Harninkontinenz Selbsthilfe & Vorbeugung

Um die Blasenmuskulatur zu entkrampfen und so übermäßigem Harndrang vorzubeugen, stehen pflanzliche Mittel wie Kürbissamen und Sägepalmenfrüchte zur Verfügung. Bei Stressinkontinenz kann zum Beispiel die Wirkstoffkombination Dextranomer + Hyaluronsäure eingesetzt werden. Um bei Blasenschwäche einer Harnwegsinfektion vorzubeugen, ist der Wirkstoff Methionin ein Mittel der Wahl.

Durch bestimmte Verhaltensmaßnahmen sollten Betroffene versuchen, ihre Blase zu erziehen:
  • Das Führen eines "Blasenentleerungsprotokolls" kann am Anfang hilfreich sein, um die Art der Störung genauer zu analysieren. So ist zum Beispiel festzustellen, ob systematische tageszeitliche Schwankungen zu beobachten sind. Auch antrainierte Verhaltensweisen lassen sich auf diese Weise aufdecken.
  • Antrainierte falsche Verhaltensweisen müssen durchbrochen werden. Viele von einer Stress- oder Dranginkontinenz Betroffene gehen zu jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Toilette. Auf diese Weise wird die Blase darauf trainiert, bereits bei kleinstem Füllungsstand das Signal zum Harndrang zu geben. Die Betroffenen müssen noch häufiger zur Toilette gehen und verlieren mit der Zeit die Kontrolle über ihre Blasenentleerung. Ziel sollte es sein, durch eine allmähliche Verlängerung der Zeitabstände zwischen den Toilettengängen, die Blase wieder an einen normalen Füllungszustand zu gewöhnen und einen mit der Lebensführung gut zu vereinbarenden Rhythmus zu gewinnen. Deshalb sollte nicht jedem kleinen Harndrang sofort nachgegeben werden. Häufig hilft es, sich zu setzen, tief durchzuatmen und die Konzentration auf etwas anderes zu lenken. Wird der Harndrang stärker, sollte nicht zur Toilette gehastet werden, da schnelles Laufen die Verschlussmechanismen der Harnblase belastet. Auch die Gewohnheit, jede Gelegenheit zu einem Toilettengang zu nutzen (zum Beispiel grundsätzlich beim Betreten eines Kinos, Kaufhauses oder Restaurants), sollte abgelegt werden, da hierbei eine Konditionierung der Blase auf bestimmte Reizsituationen erfolgt.
  • Eine wichtige Maßnahme ist es außerdem, ausreichend zu trinken (2 bis 3 Liter pro Tag). Viele Betroffene vermeiden das Trinken, da sie glauben, so die Kontrolle über ihre Blasenentleerung zurückzuerlangen. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr kann jedoch andere Erkrankungen wie die Bildung von Nieren- und Blasensteinen begünstigen und hilft meist überhaupt nicht, eine Harninkontinenz zu vermeiden. Auf den Genuss größerer Mengen Kaffees, schwarzen Tees oder Cola sollte allerdings verzichtet werden, da diese harntreibend wirken und die Problematik eher verstärken. Gut geeignet sind dagegen Früchte- und Kräutertees, Mineralwasser und verdünnte Fruchtsäfte.
  • Auch eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung ist hilfreich, da Störungen bei der Stuhlentleerung (Verstopfung) zu großem Druck im Bauchraum führen und eine bestehende Schwäche des Beckenbodens verstärken können. Aus diesem Grund sollte man Übergewicht vermeiden oder reduzieren.
  • Das Tragen von Slipeinlagen oder speziellen Windelhöschen aus der Apotheke sowie spezielle inkontinenzgeeignete Unterwäsche geben vielen Betroffenen ein sicheres Gefühl. Die modernen Hilfsmittel fallen beim Tragen kaum auf und sind individuell anpassbar. Männern helfen eventuell so genannte Urinalkondome mit Auffangbeuteln.
  • Sind Kinder von Harninkontinenz betroffen, sollte ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden. Bettnässen darf nicht bestraft werden. Kindern sollte man vor dem Schlafengehen zur Toilette begleiten und eventuell noch einmal während der Nacht. Der Einsatz von so genannten Klingelhosen sind in der Fachwelt sehr umstritten.
  • Das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training oder Yoga, Saunagänge und warme Bäder sind für alle Betroffenen unbedingt zu empfehlen. Grundsätzlich ist Wärme gut, da Kälte zu Reizungen der Harnblase führt.
  • Der Austausch in Selbsthilfegruppen oder auch eine Psychotherapie können die Behandlung einer Harninkontinenz unterstützen. Qualifizierte Ansprechpartner finden Sie zum Beispiel beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP).

Wann zum Arzt bei Harninkontinenz

Sobald ungewollter Abgang von Urin oder unwillkürlicher Harnverlust gehäuft auftreten, sollte der Arzt aufgesucht werden.

Auch Kinder, die mit fünf Jahren noch nicht "trocken" sind, sollten dem Arzt vorgestellt werden. Eventuell liegen körperliche Ursachen zugrunde. Diese können nur von einem Facharzt abgeklärt werden.