Geburt Behandlung

Der Geburtshelfer, dies kann ein Arzt oder eine Hebamme sein, beurteilt vor der Geburt die Lage des Kindes. Er untersucht den Höhenstand der Gebärmutter, die Lage des Kopfes und der Körperachse. Befindet sich die kindliche Körperachse längs zur Achse der Mutter, spricht man von Längslage (99,5 Prozent aller Geburten). Innerhalb der Längslagen gibt es die Schädellagen und die Beckenendlagen (sehr selten). In der Regel können Kinder aus der Längslage durch eine normale, vaginale Geburt zur Welt kommen.

Weitaus seltener sind Schräg- und Querlagen (0,5 Prozent aller Geburten). Eine vaginale Geburt ist aus diesen Lagen nicht möglich. Die Mutter sollte bereits zwei Wochen vor dem Geburtstermin ins Krankenhaus aufgenommen werden.

Um den Geburtsvorgang je nach Situation zu beschleunigen oder zu hemmen, können die Wehen fördernde beziehungsweise hemmende Mittel (zum Beispiel Fenoterol) zum Einsatz kommen. Zur Wehenstimulation werden häufig die Wirkstoffe Gemeprost, Dinoproston, und Methylergometrinhydrogenmaleat eingesetzt.

Vaginale Entbindungsoperationen:
Die Zangen- oder die Vakuummethode wird angewandt, um eine normal begonnene Geburt zu beschleunigen oder zu beenden, wenn plötzlich Probleme auftreten. Beide Methoden ersetzen oder verkürzen die Austreibungsperiode. Sie werden zum Beispiel eingesetzt, wenn die Geburt sehr lange dauert, bei Wehenschwäche der Mutter, Nabelschnurumschlingung, Nabelschnurvorfall oder Zusammenschnürung der Nabelschnur.

Wie bei jedem anderen operativen Eingriff muss das Operationsgebiet, in diesem Falle die äußeren Geschlechtsorgane, desinfiziert und steril abgedeckt werden. Um die Zugkräfte auf das Kind so weit wie möglich zu verringern, kann ein Dammschnitt mit örtlicher Betäubung erfolgen.

Dammschnitt (Episiotomie):
Der Damm ist der Teil des Beckenbodens beziehungsweise der Beckenbodenmuskulatur, der sich zwischen Scheide und After befindet. Man bezeichnet den Scheiden-Damm-Schnitt (Episiotomie) auch als Entlastungsschnitt. Denn das Ziel dieses Eingriffs besteht darin, das Zerreißen und Überdehnen des mütterlichen Dammes zu verhindern und den Druck auf den kindlichen Kopf zu reduzieren. Dies ist vor allem bei Frühgeburten wichtig. Der Scheiden-Damm-Schnitt wird angewandt, wenn die mütterlichen Weichteile sehr straff und wenig nachgiebig sind, der kindliche Kopf verhältnismäßig groß ist oder die letzte Phase der Geburt beschleunigt werden soll.

Der Dammschnitt wird mit einer langen, geraden Schere ausgeführt, wobei man je nach Notwendigkeit verschiedene Schnittrichtungen anwendet. Die Schnitte sind zwischen zwei und vier Zentimeter lang und werden nach Beendigung der Geburt mit örtlicher Betäubung genäht.

