Adipositas-Behandlung

Übergewichtige Frau beim Sport: Adipositas lässt sich durch Bewegung und Ernährung behandeln
Adipositas lässt sich durch Bewegung und Ernährung behandeln
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Adipositas-Behandlung - alles über Ernährung, Bewegung, Medikamente und Operationen bei Fettleibigkeit

Inhaltsverzeichnis
Ernährungstherapie
Bewegungstherapie
Verhaltenstherapie
Adipositas-Medikamente
Adipositas-Chirurgie (Magenverkleinerung)
Adipositas - das steckt dahinter
Bildergalerie: Adipositas - 6 dicke Fakten

Die Adipositas-Behandlung besteht aus einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Wichtig ist ein gutes Gewichtsmanagement, das sowohl die Phase des Abnehmens (der Gewichtsreduktion) als auch die langfristige Stabilisierung des Gewichtes umfasst.

Die Adipositas gilt als chronische Erkrankung, die eine hohe Rückfallgefahr birgt. Manchmal gelingt es, einige Kilos abzunehmen, die dann oft schnell wieder auf den Hüften landen – manchmal steigt das Gewicht sogar noch höher als zuvor (Jo-Jo-Effekt). Neben der eigentlichen Gewichtsreduktion sind deshalb Maßnahmen nötig, die das Gewicht langfristig stabilisieren.
Die wichtigste Maßnahme bei einer Adipositas ist eine grundsätzliche und tiefgreifende Umstellung des Lebensstils und der Ernährung. Nur so lässt sich eine langfristige Gewichtsreduktion erzielen, die Risikofaktoren für andere Erkrankungen bannen, das Wohlgefühl verbessern und die Lebensqualität steigern.

Ernährungstherapie bei Adipositas (Gewichtsreduktion)

Wer übergewichtig oder adipös ist, muss seine Ernährung von Grund auf umstellen. Denn eine falsche Ernährung ist ein wichtiger Grund für die Entwicklung einer Adipositas. Adipöse Menschen erhalten in jedem Fall eine Ernährungsberatung und individuelle Ernährungsempfehlungen. Auch das Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) sollten miteinbezogen werden.
Wichtig ist es, realistische und individuell erreichbare Ziele für den Abnehmerfolg zu setzen. Folgende Richtwerte gelten für die Gewichtsreduktion innerhalb von sechs bis zwölf Monaten:

  • BMI 25 bis 35 kg/m 2 : > 5 Prozent des Ausgangsgewichts
  • BMI > 35 kg/m2: >10 Prozent des Ausgangsgewichts

Am Anfang steht eine Reduktionskost, die das Körpergewicht senken soll. Das tägliche Energiedefizit sollte bei etwa 500 Kilokalorien pro Tag liegen, in Einzelfällen auch höher. Der Gewichtsverlust liegt dann bei 0,5 Kilogramm pro Woche über einen Zeitraum von etwa drei Monaten. Erreicht wird dies durch einen reduzierten Fett- und Kohlehydratverzehr. Auch Formula-Produkte mit einer Energiezufuhr von 800 bis 1200 Kilokalorien täglich kann man in Erwägung ziehen, allerdings nur zeitlich begrenzt.

Es gibt verschiedene Programme zur Gewichtsreduktion, etwa „Ich nehme ab“ von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Weight Watchers oder „Abnehmen mit Genuss“ von der AOK. Ernährung, Bewegung und Verhaltensmaßnahmen spielen bei allen Programmen eine wesentliche Rolle. Einige Gewichtsreduktionsprogramme basieren auf der Beratung per Telefon oder Internet.

Eine Gewichtsreduktion wirkt sich bei Übergewicht und Adipositas auf fast alle Bereiche aus. So verbessern sich der Blutzucker und die Cholesterinwerte, der Blutdruck sinkt, das Herz-Kreislauf-Risiko nimmt ab und die Gelenke werden entlastet. Die Kombination aus Adipositas, Bluthochdruck, erhöhten Blutfetten und erhöhten Blutzuckerwerten nennen Ärzte übrigens Metabolisches Syndrom. Auch auf die Psyche wirkt sich das geringere Gewicht aus.

Bewegungstherapie bei Adipositas

Bewegung erhöht den Energieverbrauch und sorgt für eine negative Energiebilanz. Außerdem wirkt sich Bewegung positiv auf eine Reihe von Erkrankungen aus, die mit der Adipositas verbunden sind. Zudem steigt die Lebensqualität. Die Kombination aus Bewegung und energiereduzierter Ernährung gilt als wichtigste Säule der Gewichtsreduktion. Für eine effektive Gewichtsabnahme sollte man sich mehr als 150 Minuten pro Woche mit einem Energieverbrauch von 1200 bis 1800 Kilokalorien pro Woche bewegen. Krafttraining allein ist für die Gewichtsreduktion wenig effektiv.

