Schleifendiuretika Wirkungsweise

Die Niere besteht aus einem Gewebe unzählicher winziger Röhrchen. An einem Ende besitzen sie ein Bläschen, das von Blutgefäßen umfangen ist. Hier findet die Filtration des Blutes statt. Schadstoffe, aber auch Mineralien und Wasser werden in das Bläschen ausgeschieden. Diese Lösung läuft das Röhrchen entlang in das Nierenbecken und dann in den Harnleiter.

An verschiedenen Stellen des Röhrchens sorgen Transporteiweiße für die teilweise Wiederaufnahme der Mineralien und des Wassers. So kann der Wassergehalt des Körpers je nach Bedarf geregelt werden. An einer solchen Stelle, der Henle‘schen Schleife, greift die Wirkung der so genannten Schleifendiuretika an. Sie blockieren ein Eiweiß, das für den Rücktransport und die Wiederaufnahme von Kalium, Natrium und Chlorid und dem an sie gebundene Wasser aus dem Harn sorgt. So erreichen die Schleifendiuretika eine verstärkte Ausscheidung der Mineralien und des Wassers. Schleifendiuretika sind stark wirksam. Wenn man genügend trinkt, ist es möglich, eine Harnausscheidung von 35 bis 45 Litern pro Tag zu erreichen.

Die vermehrte Ausscheidung von Mineralsalzen und Wasser durch die Schleifendiuretika möchte der Körper durch eine Gegenregulation ausgleichen. Werden die Schleifendiuretika abgesetzt, bleibt nach Behandlungsende anfangs diese Gegenregulation erhalten. Sie führt zu einer verminderten Harnmenge und damit wieder zur Bildung von Ödemen. Schleifendiuretika dürfen daher nicht plötzlich abgesetzt werden, sondern müssen nach Anweisung des Arztes ausschleichend dosiert werden. Aufgrund ihrer starken Wirksamkeit sind Schleifendiuretika vorsichtig einzusetzen. Es ist auf einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und einen entsprechenden Ersatz von Natrium, Chlorid und Kalium zu achten.

Die einzelnen Schleifendiuretika unterscheiden sich durch die Menge, in der sie vom Körper aufgenommen werden, sowie durch die Dauer ihres Verbleibs im Körper und damit durch die Länge ihrer Wirkung. Bei Furosemid und Bumetanid hält der entwässernde Effekt nur über kurze Zeit an. Zur Behandlung akuter Wasseransammlungen wird Furosemid gespritzt oder beide werden mit weiteren Entwässerungsmitteln kombiniert. Torasemid und Piretanid allerdings eignen sich aufgrund ihres langen Verbleibs im Körper auch gut zur alleinigen Behandlung von Bluthochdruck und Herzmuskelschwäche. Für diese Anwendungsgebiete werden beide Substanzen aber gleichfalls oft mit anderen Wirkstoffen kombiniert.

Etacrynsäure stellt einen Sonderfall dar. Sie ist ein prodrug. Eigentlich wirksam ist ihr Stoffwechselprodukt, das den Wirkungsmechanismus der Schleifendiuretika zeigt. Wegen ihrer schweren Nebenwirkungen auf das Gehör wird Etacrynsäure heute nur noch in der Klinik als Injektion verwendet.