Kaiserschnitt (Sectio):
Ein Kaiserschnitt wird vorgenommen, wenn das Risiko einer vaginalen Entbindung für Mutter und/oder Kind zu hoch ist oder eine vaginale Entbindung nicht möglich ist. Dazu zählen:
  • Geburtshindernisse wie bespielsweise eine Quer- oder Steißlage des Kindes, eine Enge des mütterlichen Beckens (Schädel-Becken-Missverhältnis) oder eine vor dem Muttermund liegende Plazenta (Placenta praevia).
  • Zustände, in denen das Risiko einer vaginalen Entbindung für die Mutter erhöht ist, wie zum Beispiel Krampfleiden, bestimmte Augenerkrankungen wie Grüner Star oder Herzfehler. Sowie Erkrankungen der Mutter, bei der das Infektionsrisiko des Kindes erhöht ist, zum Beispiel Herpes an den Geschlechtsorganen, Leberentzündungen und AIDS.
  • Gefährdung des Kindes durch akuten Sauerstoffmangel, wie etwa bei einem Nabelschnurvorfall. Einen Nabelschnurvorfall erkennt der Arzt anhand von Veränderungen im Cardiotocogramm (CTG) oder durch eine Blutstropfenuntersuchung des Kindes.
  • Unzureichender Geburtsfortschritt, zum Beispiel aufgrund einer Wehenschwäche.

Manche Entscheidungsursachen für einen Kaiserschnitt werden von verschiedenen Ärzten unterschiedlich bewertet. So ist beispielsweise die Steißlage, auch Beckenendlage genannt, für viele Gynäkologen - vor allem bei Erstgebärenden - ein Grund für einen Kaiserschnitt, während andere Ärzte in der gleichen Situation durchaus eine vaginale Entbindung befürworten. Ähnliches gilt für Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften.

Ein Kaiserschnitt erfolgt unter örtlicher Betäubung. Auf Wunsch der Mutter auch unter Vollnarkose. Die Operation beginnt mit einem Unterbauchquerschnitt im Bereich der Bikinizone. Danach wird Schicht um Schicht möglichst stumpf, d.h. ohne Verwendung eines Messers, nur durch Aufdehnen gespalten (Methode nach Misgav-Ladach) und zuletzt die Gebärmutter eröffnet. Nach der raschen Geburt des Kindes entnimmt der Chirurg noch die Plazenta und verschließt die Gebärmutter sowie die Bauchdecken wieder sorgfältig.

Schmerzmittel und örtliche Betäubung:
Zur Schmerzbekämpfung während der Geburt kommen verschiedene Schmerzmittel zum Einsatz. Daneben kann die Dammregion durch direkte Schmerzmitteleinspritzungen örtlich betäubt werden. Spritzt man ein Mittel zur örtlichen Betäubung an eine spezielle Stelle des Beckenbodens, werden schmerzleitende Nervenbahnen (Nervus pudendus) betäubt. Das führt zu einer Schmerzausschaltung im unteren Drittel der Scheide, im Bereich der Schamlippen und im Dammbereich.

Die Periduralanästhesie, kurz PDA genannt, ist eine weitere Form der regionalen Betäubung. Als Synonym wird auch der Begriff Epiduralanästhesie verwendet. Nach einer örtlichen Betäubung punktiert der Arzt den Rückenmarkskanal zwischen zwei Lendenwirbeln mit einer feinen Nadel und spritzt ein Schmerzmittel. Dieses blockiert ausgewählte Nervenabschnitte. Sämtliche Empfindungen der unteren Körperhälfte werden ausgeschaltet, ohne dass das Bewusstsein der Gebärenden beeinträchtigt ist. Bei der lumbalen Periduralanästhesie erfolgt die Punktion im Bereich der Lendenwirbelsäule zwischen zwei Lendenwirbelkörpern. Wird die Wirbelsäule tiefer punktiert, spricht man von der Kaudalanästhesie.

Die Schmerzausschaltung kann mittels einmaliger Spritze ("Single Shot"), mehrmaliger Spritzen oder kontinuierlich erfolgen. Hierfür wird ein Zugang gelegt und fixiert, sodass das Schmerzmittel mit Hilfe eines Pumpsystems nachgespritzt werden kann.

Blutungen nach der Geburt:
Bei verstärkten Blutungen nach der Geburt kann Methylergometrin eingesetzt werden. Dieser Wirkstoff aus der Gruppe der Mutterkornalkaloide unterstützt auch die Gebärmutterrückbildung bei nicht stillenden Frauen.