Geteiltes Leid ist halbes Leid: Frauen sprechen über ihre Erfahrung mit Scheidenpilz (Fiktion)

Zwei Frauen unterhalten sich im Café über ihre Erfahrungen mit Scheidenpilz.
Scheidenpilz verunsichert – da ist eine gute Freundin, mit der man sich austauschen kann, Gold wert.

Nicht nur, dass einen Symptome quälen, die auf Scheidenpilz hindeuten – frau ist auch noch bemüht, diese zu verheimlichen. Denn Scheidenpilz, das klingt angeblich nach unzureichender Hygiene und vermeintlich verruchtem Lebensstil. Vorurteile, die so nicht stimmen. Aber leider finden sich Frauen häufig mit ihren Beschwerden verunsichert ab.

Wir möchten dazu ermutigen, sich Hilfe und Rat zu suchen. Sei es direkt bei einem Arzt oder bei einer Person Ihres Vertrauens aus der Familie oder dem Freundeskreis – denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Und wer weiß, vielleicht hat Ihre Ansprechpartnerin bereits selbst Erfahrung mit einer Infektion des Genitalbereichs gemacht? So wie im fiktiven Fall von unseren Protagonistinnen Cathrin und Vanessa.

Die beiden sind langjährige Freundinnen und vertrauen sich alles an. Zudem sprechen sie auch über Themen, die erst einmal unangenehm erscheinen – wie Scheidenpilz.

Mädchen unter sich: „Du, ich muss da mal mit dir über etwas sprechen…“

„Hi, Hi! Hier bin ich! Mensch Vanessa, was freue ich mich, dass wir uns mal wiedersehen“, quietscht eine junge blonde Frau im Café und nimmt ihre Freundin, die nun an den Tisch getreten ist, euphorisch zur Begrüßung in den Arm. „Hallo Cathrin, wie geht es dir, meine Liebe?“. Die beiden bestellen schnell bei der Kellnerin – Cathrin eine heiße Schokolade mit viel Sirup und Sahne, Vanessa einen Ingwertee – und quasseln munter drauf los. Im Café ist einiges los, die Geräuschkulisse ist relativ laut, aber die Freundinnen sitzen in einer separaten Ecke und können sich so ungestört unterhalten.

Cathrin hibbelt und rutscht während des gesamten Gesprächs nervös auf dem Stuhl herum, schlägt immer wieder die Beine übereinander. Vanessa, die gerade von ihrem Urlaub und der schönen Poolanlage erzählt, sieht sie irritiert an und bricht schließlich ab: „Alles okay?“

„Na klar…,“ sagt Cathrin und blickt nervös hinter sich. „Ähm, ich muss da mal dringend mit dir über etwas sprechen… das ist mir auch echt unangenehm, aber ich habe das nun schon länger und werde es irgendwie nicht los… also, ähm ja, irgendwie brennt es bei mir so komisch…“

„Ich verstehe dich nicht, du sprichst so leise. Wo brennt’s?“.

„Ja öhm, bei mir brennt es... zwischen den Beinen…“.

„Es brennt zwischen deinen Beinen?!“

„Psssst!“, zischt Cathrin und schaut sich panisch um, ob wohl jemand am Nachbartisch zuhört.

„Okay, okay“, sagt Vanessa beschwichtigend. „Und wie äußert sich das genau? Seit wann hast du das?“

„Seit etwa zwei Wochen. Am Anfang fühlte es sich nur etwas trocken an. Aber ich hatte vorher auch meine Periode, da ist das ja nicht unbedingt was Ungewöhnliches. Jedenfalls wurde das Gefühl immer stärker, als wäre meine Vagina regelrecht wund. Es juckt und brennt ganz schrecklich und seit einiger Zeit ist da auch dieser unangenehme Ausfluss…“. Cathrin ist während ihrer Beschreibung immer leiser geworden und blickt nun errötend und beschämt zu Boden. „Als der Schmerz kam, habe ich angefangen, mich im Internet zu informieren, da steht ja auch einiges. Ich wollte das auf keinen Fall jemandem erklären müssen – und hatte auch gar keine Zeit zu einem Arzt oder so zu gehen. Ich bin dann in verschiedenen Foren auf so Hausmittel gestoßen. Du glaubst nicht, was ich alles ausprobiert habe: Ich habe Tampons in Joghurt und Essig getaucht und eingeführt, hab es da unten auch mit Knoblauch probiert…“

„Du hast was gemacht?!“, fragt Vanessa ungläubig und blickt runter zu Cathrins Schoß. „Das brennt doch noch vielmehr!“

„Nun schau nicht so, es hat einfach nicht aufgehört!“, sagt Cathrin ganz unglücklich. „Ich fühl‘ mich eh schon total unwohl. Und irgendwie schmutzig. Dabei halte ich mich für einen sehr auf Hygiene bedachten Menschen, ich dusche ja jeden Tag und wasche mich auch untenrum ausgiebig. Seitdem ich das habe sogar noch intensiver, aber es scheint nur schlimmer zu werden.“ „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so komisch ansehen“, sagt Vanessa beruhigend zu ihrer Freundin, die sich sichtlich unwohl fühlt. „Ich kann verstehen, dass dir das unangenehm ist. Da spricht man ja auch nicht gerne drüber. Aber mach dir keinen Kopf, ich hatte das auch schon.“

„Du hattest das auch?“, fragt Cathrin erstaunt und hebt ihren Blick.

