ALS - Sport gegen Muskelschwund

ALS - Bewegung gegen den Muskelschwund
ALS - Bewegung gegen den Muskelschwund
Dank der Ice Bucket Challenge kennen viele die seltene Krankheit ALS. Sport und Bewegung helfen vielleicht gegen den Muskelschwund bei ALS. 
Menschen kippen sich Kübel mit Eiswürfeln über den Kopf, posten das Video auf Facebook und fordern dann zwei weitere auf, es ihnen nachzutun. Ice Bucket Challenge - zu Deutsch: Eiskübelherausforderung – heißt die Aktion, die auf die unheilbare unheilbare Nervenerkrankung Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS, aufmerksam machen will. Wer die Challenge ausschlägt, muss spenden. Mehr als 100 Millionen Dollar zugunsten der ALS-Forschung sind bislang zusammengekommen.

Sport macht Muskeln fit bei ALS

Aber auch Ausdauersport könnte in Zukunft Patienten mit der ALS-Krankheit helfen. Bewegung verändere nicht nur die Fitness der Muskeln, sondern verbessere gleichzeitig die Signalübertragung zu den Muskelfasern – ein Prozess, der bei Patienten mit Amyotropher Lateralsklerose gestört ist. Dies berichten Forscher vom Biozentrum der Universität Basel. Die Ergebnisse seien für Muskel- und Nervenerkrankungen wie Muskelschwund oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) von Bedeutung, so die Wissenschaftler um Prof. Christoph Handschin.

ALS - starke Muskeln dank Protein

Die Forscher wollten wissen, wie sich der Muskel bei Muskeltraining oder Muskelerkrankungen verändert. Wichtig sei das Eiweiß PGC1α, fanden die Forscher heraus. Es reguliert jene Gene, die den Muskel dazu bringen, sich an entsprechende Belastungen anzupassen. Bei inaktiven oder kranken Muskeln liegen nur geringe Mengen des Proteins vor. Dagegen klettert die PGC1α-Konzentration bei starker Beanspruchung. Wenn man den PGC1α-Spiegel künstlich erhöhe, könne man einen Muskelaufbau herbeiführen, hofft Handschin.

Fittere Muskeln, gesündere Nerven

Der gestiegene PGC1α-Spiegel im Muskel beeinflusst aber auch die davor geschaltete synaptische Nervenverbindung zum Muskel positiv. Bei Aktivität gibt der Muskel eine Rückmeldung an die Nervenverbindung. Das Ergebnis ist, dass auch die Synapse gesünder wird. Die Informationsleitung passt sich den Anforderungen des Muskels an. „Dass sich durch eine Steigerung der PGC1α-Konzentration im Muskel bei Erwachsenen mit voll entwickeltem Nerven- und Muskelsystem nicht nur die Muskeln verändern, sondern auch das gesamt Nerven- und Muskelsystem verbessert, hatten wir nicht erwartet – wir waren positiv überrascht“, erklärt Handschin.

Sport als ALS-Therpie

Schon jetzt könne man die Erkenntnisse bei Krankheiten wie Muskelschwund oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) therapeutisch anwenden. Zum Beispiel bei Patienten, die ihre Muskeln aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr aus eigener Kraft bewegen können. „Eine Steigerung des PGC1α-Spiegels könnte die Muskeln und Nerven soweit stärken, dass sich die Patienten wieder ausreichend bewegen können“, so der Forscher. Anschließend könnten sie aus eigener Kraft wieder Sport treiben und ihren Gesundheitszustand weiter verbessern.

Prominente ALS-Patienten

ALS ist eine sehr seltene Erkrankung. Man schätzt, dass etwa 2 von 100.000 Menschen an der Amyotrophe Lateralsklerose erkranken – einer davon war der deutsche Maler Jörg Immendorf, ein zweiter ist der Astrophysiker Stephen Hawking, der im Alter von 20 Jahren an ALS erkrankte. Die Nervenzellen, die normalerweise Befehle an die Muskeln übermitteln, sterben bei ALS nach und nach ab. Der Prozess des Zelluntergangs ist nicht mehr umzukehren.

Datum 20.9.2014