Migräne Ursachen

Die Ursachen von Migräne sind noch nicht abschließend geklärt, eine erbliche Veranlagung mit Störungen der Durchblutung des Gehirns wird vermutet.

Die Ausbildung des Migräne-Kopfschmerzes wird häufig auf die Wirkung von Serotonin (ein Nervenbotenstoff) an den Blutgefäßen zurückgeführt. Durch Serotonin wird die Durchlässigkeit der Gefäßwände für bestimmte Substanzen, zum Beispiel entzündungsvermittelnde Botenstoffe, erhöht. Diese Botenstoffe bewirken eine so genannte sterile Entzündung mit einer Aktivierung von bestimmten Zellen. Im Ergebnis kommt es zu Kopfschmerzen.

Außerdem löst Serotonin die Freisetzung von Botenstoffen aus, die außerhalb des Gehirns zu einer Gefäßweitstellung führen. Eine Gefäßweitstellung im Magen-Darm-Trakt könnte für Übelkeit und Erbrechen bei vielen Migräne-Patienten verantwortlich sein.

Neben der Serotoninhypothese gibt es noch die so genannte vaskuläre (gefäßbedingte) Hypothese. In den Wänden der bei einem Migräneanfall weitgestellten Blutgefäße befinden sich Schmerz- und Dehnungsrezeptoren (freie Nervenendigungen) des fünften Hirnnervs (Nervus trigeminus). Werden diese Nervenendigungen gereizt, kommt es zum typischen pulsierenden Migränekopfschmerz. Wenn die Blutgefäße durch Medikamenteneinnahme verengt werden (zum Beispiel durch Triptane, wird der Kopfschmerz gelindert.

Außerdem wurde beobachtet, dass Personen, die regelmäßig an Migräne leiden, eine erhöhte Erregbarkeit der Hirnrinde des Hinterhauptlappens aufweisen. Darauf beruht sich eine weitere Hypothese der Migräneentstehung, die so genannte Übererregbarkeitshypothese. Diese Übererregbarkeit findet auch im Sehzentrum des Gehirns statt. Damit werden die Sehstörungen während der Migräneaura in Verbindung gebracht.

Eine weitere Ursache sehen Hirnforscher in der Schmerzverarbeitung des Patienten gesehen. Die wichtigste Struktur in der Weiterleitung und Umwandlung der Schmerzbotschaft im Gehirn ist der Thalamus (ein großer Bestandteil des Zwischenhirns). Hier setzten auch viele Schmerzmittel an. Die Migräneforschung geht bei Personen mit Migräneneigung von einer Störung in diesem Gebiet aus.

Migräne tritt sehr oft familiär gehäuft auf. Daher liegt die Vermutung nahe, dass bei der Entstehung Gendefekte eine Rolle spielen können. Im Falle der familiären hemiplegischen Migräne wurde eine entsprechende vererbte Fehlfunktion bereits gefunden.

Da die Anzahl der Migränepatienten in den Industrieländern in den letzten 40 Jahren stark zugenommen hat, gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass auch Umweltfaktoren und Lebensstil eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Migräne spielen.

Die Triggerfaktoren
Migräne kann bei empfindlichen Personen durch spezielle Situationen oder bestimmte Substanzen (so genannte Trigger) ausgelöst werden. Diese Auslösefaktoren sind individuell sehr unterschiedlich. Bei Frauen kann zweifelsfrei die Menstruation aufgeführt werden. Als mögliche weitere Auslöser kommen Stress, unregelmäßige Tagesabläufe (unter anderem Schichtarbeit) oder Zeitzonenwechsel (zum Beispiel auf Reisen) und Schlafmangel in Frage. Auch Muskelverspannungen im Kopf-, Hals-, Nacken- und Schulterbereich können eine Migräne auslösen. Weiter werden Wetterschwankungen häufig als Auslöser genannt. Dabei kann kaltes, sonniges Wetter im Winter als auch kühles, windiges Wetter im Sommer migränebegünstigend wirken. Des weiteren kann ein Migräneanfall auch erst in der Entspannungsphase nach einer Stresssituation auftreten. Ein typischer Vertreter hierfür ist die so genannte ?Wochenendmigräne?.

Mögliche ernährungsbedingte Ursachen werden nach Ansicht vieler Experten häufig überbewertet. Alkohol zum Beispiel löst bei einigen Betroffenen stets eine Attacke aus, bei anderen kommt es selten oder nie nach Alkoholgenuss zu Kopfschmerzen. Speiseeis führt manchmal über einen Kältereiz des Trigeminusnervs (der fünfte Hirnnerv) zu Kopfschmerzen, durch Eis wird aber üblicherweise keine Migräneattacke ausgelöst. Auch der Geschmacksverstärker Glutamat kann für Kopfschmerzen verantwortlich sein, allerdings nur bei dem Verzehr größerer Mengen auf nüchternem Magen. Die Bedeutung tyramin- und histaminreicher Nahrungsmittel (wie Hartkäse, Schokolade, Nüsse, Bananen) ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Eine ?Migräne-Diät? wird von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG) nicht empfohlen. Wichtiger erscheint eine regelmäßige Ernährung ohne Auslassen von Mahlzeiten.

Bei empfindlichen Personen können Blitz- und Flackerlicht (zum Beispiel Stroboskop-Licht in Diskotheken, flackernde Computermonitoren, hektische Computerspiele) für einen Migräneanfall verantwortlich sein.

Einige Arzneimittel, insbesondere gefäßerweiternde Substanzen (so genannte Vasodilatatoren), können ebenfalls einen Migräneanfall auslösen. Als weitere Faktoren gelten Reizüberflutungen wie übermäßiges Fernsehen oder sogar Lesen, die mangelnde Aufnahme von Flüssigkeit sowie Nikotin (Aktiv- und Passivrauchen).