Erlernte Angstreaktionen

Viele Ängste werden erlernt oder anerzogen. In der Familie, im Beruf und in anderen Lebenszusammenhängen. Man spricht auch von erworbenen Ängsten oder Verhaltensmustern. Die meisten Ängste übernehmen Kinder von ihren Eltern (siehe unten). Nicht nur Ängste, sondern auch krankhafte Angststörungen können so entstehen.

So steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Angsterkrankung, wenn die Eltern selbst unter einer psychischen Störung litten. Das bedeutet aber noch nicht, dass sich aus einer von den Eltern erworbenen Angst notwendig eine entsprechende krankhafte Angststörung entwickelt. Und selbst wenn die Eltern unter krankhaften Angststörungen leiden, bewirkt dies noch nicht zwangsläufig die Entwicklung einer Angststörung bei einem Kind. So gibt es beispielsweise Kinder mit „heiler Kindheit“, die unter Phobien leiden. Genauso aber auch Kinder, die unter denkbar schlechten Voraussetzungen groß wurden und keine Anzeichen einer psychischen Störung zeigen.

Wie Erziehung die Entstehung von Ängsten mit verursachen kann

Überbehütete Kinder haben oft Angst. Ursächlich hierfür ist die so genannte Entmutigung. In einem überbehüteten Elternhaus wird einem Kind jegliche schmerzliche Erfahrung verwehrt. So lernt es nicht, mit solchen Erfahrungen umzugehen und diese positiv zu bewältigen. Treten später dann schmerzliche Erfahrungen ein oder die Kinder kommen aus dem behüteten Haus in das eigene Leben, haben sie häufig übermäßig viel Angst.

Oft liegt der Überbehütung der Kinder die Angst der Eltern zugrunde. Diese Eltern haben in der Regel ebenfalls eine ängstliche Erziehung erlebt. So übertragen sich Ängste oftmals über Generationen. Ein sehr strenger Erziehungsstil und zu hohe Ansprüche hingegen stellen ein Kind vor ein anderes Problem: Die Angst zu versagen. Das Kind wird förmlich niedergedrückt von den Erwartungen der Eltern. Es kann nicht erkennen, dass es nicht seine Schuld ist, wenn es diesen Anforderungen nie genügt. So werden Schuldgefühle und Minderwertigkeitsgefühle erzeugt, das Selbstbewusstsein wird geschwächt.

Menschen, die nur ein schwaches Selbstvertrauen haben, reagieren in vielen Situationen verständlicherweise ängstlich. Obwohl sie objektiv die Fähigkeiten dazu besitzen, werden sie mit vielen Problemen und Konflikten im Alltag nicht aus eigener Kraft fertig. Sie glauben nicht an ihre Fähigkeiten. Sie haben kein Zutrauen zu sich selbst. Daraus kann sich ein negatives Denken entwickeln. Diese negativen Annahmen über die eigene Situation führen unter Umständen in den Teufelskreis der Angst. Dazu später noch mehr. Natürlich kann nicht allgemein gesagt werden, dass Fehler in der Erziehung zu Angst oder Angststörungen führen. Und nicht jeder, der Angststörungen hat, findet die Ursachen dafür in seiner Erziehung. Überbehütung oder eine sehr strenge Erziehung erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit, später im Leben eine Angststörung zu entwickeln.