Schilddrüsenhormone Wirkungsweise

Wie bei vielen anderen Hormonen unterliegt die Schilddrüsenhormoproduktion der Kontrolle durch die Gehirnteile des Zwischenhirns (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Ist die Schilddrüsenhormonproduktion längerfristig vermindert, reagiert der Organismus, indem er die Schilddrüse vergrößert, um eine höhere Leistung erbringen zu können. Angeregt wird dieser Prozess vom Zwischenhirn. Misst es eine zu niedrige Konzentration von Schilddrüsenhormonen im Blut, schüttet es das Hypothalamushormon Thyreoliberin an die Hirnanhangdrüse aus. Dort veranlasst das Hormon die Bildung des Hypophysehormons Thyreotropin (TSH). TSH gelangt mit dem Blut an die Schilddrüse und regt sie zu vermehrtem Wachstum an, was zur krankhaften Schilddrüsenvergrößerung, dem Kropf führt. Werden nun Schilddrüsenhormone in ausreichender Menge eingenommen, normalisiert sich ihre Konzentration im Blut. In der Folge stoppt das Zwischenhirn über den Regelkreis die vermehrte TSH-Produktion und die Schilddrüse wächst nicht weiter. Insbesondere bei Jugendlichen kann sich durch diese Behandlung eine Schilddrüsenvergrößerung zurückbilden.

Um die Schilddrüsenhormone Levothyroxin (L-Thyroxin oder T 4) und Trijodthyronin (Liothyronin oder T 3) zu bilden, braucht der Körper unbedingt Jod. Im T 4 sind nämlich vier Jodatome, im T 3 drei Jodatome eingebaut. Fehlt Jod oder Jodid (Salz des Jods) in der Nahrung, kommt es zu einer verringerten Hormonproduktion der Schilddrüse. Zur Behebung eines Jodmangels kann Kaliumjodid eingenommen werden.

Trijodthyronin (T 3) verweilt nur recht kurz im Blut, ein Medikament müsste entsprechend fünf- bis sechsmal täglich eingenommen werden. Daher hat sich Levothyroxin (T 4) mit seiner längeren Blutverweildauer zur Behandlung durchgesetzt. Es reicht eine einmal tägliche Einnahme, die stets nüchtern vor dem Frühstück erfolgen sollte. Speisereste im Magen verzögern unvorhersehbar die Aufnahme des Hormons in das Blut.

Die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen sollte niedrig dosiert begonnen werden, um Nebenwirkungen wie Nervosität, Herzrasen und Schweißausbrüche zu vermeiden. Empfohlen werden Anfangsdosierungen von 12,5 bis 50 Mikrogramm Levothyroxin pro Tag. In ein- bis vierwöchigen Schritten sollte die Dosis gesteigert werden. Die letztendlich benötigte Menge pro Tag ist individuell sehr verschieden und liegt meist zwischen 100 und 300 Mikrogramm Levothyroxin.

Bei frischem Herzinfarkt sollten möglichst keine Schilddrüsenhormone gegeben werden. Ein Herzinfarkt geschieht immer dann, wenn die Versorgung einer Herzregion mit Nährstoffen und Sauerstoff durch die Verstopfung von Herzkranzgefäßen (Koronarien) unterbrochen wurde. Beschleunigen nun Schilddrüsenhormone den Herzschlag, benötigt das Herz mehr Nährstoffe und Sauerstoff, als die krankhaft veränderten Gefäße momentan liefern können. Dadurch kann sich die Situation des Betroffenen weiter verschlechtern. Ebenso sollte bei Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündungen und Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen nur vorsichtig und möglichst niedrig dosiert erfolgen.

Bei gleichzeitig bestehendem Diabetes müssen die Blutzuckerwerte sorgfältig überwacht werden. Die Wirkung von Insulin wird nämlich durch Schilddrüsenhormone zunächst verstärkt, andererseits wird das Insulin aber auch wesentlich schneller abgebaut. So kann es bei Schilddrüsenüberfunktion teilweise nach Mahlzeiten zu erhöhten Blutzuckerwerten kommen.