Karies Selbsthilfe & Vorbeugung

Solange Karies noch ausschließlich auf die oberste Schmelz-Schicht begrenzt ist, können Sie mit geeigneten Fluoridierungsmaßnahmen (wie Fluorid-Zahngel), einer Ernährungsumstellung (vor allem weniger Zucker und ausreichend Fluoride) und regelmäßiger Zahnpflege ein Fortschreiten der Initialkaries verhindern. Fragen Sie dazu bitte Ihren Zahnarzt selbst oder sein Assistenzpersonal. Sobald die Karies tiefer geht, kann nur noch der Zahnarzt mit dem Bohrer helfen. Damit es gar nicht erst zu Karies kommt, sollten Sie vorbeugende Maßnahmen ergreifen - und zwar so früh wie möglich und ein Leben lang.

Eine wirksame Kariesvorbeugung beruht auf drei Säulen:

  • gewissenhafte Zahnpflege
  • Zufuhr von Fluoriden
  • zahngesunde Ernährung.

Im Folgenden mehr zu den einzelnen Punkten:

Zahnpflege
Sind die ersten Milchzähne durchgebrochen, sollten diese einmal täglich mit fluoridhaltiger Kinderzahnpaste (Fluoridgehalt bis 0,05 Prozent) geputzt werden. Dazu reicht eine höchstens erbsengroße Menge Zahnpaste aus. Ab dem zweiten Geburtstag sollten die Milchzähne zweimal täglich gereinigt werden. Ab dem Schuleintritt sollten Kinder ihre Zähne mit Erwachsenenzahnpaste dreimal täglich putzen (0,10 bis 0,15 Prozent Fluorid). Viele Eltern geben Grundschulkindern zusätzlich Fluorid direkt auf die Zahnoberfläche - das ist aber nicht bei jedem Kind notwendig. Bitte benutzen Sie Fluoridlacke, -lösungen oder -gelees nur auf zahnärztliche Anweisung. Jugendliche und Erwachsene sollten die Zähne, am besten drei Mal am Tag, 10 bis 20 Minuten nach den Mahlzeiten gründlich reinigen.

Die richtige Reinigung der Zähne erfolgt mit einer Zahnbürste. Dabei sollten alte Zahnbürsten mit Naturborsten endgültig der Vergangenheit angehören. Denn jede Naturborste hat einen zentralen Wachstumskanal, in dem sich Speisereste und Bakterien ansammeln. Außerdem lassen sich Naturborsten nicht abrunden und werden im feuchten Zustand schnell zu weich. Die geeignete Zahnbürste hat einen relativ kleinen Bürstenkopf mit Kunststoffborsten, deren Spitzen abgerundet sind. Die Bürste sollte fest genug sein, um alle Beläge gründlich zu entfernen, aber nicht zu hart, um das Zahnfleisch nicht zu verletzen. Beim Putzen selbst die Zahnbürste von Rot (Zahnfleisch) nach Weiß (Zähne) bewegen. Drehbewegungen mit der Zahnbürste ermöglichen zusätzlich das Ausbürsten der Zahnzwischenräume und eine Massage des Zahnfleischrandes. Gleiches gilt auch für die Innenseite der Zahnreihen.

Für die Kauflächen - aber nur für diese - bringt eine Vor- und Rückbewegung der Zahnbürste den größten Reinigungseffekt. Sehr gute Ergebnisse können Sie auch mit elektrischen Zahnbürsten, neuerdings auch mit Ultraschallzahnbürstensystemen erreichen. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume ist Zahnseide geeignet, bei größeren Abständen verwenden Sie eine Zahnzwischenraumbürste (Interdentalbürstchen). Mundspülungen, zum Beispiel mit Chlorhexidin, können eine Neubildung des Zahnbelags verzögern, aber nicht verhindern.

In jüngster Zeit werden zuckerfreie xylithaltige Kaugummis angeboten, um Karies vorzubeugen. Seit den siebziger Jahren wird vor allem in Finnland der Einsatz von Xylit erforscht. Dabei wurde belegt, dass Xylit zum einen die Kariesbildung nachhaltig hemmt und anderseits sogar zu einer Remineralisierung der Zahnbereiche führen kann. Hintergrund: Die kariesverursachenden Bakterien (Streptokokkus mutans) können Xylit nicht abbauen. Zusätzlich werden sie daran gehindert, sich als Plaquebakterien auf die Zahnoberfläche zu setzen. Darüber hinaus regt Xylit die Speichelproduktion an und fördert die Bildung von Komplexen mit Kalzium und Speicheleiweißen in der Mundhöhle, was die Zahnhartsubstanz positiv beeinflusst. Laut finnischen Studien beträgt die optimale Xylitmenge zwischen 5 bis 10 Gramm pro Tag in mehreren Portionen. Dafür gibt es im Handel eine Vielzahl an Kaugummis oder Lutschpastillen.

Ein völlig neuer Ansatz zur Kariesvorbeugung ist eine ausgeklügelte Lecithin-Mundspülung. Ein neuartiges Mundwasserkonzentrat soll dafür sorgen, dass die Bakterienkonzentration im Mund dauerhaft niedrig gehalten wird. Dafür wird die Mundhöhle mit antibakteriellen Wirkstoffdepots (in Liposome verkapseltes Gemisch aus ätherischen Ölen) gespült. Diese Depots sind mit einem für die Bakterienzellteilung notwendigen Stoff umhüllt, dem Lecithin. Bakterien brauchen, wie alle lebenden Zellen, Lecithin für die Zellteilung. In ihrer Teilungsphase zersetzen sie das in den Depots angebotene Lecithin. Dadurch wird aber deren antimikrobieller Inhalt freigesetzt, der nun die Bakterienzellteilung verhindert und die Vermehrung stoppt - so wird die Bakterienkonzentration im Mund auf konstantem Niveau gehalten und eine optimale Mundflora erreicht. Dabei ist die Wirkung umso stärker, je höher die Keimzahl in der Mundhöhle ist.

