NMDA-Antagonisten Wirkungsweise

NMDA-Antagonisten wirken im Gehirn an den Kontaktstellen zwischen Nervenzellen. Ist ein elektrischer Reiz den Nerv entlanggelaufen und kommt an einer solchen Kontaktstelle an, führt er zur Ausschüttung von Botenstoffen. Diese binden sich an einen für sie speziellen Rezeptor der Nachbar-Nervenzelle. Dadurch wird ein weiteres elektrisches Signal erzeugt und weitergeleitet. Ein wichtiger Nerven-Botenstoff ist zum Beispiel das n-Methyl-D-Aspartat (NMDA), auch Glutamat genannt. NMDA-Antagonisten sind Gegenspieler dieses Botenstoffs. Sie besetzen an den Nervenzellen den NMDA-Rezeptor, sodass Glutamat nicht mehr wirken kann.
So erklären sich die Grundlagen der Wirkung von NMDA-Antagonisten bei Alzheimer, der Parkinson-Krankheit und den Nebenwirkungen der Neuroleptika:

  • Bei der Alzheimer-Demenz sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Dafür verantwortlich ist unter anderem eine überhöhte Konzentration an Glutamat. Zwar können ohne Glutamat keine Lern- und Gedächtnisvorgänge stattfinden, mit einer überhöhten Glutamatkonzentration aber auch nicht. Im Falle einer zu hohen Konzentration an Glutamat werden die Nervenzellen ständig übererregt und sterben früher ab. Des Weiteren können die Nervenzellen nicht mehr wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden. Der Patient wird verwirrt und unfähig, sich auf neue Situationen einzustellen, was typisch für die Alzheimer-Demenz ist.
    Die Blockade des Glutamat-Rezeptors durch die NMDA-Antagonisten dämpft die Überregung der Nervenzellen im Gehirn. Dadurch erhöht sich ihre Lebensdauer und das Konzentrations-und Erinnerungsvermögen der Alzheimer-Patienten im Alltag wird verbessert.
  • Der Wirkmechanismus für NMDA-Antagonisten bei der Parkinsonkrankheit ist nicht genau geklärt. Man nimmt an, dass normalerweise im Gehirn ein Gleichgewicht zwischen den Botenstoffen Dopamin und Glutamat besteht. Erst der für Parkinson typische Mangel an Dopamin führt zu einem Überwiegen der Glutamat-Effekte. Die Patienten werden unbeweglich und depressiv. Amantadin blockiert wie Memantin den NMDA-Rezeptor und hebt dadurch die Glutamatwirkung auf. Die Beweglichkeit der Patienten wird gesteigert, ihre Stimmung verbessert. Amantadin kann in Anfangsstadien des Parkinson als Einzelsubstanz gegeben werden. Bei fortschreitender Krankeit muss dann zusätzlich Dopamin in Form des Wirkstoffs Levodopa ersetzt werden. Doch hilft Amantadin dem Patienten, mit weniger Levodopa auszukommen, was dessen Nebenwirkungen deutlich verringert.
  • Die extrapyramidalen Störungen, die als Nebenwirkung von Neuroleptika auftreten, werden größtenteils durch ein Übergewicht des Botenstoffs Glutamat verursacht. Indem die NMDA-Antagonisten die entsprechenden Rezeptoren an den Gehirnnerven besetzen, hemmen sie die Glutamatwirkung und lindern die unerwünschten Symptome.


Der Effekt von Amantadin bei Grippe beruht auf einem ganz anderen Wirkmechanismus:

Bei der Grippe verändert Amantadin das Erbgut der Grippeviren. Solche Viren leben in menschlichen Zellen, die als so genannte Wirte dienen. Der Wirt bietet ihnen Schutz durch seine Zellhülle und ernährt die Viren mit seinem Stoffwechsel. Da alle Viren keine eigene Fähigkeit zur Vermehrung besitzen, benutzen auch Grippeviren den "Vervielfältigungsapparat" der Wirtszellen zum Aufbau neuer Viren. Diese neuen Viren versuchen dann, die Wirtszelle zu verlassen, um weitere Zellen zu befallen. Die Viren bedienen sich dabei der Neuraminidase, eines Enzyms, das die Verbindung zwischen Virus und Wirtszelle regelrecht durchschneidet. Amantadin verändert nun das Erbgut der Viren so, dass sie unfähig sind, Neuraminidase herzustellen. So kann das Virus die Wirtszelle nicht verlassen. Es bleibt in ihr gefangen und kann sich nicht ausbreiten, was sowohl die Verschlimmerung der Grippe wie auch die Übertragung auf andere Menschen erschwert.