Paliperidon Gegenanzeigen

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Risperidon darf Paliperidon nicht angewendet werden. Außerdem sollte Paliperidon nicht bei nierenkranken Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von weniger als 10 Milliliter pro Minute eingesetzt werden.

In folgenden Fällen muss der Arzt Nutzen und Risiko einer Behandlung gegeneinander abwägen und die Anwendung von Paliperidon sorgfältig überwachen:

  • Bei Herzgefäßerkrankungen, wie angeborenen oder später auftretenden Herzrhythmusstörungen, die im EKG durch eine Verlängerung des sogenannten QT-Intervalls gekennzeichnet sind sowie auch bei der gleichzeitigen Anwendung mit anderen Wirkstoffen, von denen angenommen wird, dass sie das QT-Intervall verlängern.
  • Bei Neigung zu einem sogenannten malignen neuroleptischen Syndrom (MNS), bei dem Fieber, Muskelsteifigkeit, Blässe, Schweißausbrüche und Kreislaufinstabilität, Bewusstseinsstörungen, Pulsrasen, Muskelschädigungen und ein akutes Nierenversagen auftreten können. Treten diese Anzeichen auf, muss die Therapie sofort beendet und der Wirkstoff abgesetzt werden.
  • Bei Neigung zu unwillkürlichen rhythmischen Bewegungen, vor allem der Zunge und/oder des Gesichtes. Treten diese Symptome auf, muss die Therapie möglicherweise beendet werden.
  • Bei zuckerkranken Patienten und bei Patienten mit Risikofaktoren für das Entstehen einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), weil Paliperidon zu erhöhten Blutzuckerwerten führen kann.
  • Bei  Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt oder Erregungsleitungsstörungen und Hirngefäßerkrankungen wie Schlaganfall, die möglicherweise einen niedrigen Blutdruck verursachen (durch Austrocknung oder verminderter Blutmenge) sowie bei allgemeiner Neigung zu niedrigem Blutdruck. Denn Paliperidon kann zu Blutdruckabfällen bei Körperlagewechsel führen.
  • Bei Patienten mit Krampfanfällen oder Krankheiten, die Krämpfe begünstigen, weil Paliperidon die Neigung dazu verstärkt.
  • Bei Erkrankungen, die mit einer verkürzten Verweildauer von Paliperidon im Magen-Darm-Bereich einhergehen, wie beispielsweise bei schwerem, chronischem Durchfall. Dadurch wird der Wirkstoff schlechter in den Körper aufgenommen, was zu einer ungenügenden Wirkung von Paliperidon führen kann.
  • Bei Einschränkung der Nierenfunktion. Dadurch verringert sich die Ausscheidung von Paliperidon, was die Wirkung so weit verstärken kann, dass der Arzt die Dosis vermindern muss.
  • Bei schwer eingeschränkter Leberfunktion, weil es keine ausreichenden Studien zur Sicherheit gibt.
  • Bei älteren Patienten mit Demenz, weil Studien mit dem verwandten Risperidon auf ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall und Tod hindeuten.
  • Bei Parkinson-Krankheit und speziellen Demenz-Formen (mit nachgewiesenen Lewy-Körperchen im Gehirn), weil ein erhöhtes Risiko für das maligne neuroleptische Syndrom und Nebenwirkungen wie Verwirrtheit, Abgestumpftheit und Gleichgewichtsstörungen mit häufigen Stürzen besteht.
  • Bei Patienten mit Neigung zu schmerzhafter und dauerhafter Penissteife (Priapismus). Hält diese Versteifung länger als drei bis vier Stunden an, muss dringend ein Arzt informiert werden.
  • Bei Patienten, bei denen es umständehalber zu einem Anstieg der Körpertemperatur kommen kann (intensive körperliche Betätigung, extreme Hitzeeinwirkung, Fieber-fördernde Arzneimittel, Austrocknung), weil Paliperidon die Körpertemperatur-Regelung beeinflusst.
  • Bei Risikofaktoren für Gefäßverschlüsse in den Venen. Der Arzt muss alle möglichen Risikofaktoren für solche Gefäßverschlüsse vor und während der Behandlung überprüfen und vorsorgliche Maßnahmen ergreifen.
  • Bei Patienten mit Vergiftungen, Darmverschluss, Reye-Syndrom und Hirntumor. Paliperidon würde möglicherweise das mit diesen Erkrankungen verbundene Erbrechen unterdrücken und damit die Diagnose erschweren.

Besondere Hinweise

Während der Behandlung mit Paliperidon besteht das Risiko eines sogenannten Floppy Iris Syndroms (IFIS) während einer Operation der Augenkrankheit "Grauer Star" (sogenannte Kataraktoperation). IFIS äußert sich während der Operation mit drei typischen Symptomen (in mehr oder minder schwerer Ausprägung):

  • schlaffes wellenförmiges (medizinisch undulierendes) Bindegewebe der Regenbogenhaut (sogenanntes Irisstroma). Das Irisstroma ist eines der zwei Blätter aus denen die Regenbogenhaut besteht. Es enthält Bindegewebe und liegt vorne.
  • fortschreitende Pupillenverengung während der Operation
  • Neigung zum Vorfall der Regenbogenhaut durch einen der Zugänge zur Vorderkammer des Auges.
IFIS kann zudem noch von anderen Komplikationen am Auge begleitet werden. Dazu gehören zum Beispiel der Riss der hinteren Linsenkapsel und der Verlust des Glaskörpers.

Um das Risiko von IFIS und seiner begleitenden Komplikationen zu verringern, muss der Arzt vor einer Operation des Grauen Stars fragen, ob Paliperidon eingenommen wird. Sollte der Arzt nicht explizit nachfragen, so informieren Sie ihn bitte über Ihre Paliperidon-Einnahme.

Bei der Durchführung von Kataraktoperationen ist ärztliche Vorsicht geboten. Falls der Verdacht auf IFIS besteht, sind vom Arzt entsprechende Maßnahmen zu treffen, um eine Vorwölbung der Regenbogenhaut (sogenannter Irisprolaps) während der Operation zu verhindern.

Paliperidon bei Schwangerschaft & Stillzeit

Die Anwendung von Antipsychotika, wie Paliperidon, während des letzten Schwangerschaftsdrittels führte beim Säugling zu lang anhaltenden, aber wieder rückläufigen, neurologischen Störungen. Daher soll der Wirkstoff nicht während der Schwangerschaft angewendet werden; es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich. Muss wegen einer Schwangerschaft die Behandlung mit Paliperidon beendet werden, darf dies nicht plötzlich geschehen. In diesem Fall ist die Dosierung langsam zu verringern.

Paliperidon wird in einem solchen Ausmaß in die Muttermilch ausgeschieden, dass Auswirkungen auf den Säugling zu erwarten sind. Daher ist der Einsatz von Paliperidon während der Stillzeit nicht erlaubt.

Paliperidon und Kinder

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Paliperidon bei Patienten unter 18 Jahren wurde nicht in Studien untersucht. Daher wird die Anwendung in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.