Morbus Bechterew Selbsthilfe & Vorbeugung

Die Behandlung bei Morbus Bechterew stützt sich auf zwei wesentliche Säulen: Gezielte Bewegung und eine entzündungshemmende medikamentöse Therapie.

Physiotherapie (früher Krankengymnastik) und regelmäßige körperliche Aktivität sind das A und O beim Morbus Bechterew, denn die Schmerzen lassen bei Bewegung meist deutlich nach. Die physiotherapeutischen Übungen verbessern die Beweglichkeit der Gelenke, dehnen verkürzte Muskelgruppen und kräftigen geschwächte Muskeln. Dies wirkt sich oft positiv auf Schmerzen aus. Außerdem hilft Bewegung erheblich, einer fortschreitenden Wirbel-Versteifung entgegenzuwirken und die Beweglichkeit zu fördern.

Machen Sie die vom Arzt und Therapeuten empfohlenen Übungen regelmäßig. Bauen Sie körperliche Aktivität soweit möglich in Ihren Alltag ein. Viele Betroffene haben auch nach vielen Jahren noch keine erkennbaren Bewegungseinschränkungen. Hierfür kommt es ganz maßgeblich darauf an, dass man sein Leben mit der chronischen Erkrankung selbst aktiv in die Hand nimmt.

Falls Sie die Möglichkeit haben an einer Gruppe teilzunehmen, die Übungen vermittelt, nutzen Sie diese Gelegenheit. Zum einen ist es wichtig, krankengymnastische Übungen richtig zu erlernen. Zum anderen lässt sich in einer Gruppe leichter konsequent üben und man kann sich austauschen.
Eine Selbsthilfegruppe ist darüber hinaus sehr sinnvoll, um sich anderen Menschen auszutauschen.

Auch Sport ist empfehlenswert. Geeignete Sportarten sind:
  • Schwimmen
  • Radfahren (Achten Sie dabei auf die richtige Lenker- und Sitzeinstellung!)
  • Skilanglauf
  • Nordic Walking
  • Waldlauf.
Vermeiden Sie auf jeden Fall starke Erschütterungen, einseitige Belastungen, Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko sowie Sportarten, die eine Buckelbildung der Wirbelsäule verursachen (wie Jockey, Motocross oder Radrennen).


Neben Bewegung helfen auch physikalische Therapiemaßnahmen wie zum Beispiel Wärme- oder Kälteanwendungen, medizinische Bäder, Massage, Elektrotherapie sowie Ultraschall. Sie dienen in erster Linie der Muskelentspannung. Wärme lindert oft Rückenschmerzen. Hierfür eignet sich gut eine Wärmflasche oder Heizdecke. Auch ein warmes Bad kann wohltuend wirken. Wärme kann auch von außen zugeführt werden, zum Beispiel über feuchtheiße Wickel, in der Badewanne oder Sauna, in Form von Moor- oder Fango-Packungen sowie über Rotlicht oder durchblutungsfördernde Maßnahmen (wie Rheumasalben oder Wärmepflaster mit Wirkstoffen wie Arnika und Cayennepfefferdickextrakt). Achtung: Patienten mit Durchblutungsstörungen oder Herzproblemen (Herzmuskelschwäche, Angina pectoris) sollten mit Wärmeanwendungen besonders vorsichtig sein, vor allem bei Ganzkörperanwendungen. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Hausarzt. Entzündeten geschwollenen Gelenken an Bein oder Arm hingegen bekommt Kälte gut. Kältekissen oder Gelkissen sind hier gut zu handhaben. Wickeln Sie Kältekissen immer in ein Handtuch. Sie dürfen nicht aus dem Gefrierfach kommen und direkt auf die Haut gelegt werden.

Eine feste Matratze ist günstig für die Wirbelsäule und daher auch bei Morbus Bechterew zu empfehlen. Auf dem Bauch zu schlafen, unterstützt die aufrechte Haltung des Rückens.

Die sogenannte Stufenbett-Lagerung wird vor allem bei schmerzender Lendenwirbelsäule als sehr wohltuend und entlastend empfunden. Legen Sie sich möglichst auf eine harte Unterlage (am besten auf den Fußboden), der Rücken sollte flach aufliegen. Lagern Sie die Füße nun in einem 90 Grad Winkel auf einen Stuhl oder Sessel. In Sanitätshäusern gibt es für diesen Zweck auch aufblasbare Entspannungswürfel (sogenannte Bandscheibenentlastungswürfel). Damit kann jeder der Lendenwirbelsäule schnell Entspannung und Erholung gönnen.

Kurzfristig (keine Daueranwendung!) kann auch die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten erforderlich sein. Dazu sind Medikamente aus der Gruppe der nicht-opioiden Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Paracetamol oder aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Diclofenac, Salicylsäure und Hydroxyethylsalicylat geeignet. Weitere schmerzlindernde Wirkstoffe dieser Gruppe sind Indometacin, Naproxen, Piroxicam, Etofenamat, Ketoprofen und Felbinac. Auch Wirkstoffe zur Muskelentspannung in Salbenform wie Nonivamid + Nicoboxil oder Campher können effektiv Schmerzen lindern. Sogar aus der Pflanzenheilkunde sind schmerzlindernde Wirkstoffe bekannt. Dazu zählen vor allem Capsaicin, Pestwurzelstock, Arnikablütenöl, Eukalyptusöl und Kiefernnadelöl. Als Wirkstoffkombinationen stehen unter anderem Pfefferminzöl + Eukalyptusöl + Rosmarinöl und Echtes Goldrutenkraut + Eschenrinden + Zitterpappelrinden und ?blätter zur Verfügung. Diese Wirkstoffe werden hauptsächlich als Creme, Salbe, Gel, Einreibung oder Öl angeboten.

Wann zum Arzt bei Morbus Bechterew

Sie sollten einen Arzt bei folgenden Symptomen aufsuchen:
  • chronische nächtliche oder frühmorgendliche Kreuzschmerzen, die sich nach Bewegung bessern und in Ruhe verschlimmern
  • geschwollene Knie oder andere entzündete Gelenke, wie beispielsweise Hand- oder Sprunggelenke
  • Haltungsschäden durch Wirbelsäulenveränderungen (zum Beispiel ausgeprägte Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten, sogenannter Rundrücken)
  • Schmerzen an den Rippen-Wirbel-Gelenken (insbesondere mit Atemeinschränkungen)
  • Anzeichen einer Regenbogenhautentzündung (Iritis): gerötetes Auge mit Schmerzen, Lichtscheu, Tränen und Sehstörungen.