Vitamine Anwendung

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Vitamine und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Vitamine sind organische Moleküle, die der Körper nur in kleinen Mengen benötigt. Bis auf eines, das Vitamin D, müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden, da sie der Organismus nicht selber bilden kann.

Normalerweise kann der tägliche Vitaminbedarf ausreichend durch eine ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse und tierischen Produkten gedeckt werden. Daher sind Mangelerkrankungen bei uns selten. Vor der Einnahme von Vitamin-Präparaten sollte stets versucht werden, eine Unterversorgung durch entsprechende Ernährung auszugleichen.

Ein Vitaminmangel kann auftreten, wenn ein erhöhter Bedarf besteht (beispielsweise während der Schwangerschaft, der Stillzeit oder des Wachstums), der durch die Ernährung nicht ausreichend gedeckt wird. Auch Alkohol-Missbrauch kann zu einer Vitamin-Unterversorgung führen. Eine gestörte Vitaminaufnahme aus dem Darm kann während einer Antibiotika-Therapie auftreten. Angeborene oder krankheitsbedingte Aufnahmestörungen beziehungsweise (bei Vitamin D) Störungen der Synthese können behandlungsbedürftigen Vitaminmangel auslösen.

Folgende Symptome können auf die unzureichende Versorgung mit einem Vitamin hinweisen:
  • Mangel an Vitamin A (Axerophtol, Retinol) tritt durch Nachtblindheit, trockene und schuppige Haut in Erscheinung. Bei starkem Mangel und nicht erfolgtem Ausgleich durch Vitamin A-Gaben kann es zur Erblindung kommen.
  • Bei einem Vitamin D (Colecalciferol)-Mangel können Knochenverformungen (Rachitis) oder Knochenerweichungen auftreten. Säuglinge und Kleinkinder erhalten Vitamin D-Präparate (oft in Kombination mit Fluorid) zur Vorbeugung von Knochenbildungsstörungen. Bestehen Osteoporose oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen, kann eine Vitamin D-Gabe die Therapie unterstützen. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse werden vorwiegend synthetische Vitamin D-Abkömmlinge eingesetzt.
  • Symptome eines Vitamin E-Mangels sind beim Menschen nicht bekannt. Vitamin E (Tocopherol)-Präparate dienen der unterstützenden Behandlung rheumatischer Erkrankungen. Das Vitamin soll als Antioxidans vor Arteriosklerose und Krebserkrankungen schützen.
  • Vitamin K (Phytomenadion)-Präparate werden bei Säuglingen zur Vorbeugung von Blutungen unmittelbar nach der Geburt eingesetzt. Symptome eines Vitamin K-Mangels, wie eine verstärkte Blutungsneigung, können unter der Behandlung mit oder bei Überdosierung von (Antikoagulanzien) auftreten. Daher wird Vitamin K bei Gerinnungshemmern auch als Gegengift eingesetzt.
  • Vitamin B1-Mangel führt zu Störungen der Nervenfunktion, zu Nervenschmerzen, allgemeiner Leistungsschwäche und Blutarmut. Hier finden Präparate mit Vitamin B1 (Aneurin, Thiamin) Anwendung.
  • Ein Vitamin B2-Mangel tritt durch entzündete Einrisse der Mundwinkel oder Schleimhautentzündungen in Erscheinung und kann durch Gaben von Vitamin B2 (Riboflavin) ausgeglichen werden.
  • Symptome eines Vitamin B6-Mangels sind erhöhte Reizbarkeit, Störungen der Nervenfunktion, Muskelkrämpfe sowie Blutarmut. Hier muss Vitamin B6 (Pyridoxin) ersetzt werden.
  • Vitamin B12 (Cyanocobalamin) kann nur mithilfe eines Bindeproteins (intrinsischer Faktor), welches in der Magenschleimhaut gebildet wird, in den Körper aufgenommen werden. Eine Unterversorgung kann Blutarmut bewirken sowie Störungen der Nervenfunktion und Nervenschmerzen verursachen. Bei schwerem Vitamin B12-Mangel in der Schwangerschaft können beim Ungeborenen Entwicklungsstörungen auftreten.
  • Der Folsäure-Bedarf ist insbesondere zu Beginn der Schwangerschaft gesteigert. Ein Mangel erhöht das Risiko für Missbildungen des zentralen Nervensystems beim ungeborenen Kind. Ein Folsäure-Defizit kann zudem Blutarmut auslösen.
  • Unterversorgung mit Nicotinamid (Nikotinsäureamid, Niacin) kann Hauterkrankungen (Pellagra), Magenschleimhaut-Blutungen sowie Nervenschäden hervorrufen.
  • Pantothensäure-Mangel äußert sich durch Benommenheit, Müdigkeit und Kribbeln in Armen und Beinen. Dexpanthenol, eine Vorstufe der Pantothensäure, kann die Wundheilung bei Hauterkrankungen fördern.
  • Eine Unterversorgung mit Vitamin C (Ascorbinsäure) führt zu Skorbut. Diese Krankheit, auch Scharbock genannt, besteht in der Zerstörung des Unterhautgewebes und der Schleimhäute, erhöhter Infektanfälligkeit, schwerer Muskelschwäche und tödlicher Herzschwäche. Skorbut war vor allem früher auf Schiffen gefürchtet. Erst als der britische Schiffsarzt James Lind Mitte des 18. Jahrhunderts zeigen konnte, dass Zitrusfrüchte gegen Skorbut halfen, verlor die Krankheit ihren Schrecken. Neben Zitronen- oder Limettensaft wurden auch Sauerkraut und Kartoffeln an Bord genommen. Auch an Land trat Skorbut auf, besonders in den Wintermonaten, wo Obst und Gemüse knapp war. Da heute Obst und Gemüse ganzjährig verfügbar sind, ist Skorbut bei uns heute nur noch selten. Bei anhaltender, einseitiger Ernährung kann sie als so genannter Junggesellen-Skorbut auftreten. Neben der Skorbutabwehr sollen Vitamin C-Präparate die Immunabwehr steigern und vor Erkältungen und grippalen Infekten schützen sowie der Arteriosklerose vorbeugen.
  • Bei einem Mangel an Biotin (Vitamin H) treten Hautentzündungen, brüchige Haare und Nägel sowie Muskelschwäche auf.