Die gedankliche Komponente

Stellen Sie sich einmal vor, Sie machen eine Fahrradtour. Vor Ihnen liegt eine Steigung, die Ihnen große Kraft abfordert. Schon nach wenigen Tritten bemerken Sie, wie Ihr Herz schneller schlägt. Wahrscheinlich werden Sie sich deswegen keine Sorgen machen. Denn Sie wissen, Sie strengen sich gerade an. Und das bringt nun mal einen beschleunigten Herzschlag mit sich.

Der gleiche beschleunigte Herzschlag kann Sie aber sehr wohl beunruhigen, wenn Sie gerade auf dem Sofa sitzen und nichts tun. Obwohl Sie das gleiche Symptom spüren, bewerten Sie es ganz unterschiedlich. Nehmen Sie weiter an, Sie reagieren ängstlich auf diesen schnelleren Puls. In diesem Fall werden Sie sich möglicherweise fragen: „Bin ich krank?“ oder sogar annehmen: „Meine Güte, mein Herz! Ich bin krank. Ich muss sofort zum Arzt!“

Wenn Sie aber gelassen bleiben, werden Sie vielleicht denken: „Komisches Gefühl, wohl zu viel Kaffee getrunken.“ Und gehen zur Tagesordnung über. Angst besteht also auch aus gedanklichen Prozessen wie Befürchtungen, Hilflosigkeit, der Meinung, ausgeliefert zu sein und aus noch mehr Angst machenden Denkmustern.

Typische Gedanken sind etwa: „Mein Herzrasen ist so schlimm. Es kündigt bestimmt einen Infarkt an“, „Es wird bestimmt etwas Schlimmes passieren“ oder „Ich kann mir nicht selbst helfen“. Diese Gedanken verstärken die Angst und erhöhen die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Angststörung.

Forscher der TU Dresden haben belegt, dass diese angstbestätigenden Gedanken innerhalb von Millisekunden entstehen. Das heißt, die zugrunde liegenden Denkmuster laufen unbewusst und automatisch ab.

Angst lähmt Denken

Zur Angstreaktion gehört auch, dass das Gehirn seine Tätigkeit verändert. Denkvorgänge werden schlicht unterdrückt. Das ist einer der Gründe dafür, dass ängstliche Menschen in Prüfungen häufig ein Wissensloch erleben. Das Gehirn unterdrückt die Denkvorgänge, damit der Körper instinktiv und somit schneller auf mögliche Gefahren reagieren kann. So sind etwa Reflexe, also nicht willentlich beeinflusste Aktionen, im Zustand der Angst beschleunigt. Wahrscheinlich kennen Sie reflexartige Reaktionen aus dem Straßenverkehr, vom Sport oder Sie haben, ohne darüber nachzudenken, schon mal einen fallenden Gegenstand gerade noch so erhascht – eben durch einen Reflex.