Medizinisches Lexikon
Rachitis und Rachitischer Rosenkranz: Was ist das?
Krumme Beine, deformierte Gelenke oder eine verbogene Wirbelsäule – das Skelett von Kindern, die unter einer Rachitis leiden, zeigt an verschiedenen Stellen Fehlentwicklungen. Auch der rachitische Rosenkranz gehört dazu. Was sind die Symptome? Und wie sieht die Behandlung aus?
Rachitis entsteht durch Vitamin D-Mangel
Die Rachitis (von griechisch „rachis“ = Rücken) ist eine Erkrankung, die durch einen Mangel an Vitamin D auftritt. Sie wird auch „Englische Krankheit“ genannt, da sie bereits im 17. Jahrhundert von englischen Ärzten beschrieben wurde. Die Folge einer Rachitis sind Knochenerweichungen. Das bedeutet, dass die Knochen durch den Vitaminmangel nicht genügend Kalk enthalten und infolgedessen nicht aushärten. Das Knochengerüst bleibt weich und verbiegt sich unter der alltäglichen Belastung.
Exkurs: Knochen brauchen Vitamin D
Wie erkennt man eine Rachitis?
Eine Rachitis tritt in erster Linie bei Kindern bis zum zweiten Lebensjahr auf. Meist sind die frühen Symptome schon in den ersten Lebensmonaten des Babys zu beobachten – auch wenn die Symptome eher unspezifisch sind. Dazu gehören:
- Unruhe
- Schreckhaftigkeit
- Schwitzen
Im Folgestadium, zwischen dem dritten und vierten Lebensmonat, gibt es weitere Anzeichen:
- schlaffe Bauchdecke (Froschbauch)
- Verstopfung
- Muskelkrämpfe
Später kommen Muskelschwäche, geschwollene Gelenke und Veränderungen an den Schädelknochen hinzu. Wenn Knochenerweichungen wie verkrümmte Oberschenkelknochen („O-Beine“), eine verbogene Wirbelsäule oder ein rachitischer Rosenkranz bereits sichtbar sind, ist die Rachitis schon recht weit fortgeschritten. Weitere Hinweise auf eine Rachitis sind vermehrte Karies und ein verzögertes Zahnwachstum.
Was ist ein rachitischer Rosenkranz?
Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, härten die Knochen nicht aus und es kommt zu Fehlbildungen wie dem rachitischen Rosenkranz. Dieser zeigt sich durch sogenannte Auftreibungen an der Knorpel-Knochen-Grenze (Wachstumsfugen) der Rippen und entlang des Brustbeins. Der Brustkorb des Kindes kann aufgrund der Knochenaufweichung und der Atembewegungen nicht aushärten. Das bedeutet, das bei den betroffenen Kindern entlang der Rippen kleine Knubbel durch die Haut zu ertasten sind. Die Auftreibungen sind im späteren Stadium auch sichtbar.
Ist die Rachitis durch den Vitaminmangel bedingt, treten zeitgleich Blutarmut und Eisenmangel auf.
Wie behandelt man Rachitis und rachitischen Rosenkranz?
In den überwiegenden Fällen liegt als Ursache der Rachitis ein Vitamin-D-Mangel vor. Denn Babys sind der Sonne deutlich weniger ausgesetzt als Erwachsene. Das liegt auch daran, dass sie über keinen eigenen Sonnenschutz verfügen und daher nicht mit direktem Sonnenlicht in Kontakt kommen sollen. Gerade „Winterbabys“, also Säuglinge, die im Herbst und Winter zur Welt kommen, bekommen nicht genug Sonnenlicht für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ab.
Um die Rachitis zu therapieren, muss daher in erster Linie der Vitamin-D-Haushalt wiederhergestellt werden. Die Kinder erhalten das Vitamin als Nahrungsergänzungsmittel. Um die Knochenaushärtung zu begünstigen, wird zudem Kalzium verschrieben.
Kurz erklärt: IE – was ist das?
- Im ersten Lebensmonat 1.000 IE Vitamin D3 und zusätzliche Kalziumgabe von 40 bis 80 Milligramm je Kilogramm Gewicht pro Tag über zwölf Wochen.
- Ab dem 2. bis zum Ende des 12. Lebensmonats 3.000 IE Vitamin D3 und zusätzliche Kalziumgabe von 40 bis 80 Milligramm je Kilogramm Gewicht pro Tag über zwölf Wochen.
Anschließend ist die Prophylaxe mit 500 IE Vitamin D3 bis zum Ende des ersten Lebensjahres fortzuführen:
- Kleinkind: Nach dem ersten Lebensjahr 5.000 IE Vitamin D3 und zusätzliche Kalziumgabe von 40 bis 80 Milligramm je Kilogramm Gewicht pro Tag über zwölf Wochen.
In vielen Fällen bilden sich die Knochenverbiegungen von selbst wieder zurück. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen lebenslange Schäden erhalten bleiben.
Einer Rachitis vorbeugen