Am besten sind Sportarten, die den Bewegungsapparat nicht zu sehr belasten. Gut sind Ausdauersportarten wie Schwimmen (besonders gelenkschonend!), Radfahren, Wandern oder Nordic Walking. Aber auch Treppensteigen oder ein Spaziergang zum Supermarkt sind besser als überhaupt keine Bewegung. Jede Art von Bewegung hilft!

Adipositas-Verhaltenstherapie

Die Veränderung des Verhaltens ist eine wesentliche Maßnahme in der Adipositas-Behandlung. Eingesetzt werden verschiedene Methoden, die jene Verhaltensweisen systematisch ändern können, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Adipositas beitragen. Folgende

  • Verhalten und die Fortschritt (Körpergewicht, Essensmenge, Bewegung) selbst beobachten
  • kontrollierten Ess- und Bewegungsverhalten einüben (Vielfalt der Lebensmittel genießen, keine rigiden Diätvorschriften,
  • Strategien zum Umgang mit Lebensmitteln lernen (z.B. nicht hungrig einkaufen, keine Lebensmittel bevorraten, zu festen Zeiten essen, nicht nebenbei beim Fernsehen oder Zeitungslesen essen)
  • Denkmuster verändern (kognitive  Veränderungen): Denkmuster identifizieren, die zur Aufrechterhaltung der Adipositas dienen
  • Realistische Ziele vereinbaren
  • Training zur Problem- und Konfliktlösung
  • Training der sozialen Kompetenz und Selbstbehauptung
  • Strategien zur Verstärkung erlernen (z. B. Veränderungen belohnen)
  • Rückfällen vorbeugen
  • Strategien zum Umgang mit wieder ansteigendem Gewicht
  • Soziale Unterstützung durch Familie, Freunde, Kollegen

Adipositas-Medikamente

Eine  medikamentöse  Adipositas-Behandlung sollte soll  nur  in  Kombination  mit  einem Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und   Verhaltenstherapie durchgeführt werden. Medikamente werden nur bei bestimmten Voraussetzungen angewendet, zum Beispiel bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren und Erkrankungen, wenn sich das Gewicht nicht ausreichend durch andere Maßnahmen reduzieren ließ oder erneute eine Gewichtszunahme eingesetzt hat. Die medikamentöse Therapie wird nur dann fortgeführt, wenn Patienten innerhalb der ersten vier Wochen mindestens zwei Kilo verloren haben.

Eingesetzt wird der Wirkstoff Orlistat. Zugelassen ist Orlistat ab einem BMI von 28 und höher. Orlistat hemmt fettspaltende Enzyme im Magen-Darm-Trakt, die sogenannten Lipasen. Dadurch wird die Fettaufnahme vermindert. Nicht geeignet zur Gewichtsreduktion sind Amphetamine, Diuretika, HCG, Testosteron, Thyroxin und Wachstumshormone. Auch Nahrungsergänzungsmittel sind nicht empfehlenswert.

Operation bei Adipositas (Adipositas-Chirurgie)

Eine Operation kommt bei extremer Adipositas in Frage,  die sich durch andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend behandeln ließ. Ärzte sprechen von Adipositas-Chirurgie oder bariatrischen   Chirurgie. Die Adipositas-Chirurgie sollten nur erfahrene Ärzte in spezialisierten Zentren durchführen.

Häufig angewendet wird die Adipositas-Magenverkleinerung. Die Wirksamkeit der Adipositas-Chirurgie ist in verschiedenen Studien gut belegt. Je nach Verfahren beträgt die Gewichtsreduktion zwischen 21 und 38 Kilogramm nach einem Jahr und 15 bis 28 Kilogramm nach 10 Jahren.  Es gibt verschiedene Techniken zur Magenverkleinerung:

  • Magenband (41 bis 54 Prozent Körpergewichtsverlust)
  • Schlauchmagen (60 Prozent bis 66 Körpergewichtsverlust)
  • Magenbypass (62 bis 75 Prozent Körpergewichtsverlust)
  • Biliopankreatische Diversion mit oder ohne Duodenalswitch (66 bis 74 Prozent Körpergewichtsverlust)

Bei der Mehrheit der Adipositas-Patienten verbessern sich die Blutzuckerwerte, Blutfette, der Blutdruck, die Schlafapnoe und die Lebensqualität. Auch die Sterblichkeit sinkt.