"Wie gut es tut, über all diese Dinge zu sprechen"

Selbsterfahrungsbericht über den Erfolg einer Verhaltenstherapie, anonym aus dem Internet

Ein Angsttagebuch zu führen hilft ungemein!
Ein Angsttagebuch zu führen hilft ungemein!
Ich habe mich lange gegen eine Therapie gewehrt. Mein Leitspruch war: „Ich bin nicht krank. Zu einem Therapeuten gehen doch nur Verrückte!“ Nein, dem ist nicht so! Psychisch krank zu sein heißt noch lange nicht verrückt zu sein. Das habe auch ich eines Tages eingesehen. Und so fand ich den Weg zu einem Therapeuten. Zugegeben, ich war ein Glückskind. Ein einziger Anruf bei einer Nummer aus der langen Liste, die mir mein Arzt gegeben hatte, und ich hatte einen Therapieplatz.

Anfangs wusste ich gar nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. Und ich stellte mir beinahe bis zum Schluss der Therapie dauernd die Frage: Interessiert diesen Mann mein Leben eigentlich wirklich? Aber anscheinend war es so und wie gut tat es mir, über all diese Dinge einmal zu sprechen! Meine Gefühle, meine Gedanken, all die kleinen Dinge, bei denen ich immer geglaubt hatte, es sei mir peinlich, darüber zu reden, es sei zu albern, oder ich werde ausgelacht. Und er hörte zu, gab Tipps und Ratschläge und eine besonders schöne Sache war das "Marburger Angsttagebuch“.

Es ist eine Tabelle, in der der Patient jede Attacke genau notiert. Ort, Zeitpunkt, wie man sich gefühlt hat, mit wem man zusammen war und vieles mehr. Und es ist schon erstaunlich, was allein bei der Auswertung herauskam.

Auch musste ich viele Fragebögen ausfüllen und bekam so manche Hausaufgabe. Teilweise haben mein Therapeut und ich auch Übungen gemeinsam gemacht. Ich hatte manchmal das Gefühl: Ich schaff’ das nicht. Die Konfrontation mit meiner Angst (Exposition) war am Anfang die Hölle.

Aber: Tatsächlich hat die Angst nachgelassen. Und beim nächsten Mal war es dann schon gar nicht mehr so schlimm. Sicher ist, MIR hat die Therapie geholfen. Nun schon drei Jahre lang! Sie selbst dauerte in etwa ein Jahr bei mir. Wenn mich später jemand fragte: Wie ist deine Angst verschwunden? Dann antwortete ich: Ich habe gelernt, anders zu denken! Ich weiß nicht, wie, ich weiß nicht wodurch, aber ich denke anders! Und das ist das Entscheidende. Alles, wirklich alles spielt sich bei der Angst im Kopf ab.