Verhaltenstypen: Ausreißer und Schwarzseher

3. Der Ausreißer

Einige Menschen haben einen hohen Anspruch an ihr Verhalten, der für Angst keinen Raum lässt. Stellen Sie sich beispielsweise einen Ingenieur mit Höhenangst vor. Er hat das Stahlgerüst für ein Hochhaus geplant und soll seine Berechnungen nun auf der Baustelle in schwindelnder Höhe überprüfen. Das Selbstbild vom starken Mann ohne Ängste erlaubt es dem Ingenieur nicht, auf den Baustellenbesuch zu verzichten. Also wird er als „Ausreißer“ den Sprung ins kalte Wasser wagen und auf das Stahlgerüst klettern. Oben angekommen wird er nach Möglichkeit sofort wieder umkehren. So hat er das Gesicht gewahrt.

Die Angst aber bleibt – und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Angststörung stärker wird und das Verhalten nachhaltig prägt. Außerdem verursacht dieses Verhalten großen Stress.

4. Der Schwarzseher

Eine andere Strategie gegen die Angst ist das Schwarzsehen. Schwarzseher gehen in einer Art von Aberglauben davon aus, dass sie durch stetiges Grübeln und Sorgen über angstauslösende Situationen diese vermeiden könnten. Sie geben ihrer Angst dadurch eine rationale Begründung, zum Beispiel: „Ich will ja nur mein Kind vor einem Unfall bewahren!“

In Gedanken versetzen sich diese Menschen immer wieder in angstauslösende Situationen und malen sich dabei die schrecklichsten Konsequenzen in allen Farben aus. Der Nachteil des Schwarzsehens besteht vor allem darin, dass Angst und die damit einhergehenden körperlichen Erregungszustände als völlig normal erlebt werden. Das verhindert die Entwicklung von wirksamen Bewältigungsstrategien.