Der Schnupfen-Knigge: Was gehört sich?

Altes Buch mit der Aufschrift Knigge: Ist es angebracht, Gesundheit zu wünschen, wenn jemand niest?
Was sagt der Knigge zu der Frage, ob man nach einem Niesen Gesundheit wünschen darf oder nicht?

Früher war das Leben einfach: Wenn jemand genießt hat, durfte man selbstverständlich „Gesundheit!“ wünschen. Doch dann hat der Knigge vor einigen Jahren die Empfehlung ausgesprochen, auf den Genesungswunsch zu verzichten. Seitdem herrscht Verwirrung – was entspricht denn nun dem guten Benehmen?

Gesundheit oder nicht Gesundheit, das ist hier die Frage

Noch bis vor einiger Zeit hat der Knigge empfohlen, auf das obligatorische „Gesundheit!“ nach einem Hatschi zu verzichten. Dahinter stecken im Wesentlichen drei Überlegungen:

  • Der Genesungswunsch würde auf eine körperliche Schwäche des Niesenden hinweisen. Indem man jemandem Gesundheit wünscht, unterstellt man sozusagen, dass der andere (momentan) nicht über genügend Gesundheit verfügt. Und das wiederum kann der Betroffene als unhöflich auffassen.
  • Leidet der Niesende tatsächlich an einer Erkrankung, zum Beispiel einer Allergie, soll der Genesungswunsch nicht unnötig die Aufmerksamkeit darauf lenken. Gerade bei Niesattacken kann ein „Gesundheit!“ nach jedem einzelnen Nieser schnell stören und für die Betroffenen unangenehm sein.
  • Der Brauch, laut Gesundheit zu wünschen, wenn jemand genießt hat, stammt noch aus der Zeit der Pest. Die Gesundheit gewünscht hat man dabei allerdings nicht dem Niesenden (der vermutlich schon erkrankt war, weshalb sollte er sonst niesen?), sondern sich selbst. Im Grunde handelt es sich also um einen recht egoistischen Wunsch, der sich im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Hinzu kommt, dass es bei anderen Geräuschen wie Husten oder Magenknurren nicht üblich ist, darauf in bestimmter Weise zu reagieren. Da stellt sich freilich die Frage, warum das bei einem Niesen anders gehandhabt werden sollte.

Trotz dieser Gründe gegen ein „Gesundheit!“ hat sich die Benimm-Regel, darauf zu verzichten, im Alltag nicht durchsetzen können. Ganz im Gegenteil fassen es nämlich viele Menschen als unhöflich auf, wenn nach einem Niesen nur Stille folgt. Deshalb ist es heutzutage auch laut Knigge wieder erlaubt, nach einem Niesen freundlich Gesundheit zu wünschen.

Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wartet nach dem Niesen kurz ab. Scheint das Gegenüber eine Reaktion zu erwarten, kann der Genesungswunsch folgen. Übergeht das Gegenüber sein Niesen einfach oder entschuldigt sich gar, wird in der Regel kein „Gesundheit“ erwartet.

Ich habe genießt – muss ich mich dafür entschuldigen?

Eine Frage, die häufig die Niesenden quält, ist folgende: Muss ich mich für ein Hatschi entschuldigen? Pauschal beantworten lässt sich das leider nicht, es kommt vielmehr auf die Situation an. Zudem gehen hierbei die Meinungen weit auseinander. Als Faustregel gilt am ehesten:

  • Unterbrechen Sie mit Ihrem Niesen eine Unterhaltung oder erschrecken sich Freunde oder Kollegen dadurch, gilt eine Entschuldigung meist als höflich.
  • Geht die Unterhaltung, ein Vortrag, Meeting oder ähnliches bereits weiter oder hat sich niemand durch das Niesen sichtbar gestört gefühlt, braucht es häufig keine Entschuldigung. Das könnte in einem solchen Fall störender wirken als das eigentliche Niesen.
  • Leiden Sie unter allergischem Schnupfen oder einer anderen Erkrankung, die häufiges Niesen mit sich bringt, sollten Sie ebenfalls darauf verzichten, sich zu entschuldigen. Auch hierbei könnte das ständige „Entschuldigung“ irritierender sein als das eigentliche Niesen.

Am Ende müssen Sie wohl auf Ihr Bauchgefühl vertrauen und von Situation zu Situation selbst entscheiden, ob eine Entschuldigung angemessen ist oder von den Mitmenschen erwartet wird.

Was der Knigge noch zum Thema Schnupfen weiß

Beim Schnupfen gilt es, mehr als einen Fauxpas zu umgehen. Wie Sie sich mit einer Schniefnase verhalten sollten, wenn Sie auf gute Umgangsformen bedacht sind, verraten wir Ihnen hier:

  • Niesen: Wenn Sie in Gesellschaft anderer Menschen niesen müssen, ist das halb so schlimm. Achten Sie nur darauf, sich leicht vom Gegenüber oder Sitznachbarn abzuwenden und in die linke Armbeuge zu niesen. Auf gar keinen Fall dürfen Sie in die rechte Hand niesen – denn die wollen Sie schließlich noch anderen Menschen zur Begrüßung reichen.
  • Naseputzen: Zart und dezent – so lautet das Ideal des Naseputzens. Lautes Schnäuzen kann dagegen Kollegen bei der Arbeit stören und dazu noch unschön klingen. Wenn Sie die Nase dennoch kräftiger putzen möchten, verlassen Sie am besten den Raum und schnäuzen sich im Badezimmer.
  • Taschentuch: Nach dem Schnäuzen gehört das benutzte Taschentuch in den Mülleimer – in der Hosentasche oder gar auf dem Schreibtisch hat es dagegen nichts verloren. Zu jedem Naseputzen sollten Sie ein frisches Taschentuch verwenden.

Plagt Sie nicht nur ein Schnupfen, sondern hat Sie eine Erkältung oder Grippe fest im Griff, kurieren Sie sich am besten zuhause aus. Dadurch nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Kollegen und reduzieren das Risiko, dass sie sich bei Ihnen anstecken.