Akupunktur gegen Rückenschmerzen

Akupunktur kann Rückenschmerzen lindern
Akupunktur kann Rückenschmerzen lindern
Rückenschmerzen sind ein regelrechtes Volksleiden. Es gibt viele Therapien gegen die Pein im Kreuz, aber wie gut hilft die Akupunktur gegen Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen hat fast jeder Mensch gelegentlich. Sie sind das Volksleiden Nummer eins. Kreuzschmerzen verursachen die meisten Fehltage im Job, ergaben Untersuchungen. Rückenschmerzen entstehen, weil Menschen zu häufig und zu lange sitzen (in Beruf und Alltag!), sich zu wenig bewegen, den Rücken falsch belasten und Fehlhaltungen einnehmen. Gegen Rückenschmerzen gibt es eine Reihe von Therapien, welche die Schmerzen lindern: Schmerzmittel, Wärme, Massagen, Entspannungs- und Lockerungsübungen sowie Physiotherapie sind wichtige Bausteine. Kann auch die Akupunktur gegen Rückenschmerzen helfen?

Akupunktur gegen Rückenschmerzen – die Idee der TCM

Die Akupunktur ist ein wesentlicher Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Die Vorstellung der TCM-Mediziner ist, dass der Energiefluss des Körpers (Qi) durch ein Ungleichgewicht zwischen den beiden gegensätzlichen Kräften Yin (das Langsame, Kalte, Passive) und Yang (Hitze, Schnelligkeit, Aktivität) blockiert wird. Und diese Blockaden können zu verschiedensten körperlichen und seelischen Beschwerden führen, beispielsweise auch zu Rückenschmerzen.

Der Akupunkteur reizt bestimmte Punkte (Triggerpunkte) mit sehr feinen Akupunkturnadeln. Sie liegen auf den Meridianen, den Leitbahnen, durch die nach der Vorstellung der TCM die Lebensenergie Qi fließt. Die Stimulation soll dafür sorgen, dass sich die Blockaden des Qi lösen – und so die Rückenschmerzen verschwinden. Dass solche Energiebahnen überhaupt existieren, ist wissenschaftlich aber nicht nachgewiesen. Diskutiert wird außerdem, an welchen Punkten die Nadeln genau gesetzt werden sollen und ob es eine Rolle spielt, an welchen Stellen sie platziert werden.

Gegen die Rückenschmerzen werden zehn Nadeln für etwa 30 Minuten an verschiedenen Punkten des Körpers gesetzt: rechte und linke Hand, Kniekehlen und Fersen sowie vier Nadeln an die schmerzenden Stellen am Rücken. Das Setzen der Nadeln verursacht keine Schmerzen, denn die Nadeln sind sehr dünn und der Einstich kaum spürbar. Die Akupunktur gegen Rückenschmerzen muss über mehrere Wochen wiederholt angewendet werden. Durch das Setzen von Akupunkturnadeln kommt es manchmal zu kleinen Blutungen oder Blutergüssen. Um Infektionen zu vermeiden, ist es wichtig, dass sterile Einwegnadeln verwendet werden. Das Risiko für ernsthafte Nebenwirkungen ist allerdings gering.

Akupunktur bei Rückenschmerzen – die Wirksamkeit

Ob und wie gut die Akupunktur gegen Rückenschmerzen wirkt, haben mehrere Studien untersucht. Die sogenannte GERAC-Studie (German Acupuncture Trials) ist eine der größten Untersuchungen zur Wirksamkeit der Akupunktur bei Rückenschmerzen). 500 Arztpraxen und 390 Rückenschmerz-Patienten beteiligten sich daran. Die Studienteilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe eins wurde  10 bis 15 Wochen auf definierten Triggerpunkten akupunktiert. Gruppe zwei bekam eine „Schein-Akupunktur“ - die Nadeln wurden oberflächlich und entfernt von wirksamen Stellen auf den Körper-Meridianen gesetzt. Eine dritte Gruppe wurde schulmedizinisch therapiert. Zu den Behandlungen gehörten Schmerzmittel, physikalische Therapien und Physiotherapie.

Das Ergebnis: Bei rund 48 Prozent der Patienten, die Akupunktur erhalten hatten, wurden die Rückenschmerzen durch die Nadeln gelindert. Zudem waren die Rückenschmerz-Patienten deutlich beweglicher. Diese positiven Wirkungen zeigten sich jedoch auch bei 44 Prozent der Patienten mit Scheinakupunktur. Im Vergleich wirkte die Akupunktur aber besser als schulmedizinische Methoden: Nur 27 Prozent berichteten von einer Verbesserung der Rückenschmerzen durch Physiotherapie und Co. Forscher führen die positiven Effekte der Akupunktur unter anderem darauf zurück, dass Akupunkturärzte mehr Zeit für ihre Patienten nehmen. Das Setzen von Akupunkturnadeln könnte aber auch schmerzlindernde Botenstoffe - so genannte Endorphine - im Nervensystem freisetzen.

Auch eine Analyse von Daten aus 29 klinischen Studien mit insgesamt 17.922 Patienten, die unter chronischen Schmerzen am Rücken, in der Schulter, im Kniegelenk oder unter chronischen Kopfschmerzen litten, zog ein positives Fazit für die Akupunktur. Die Nadeln schnitten bei chronischen Schmerzen sowohl gegenüber einer Scheinakupunktur als auch gegenüber einer Nichtbehandlung besser ab. Akupunktur hilft anscheinend am besten, wenn sie zusammen mit anderen Therapien wie Physiotherapie oder Bewegungstraining eingesetzt wird.

Was kostet die Akupunktur bei Rückenschmerzen?

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit 2007 die Kosten für eine Akupunktur, wenn Ärzte sie als Therapie bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule verschreiben. Voraussetzung ist, dass die Schmerzen mindestens sechs Monate lang bestehen. Außerdem muss der verschreibende Arzt eine Zusatzausbildung zum Akupunkteur haben. Die Krankenkassen finanzieren in der Regel zehn Akupunktursitzungen, in Ausnahmefällen können fünf weiter dazu kommen. Erst nach einem Jahr sind dann wieder neue Akupunktursitzungen möglich.