So gefährlich sind Grapefruit und Koffein

Manche Lebensmittel beeinträchtigen die Wirkung von Medikamenten
Manche Lebensmittel beeinträchtigen die Wirkung von Medikamenten
Nicht alle Lebensmittel und Heilpflanzen vertragen sich mit eingenommenen Medikamenten. So können Grapefruit und Koffein für manche richtig giftig sein.

„Viel hilft viel!! Das denken viele Menschen im Winter und versuchen, mangelnde Sonnenstunden und Bewegung mit Vitamintabletten oder einer Extraportion Obst und Gemüse auszugleichen. Was zunächst gesund klingt gesund, kann sich aber ins Gegenteil verkehren, wenn ein Mensch gleichzeitig Medikamente schluckt. Denn die Ernährung könne die Wirkung von Arzneimitteln stark verändern, warnt Prof. Martin Wehling von der Universität Heidelberg. Die Folgen für die Gesundheit könnten erheblich - wenn nicht sogar tödlich - sein.

Johanniskraut – Cholesterinsenker wirken schlechter

Lebensmittel, die meist als gesund gelten, können die Wirkung von Arzneimitteln verändern – und zwar unabhängig vom Alter der Person. Es kommt zu unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen. Ein Beispiel ist Johanniskraut, das als pflanzliches Mittel gegen Depressionen eingesetzt wird. „Je nach Menge verursacht Johanniskraut drastische Wechselwirkungen“, erklärt Wehling. Die Wirksamkeit von Statinen, die das Cholesterin senken, sei herabgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Digoxinvergiftung steige, ebenso das Risiko für eine Herz- oder Nierenabstoßung nach einer Transplantation. Außerdem gelte: „Vor einer Operation sollte Johanniskraut mindestens für fünf Tage abgesetzt werden, sonst kann es zu verstärkten Blutungen kommen.“

Grapefruit - Gefahr fürs Herz

Auch der Konsum einer Grapefruit ist für manche Menschen nicht unproblematisch. In manchen Fällen könne sie richtig giftig werden. Jene Substanz, die die Frucht bitter macht, führt zu massiven Interaktionen bei der Aufnahme von Arzneimitteln. Unter anderem verändert Grapefruit die Wirksamkeit von Immunsuppressiva, Statinen und Kalziumantagonisten (Blutdrucksenker), was besonders für Herz- und Krebspatienten schwerwiegende Folgen haben kann. Wehling rät: „Esst keine Grapefruit wenn Ihr Arzneimittel einnehmt. Der Nutzen ist zu gering, die Gefahren sind zu groß.“

Gingko kann Blutungen auslösen

Ginkgo-Präparate sind beliebt, weil sie sich positiv bei Gedächtnis-, Konzentrations- und Durchblutungsstörungen sowie bei Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen auswirken sollen. Das Mittel könne Blutungen auslösen beziehungsweise die Wirkung von blutverdünnenden Arzneien verstärken, so Wehling.

Laritze und Koffein - Risiko für Herz und Kreislauf

Auch Naschkatzen und Koffein-Liebhaber müssen aufpassen: Wer eine Tüte Lakritz am Tag isst, riskiert Bluthochdruck. Der Verursacher ist Glycyrrhizin, das in der Wurzel der Süßholzpflanze vorkommt. Koffein wiederum kann bei Personen, die an einer Herzmuskel- oder Herzkranzgefäßerkrankung leiden, ganz erhebliche Herzrhythmusstörungen auslösen. Noch gravierendere Wirkungen hätten Energydrinks. „Das Zeug ist wirklich giftig, weil es extreme Mengen an Koffein und anderen Stoffen enthält“, sagt er. Es seien Fälle beschrieben, bei denen Jugendliche – die eigentlich keine Herzprobleme haben – einen Liter getrunken hätten und gestorben seien.

„Das Problem ist, dass die Leute glauben: Alles Pflanzliche ist gut, alles Chemische ist schlecht“, bringt es der Pharmakologe auf den Punkt. „Dabei kann auch Pflanzliches wie Johanniskraut und Grapefruit richtig giftig sein.“