Thyreostatika Wirkungsweise

Thyreostatika sind Mittel, die eine zu starke Produktion von Schilddrüsenhormonen normalisieren. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirkungsmechanismen unterscheidet man dabei vier Untergruppen:
  • Wirkstoffe, die den Aufbau der Schilddrüsenhormone hemmen
    Hierzu gehören beispielsweise Thiamazol, das unmittelbar nach Aufnahme in den Körper in Thiamazol umgewandelte Carbimazol und Propylthiouracil.
    Diese Wirkstoffe verhindern den Einbau von Jodid in das Grundgerüst der Schilddrüsenhormone (Thyreoglobuline), so dass keine funktionstüchtigen Hormone mehr entstehen. Diese Wirkung kann man noch durch eine möglichst jodidarme Diät unterstützen. Der Wirkungseintritt dieser Behandlung ist allerdings verzögert, da nur die Neubildung der Hormone unterdrückt wird. Schon vorhandene Schilddrüsenhormone werden noch eine Weile ausgeschüttet.
  • Wirkstoffe, die die Aufnahme und den Einbau von Jodid in die Schilddrüse verhindern.
    Dazu zählt beispielsweise die Substanz Natrium-Perchlorat. Perchlorat blockiert den Jodidaufnahme-Mechanismus der Schilddrüsenzelle und verdrängt bereits dort befindliches freies Jodid. Sogar die Wiederverwendung des beim Abbau der verbrauchten Schilddrüsenhormone freiwerdenden Jodids wird durch Perchlorat verhindert, seine Ausscheidung wird beschleunigt. So hemmt Perchlorat die Herstellung der Schilddrüsenhormone und führt zur Jodidverarmung.
    Für manche Röntgenuntersuchungen der Schilddrüse müssen jodidhaltige Kontrastmittel gegeben werden. Bei empfindlichen Patienten kann Perchlorat in solchen Fällen verhindern, dass zu viel Jodid aus den Kontrastmitteln in den Körper aufgenommen wird. Die Wirkung tritt bei Perchlorat rasch ein, hält allerdings nur geringe Zeit an. Aufgrund der kurzen Wirkdauer und auch der schweren Nebenwirkungen wird Perchlorat nicht in der Dauertherapie eingesetzt.
  • Wirkstoffe, die verhindern, dass Schilddrüsenhormone freigesetzt werden
    Hat die Schilddrüse die Schilddrüsenhormone gebildet, werden sie im Körper mit dem Blut verteilt. Dazu müssen sie allerdings besonders verpackt sein, das heißt, sie sind an Transporteiweiße gebunden. Um am Zielort wirksam zu werden, trennen sich die Schilddrüsenhormone von den Eiweißen durch Einwirkung von Enzymen. Diese Enzyme werden durch Kaliumjodid, aber auch Jod als Element blockiert, womit sie die Wirkung der Schilddrüsenhormone verhindern. Der Effekt tritt sehr schnell ein, daher dienen die Substanzen sowohl zur Operationsvorbereitung bei Schilddrüsenüberfunktion wie auch zur kurzfristigen Behandlung einer thyreotoxischen Krise.
  • Wirkstoffe zur Radiojodtherapie
    Das radioaktive Jodatom J131 zerstört vor Ort durch Strahlung das Schilddrüsen-Gewebe. Da sich das Jod fast ausschließlich im Schilddrüsengewebe anreichert und die Strahlung nur etwa einen Millimeter ins Gewebe eindringt, treten bei dieser Behandlung kaum Nebenwirkungen auf.