Zufuhr von Fluoriden
Die Fluorid-Zufuhr sollte innerlich (zum Beispiel über fluoridiertes Speisesalz) und äußerlich (über fluoridhaltige Zahnpasten, siehe Abschnitt Zahnpflege) erfolgen.

Vor dem 6. Lebensmonat ist aus zahnärztlicher Sicht noch keine Fluoridzufuhr beziehungsweise Fluoridanwendung erforderlich. Danach kann - wenn Sie keine fluoridhaltige Zahnpaste und kein fluoridiertes Speisesalz verwenden - die zusätzliche Fluoridzufuhr über Fluoridtabletten erfolgen.

Erwachsene nehmen durchschnittlich 0,4 bis 0,6 Milligramm Fluorid pro Tag zu sich. Diese Menge ist für Stoffwechselvorgänge im Körper ausreichend, nicht jedoch für einen optimalen Kariesschutz. Deshalb empfehlen Zahnärzte eine zusätzliche Fluoridzufuhr, zum Beispiel über Speisesalz. Das dem Salz zugesetzte Fluorid wirkt dabei als Schutzschild schon während des Essens - also wenn verstärkte Säureattacken zu erwarten sind - direkt am Zahn. Es fördert die Remineralisation, härtet die oberste Schmelzschicht und hemmt das Bakterienwachstum. Dabei sind Wirkung und Unbedenklichkeit wissenschaftlich erwiesen. Jodiertes Speisesalz (0,25 Milligramm Fluor pro Gramm Salz) wird von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung, der Deutschen Gesellschaft für Zahnkinderheilkunde, dem Ausschuss präventive Zahnheilkunde der Bundesärztekammer, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausdrücklich empfohlen.

Fluoridiertes Speisesalz wird in Deutschland ausschließlich in Kombination mit Jod angeboten. Jod ist ein wichtiges Spurenelement und unter anderem für die Bildung von Schilddrüsenhormonen unentbehrlich. Mit fluoridiertem und jodiertem Speisesalz beugen Sie also nicht nur Karies vor, sondern gleichzeitig auch der jodmangelbedingten Schilddrüsenvergrößerung.

Eine geeignete Wirkstoffkombination zum Schutz vor Karies ist Zinnchlorid + Aminfluorid.

Zahngesunde Ernährung
Neben dem Einüben der Zahnpflege schon im Kleinkindalter ist die Gewöhnung an eine gesunde Ernährung mit einer eingeschränkten Zuckerzufuhr für die Zahngesundheit und das Ernährungsverhalten insgesamt - sehr wichtig. Geben Sie Ihren Kindern niemals zuckerhaltige Getränke zum Einschlafen. Trinkflaschen mit zuckerhaltigen Getränken gehören auf keinen Fall ins Bett. Auch am Tag sollten Kinder nur begrenzt Zucker zu sich nehmen. Süßigkeiten, Kekse und Bonbons bilden die Ausnahme, nicht die Regel. Eine Zuckerfalle sind viele Lebensmittel, die speziell für Kinder angeboten werden. Ob Vitaminbonbon, Kinderjoghurt oder fruchtiger Brotaufstrich: in den meisten Kinder-Produkten stecken große Mengen Zucker.

Die richtige zahngesunde Ernährung besteht vor allem aus Frischkost, rohem Obst, viel Gemüse, Kartoffeln, Vollkornprodukten und Nüssen sowie aus ungekochter Milch und Milchprodukten wie Frischkäse oder Quark. Zwischen den Mahlzeiten kann ein harter Brotkanten (besonders beliebt bei Kindern), ein Apfel oder eine gelbe Rübe gekaut werden - das hilft, Zahnbeläge zu entfernen. Das hat folgenden Hintergrund: Eine rege Kautätigkeit kann Karies vorbeugen. Dadurch wird der Zahnhalteapparat gesund erhalten. Durch die Kaumuskeltätigkeit erfolgt gleichzeitig eine Massage der Speicheldrüsen. Die erhöhte Speichelproduktion führt zu einer günstigen Spülwirkung und Neutralisierung von Säuren - damit also zur Selbstreinigung der Mundhöhle.

Außer den genannten Maßnahmen können auch Polyphenole aus roten Weintrauben die kariesverursachenden Bakterien hemmen.

Natriumchlorid + Natriumhydrogencarbonat gewährleisten ebenfalls einen gewissen Schutz vor Karies. Häufig findet man bei Menschen mit Mundtrockenheit auch Anzeichen eines Zahnverfalls.

Wann zum Arzt bei Karies

Suchen Sie spätestens bei Zahnschmerzen immer einen Zahnarzt auf. Auch an- und abschwellende Empfindungen an den Zähnen oder im Zahnfleisch (Zahnpuckern) sowie unangenehmes Ziehen in den Zähnen erfordern eine zahnärztliche Abklärung. Dies gilt insbesondere, wenn es zusätzlich zu Fieber und Kopfschmerzen kommt.

Ein Zahnarztbesuch ist desweiteren bei folgenden Beschwerden anzuraten:

  • weißen Flecken auf den Zähnen
  • bräunlichen Zahnverfärbungen
  • Schwierigkeiten beim Kauen
  • sichtbaren Löchern in den Zähnen
  • lockeren Zähnen
  • abbröckelnden Zähne.

Um Beschwerden vorzubeugen, sollten Sie regelmäßig zwei Mal im Jahr zahnärztliche Kontrolluntersuchungen wahrnehmen.