„Ja, das ist schon eine Weile her. Ich war nur eben etwas entsetzt darüber, was du alles da unten gemacht hast“.

„Aber wie bist du das denn dann wieder losgeworden?“

Vanessa zuckt mit den Schultern. „Naja, ich war stark verunsichert und hatte keine Lust, mich ewig mit irgendwelchen Mittelchen aufzuhalten. Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und einfach zu meiner Gynäkologin gegangen.“ Cathrin sieht sie mit großen Augen an. „Und soll ich dir mal was sagen: Das war nicht so schlimm wie befürchtet. Kennst du die Frauenärztin am Rathaus? Geh ruhig zu ihr, sie ist, was sowas angeht, besonders einfühlsam.“

„Muss das denn sein?“, fragt ihre Freundin und verzieht den Mund.

„Glaub mir, du brauchst dich da gar nicht unwohl fühlen. Seitdem ich bei ihr zur Untersuchung und zum Gespräch war, weiß ich, dass sehr viele Frauen unter Scheidenpilz leiden. Sie sagte, dass fast jede Frau einmal in ihrem Leben eine Pilzinfektion entwickelt. Also entspann dich, das ist nichts, wofür man sich schämen müsste.“

„Oh Gott, ich habe einen Pilz?“ Ekel und Panik zeichnen sich in Cathrins Gesicht ab.

„Also so, wie du es beschreibst, klingt es schon danach. Candida albicans heißt der kleine Störenfried, glaube ich. Aber wenn du zu einem Frauenarzt gehst, hast du wenigstens Gewissheit. Es könnte ja auch etwas anderes sein. Vielleicht sind es auch Bakterien, die da unten nichts zu suchen haben. Deine Gynäkologin kann dir bestimmt sagen, was du dann nehmen sollst. Ich habe damals so ein Kombi-Präparat bekommen. Es bestand aus einer Salbe und einer Tablette, die musste ich vor dem Schlafengehen einführen – und nach nur drei Tagen war dann der ganze Spuck vorbei.“ Vanessa nimmt einen Schluck von ihrem Ingwertee.

„Aber wie kriegt man denn so etwas?“, fragt Cathrin stirnrunzelnd. Plötzlich wird ihr Blick traurig. „Meinst du… meinst du, Paul könnte mit einer anderen Frau…“

„Ich glaube nicht, dass dein Freund fremdgegangen ist. Ganz ehrlich, der ist doch viel zu vernarrt in dich. Und das ist angeblich keine klassische Geschlechtskrankheit. Das könnte zig Gründe haben. An und in deinem ganzen Körper sind ja ganz viele Keime.“ Cathrin setzt sich auf und schüttelt sich ein bisschen. „Und das ist gut so“, sagt Vanessa eindringlich. „Denn es sind – laut meiner Frauenärztin – auch sehr nützliche und gute Bakterien darunter, so kleine Beschützer-Bakterien. Die können aber auch geschwächt werden, wenn man sich da unten zum Beispiel zu intensiv mit Seife wäscht. Deswegen musste ich ja auch so mit dem Kopf schütteln, als du von den Hausmitteln erzählt hast. Essig in der Scheide… Und meine Mutter hat, seitdem sie mit den Wechseljahren zu kämpfen hat, hormonbedingt immer wieder mit Scheidentrockenheit zu kämpfen. Darüber freut sich ein Scheidenpilz auch, denn je trockener die Schleimhäute sind, desto schwächer sind die schützenden Bakterien und desto anfälliger wir gegenüber Keimen.“

„Okay, und das weißt du alles von deiner Gynäkologin?“, fragt Cathrin und Vanessa nickt.

„Bei mir selbst war es wohl das Antibiotikum. Das Medikament unterscheidet nämlich nicht zwischen bösen und guten Bakterien. Naja, ich musste das Mittel nehmen, um eine Bronchitis auszukurieren, aber leider hatte es untenrum eine Infektion zur Folge. Heute bin ich vorbereitet und werde künftig vielleicht vorsorglich eine Milchsäurebakterien-Kur machen.“

„Vanessa macht Vagina-Wellness“, lacht Cathrin und zwinkert ihrer Freundin zu. Dann seufzt sie. „Ja, ich denke, ich werde mir auch mal einen Termin bei meiner Frauenärztin geben lassen. Danke, dass ich da mal mit dir drüber sprechen konnte. Du bist eine tolle Freundin. Ich fühle mich schon viel besser. Zumindest ist diese fürchterliche Unsicherheit weg. Und diesen kleinen Übeltäter namens Candida werde ich bestimmt bald wieder los.“ Plötzlich grinst sie wieder breit. „Und jetzt mal zu den wichtigen Themen: Wie war das nun mit dem süßen Typen im Urlaub?“