopfung wäre hier einzuordnen.

Die Reiseobstipation zählt zu der akuten Verstopfung, da sie zeitlich begrenzt ist und zumeist zu Beginn der Reise auftritt. Diese plötzlich auftretende Verstopfung ist in der Regel Folge einer Ernährungsumstellung und der veränderten Umgebung während einer Reise. Der Körper ist mit der neuen Situation nicht vertraut und kann mit einer vorübergehenden Darmträgheit reagieren. Ursachen einer solchen Reiseobstipation sind häufig:
  • ungewohnte Nahrungsmittel
  • ausländische Gewürze
  • Flüssigkeitsmangel bedingt durch hohe Temperaturen und trockene Luft
  • Zeitumstellung bei Fernreisen
  • ungewohnter Alltagsablauf

Eine akute Verstopfung kann in seltenen Fällen auch die Folge eines Schlaganfalls oder eines Bandscheibenvorfalls sein.

Des Weiteren gibt es noch die so genannte Pseudo-Obstipation. Dabei handelt es sich um eine "Scheinverstopfung", die nach einer übermäßigen Darmentleerung auftritt. In diesem Fall kann es einige Tage dauern, bis sich der Darm wieder gefüllt hat und normaler Stuhlgang entleert werden kann. Dies ist ein natürlicher Vorgang und keine echte Verstopfung. Darum sollte in diesem Fall auch keine Einnahme eines Abführmittels erfolgen. Gründe für eine übermäßig starke Darmentleerung sind unter anderem:
  • Ernährungsumstellung mit vorangegangenen Fastenkuren
  • heftiger Durchfall (zum Beispiel bei einer infektiösen Darmerkrankung)
  • Darmuntersuchungen (Koloskopie) und deren Vorbereitung
  • Missbrauch von Abführmitteln