Mittel gegen Malaria Wirkungsweise

Der Erreger der Malaria (Plasmodium) benutzt den Menschen als so genannten Wirt (seinen Lebensraum) und bestimmte Mückensorten als Überträger.

Die Entwicklung der Plasmodien ist sehr kompliziert: Eine Mücke nimmt während des Blutsaugens bei einem Menschen die Sporen des Erregers auf. Diese werden beim Stich einer weiteren Person durch den Mückenspeichel übertragen. Das Blut schwemmt die Sporen in die menschliche Leber, wo sie die nächste Entwicklungsstufe zu den so genannten Schizonten durchlaufen. Die Schizonten schwärmen in das Blut ihres Wirtes aus und nisten sich in den roten Blutkörperchen zur weiteren Entwicklung ein. Sind sie zu fertigen Plasmodien herangereift, platzen die roten Blutkörperchen auf und setzen die Erreger frei. Der Körper reagiert dann mit einem schweren Fieberanfall. Saugt eine bisher nicht infizierte Mücke das verseuchte Blut, wird auch aus ihr wieder ein Überträger, über den die Erreger auf dem beschriebenen Weg in den nächsten Menschen gelangen.

Die Plasmodien befreien sich nicht alle mit einem Schlag aus den roten Blutkörperchen. So werden in unregelmäßigen Abständen über Jahre hinaus immer wieder Erreger in den Blutkreislauf entlassen. Daher entwickeln Malariakranke immer wieder neue Fieberattacken.

Die körpereigene Abwehr kann die Erreger nur schwer vernichten. Solange sich die Plasmodien in den roten Blutkörperchen befinden, sind sie nämlich für das Immunsystem praktisch unsichtbar. Lediglich die frei im Blut befindlichen Plasmodien können erfasst werden. Deshalb ist es notwendig, die Ausmerzung der Erreger medikamentös zu unterstützen.

Nach ihrem Wirkungsmechanismus unterscheidet man bei den Malariamitteln drei Gruppen:
  • Hemmer der so genannten Hämpolymerase wie Chloroquin, Chinin, Halofantrin und Mefloquin. Diese Stoffe hemmen das Enzym Hämpolymerase, welches die Erreger in der Lebensphase innerhalb der roten Blutkörperchen benötigen. Die zu ihrer Vermehrung nötigen Aminosäuren beziehen die Plasmodien aus dem Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Dabei aber entsteht ein für sie giftiges Abfallprodukt. Mit Hilfe der Hämpolymerase lagern sie dieses zusammen und machen es dadurch unschädlich. Schalten die Wirkstoffe das Enzym aus, sterben die Erreger an dem giftigen Abfallprodukt.
  • Hemmer der Nukleinsäuresynthese wie Proguanil und Atovaquon blockieren die Herstellung von Erbsubstanz, die jedoch für jede Zellteilung verdoppelt werden muss. So verhindern die Wirkstoffe die Zellteilung und damit eine Vermehrung der Erreger.
  • Hemmer der Folsäureproduktion. Einziger Vertreter dieser Gruppe ist das Primaquin. Es blockiert ein Enzym, das für die Herstellung von Folsäure in den Plasmodien unverzichtbar ist. Ohne Folsäure aber sterben die Erreger ab. Primaquin ist das einzige Malariamittel, das auch gegen die in den roten Blutkörperchen befindlichen Plasmodien wirksam ist.
Ist ein kurzer Aufenthalt in einem Gebiet geplant, in dem Malaria übertragen wird, kann eine vorbeugende Behandlung (Prophylaxe) angewendet werden. Dazu geeignete Wirkstoffe sind beispielsweise Chloroquin, Proguanil und Mefloquin. In Gebieten mit hoher Erreger-Resistenz wird auch Doxycyclin aus der Antibiotikagruppe der Tetracycline zur Vorbeugung genutzt. Die Art der Malariaprophylaxe sollte in jedem Fall individuell vom Arzt festgelegt werden. Denn Reiseziel, Reisedauer, Art der Reise, Jahreszeit, Vorerkrankungen, Unverträglichkeitsreaktionen, die Einnahme anderer Medikamente oder das Alter des Patienten haben entscheidenden Einfluss auf die Auswahl des Wirkstoffs. Allerdings ist auch eine Malariaprophylaxe nicht absolut sicher und kann teilweise erhebliche Nebenwirkungen haben.

Bei einem länger währenden Aufenthalt verzichtet man zumeist auf eine vorbeugende Einnahme. Stattdessen wird bei Verdacht auf eine Erkrankung (plötzliches hohes Fieber) eine Notfalltherapie (Stand-by-Therapie) durchgeführt. Dazu eigenen sich die Wirkstoffe Chloroquin, Chinin, Mefloquin, Halofantrin und Atoquavon. Zur Verhütung nachfolgender Malariaanfälle kann Primaquin eingesetzt werden, da es auch die in den roten Blutkörperchen versteckten Plasmodien zu erfassen vermag.

Alle diese Malariamittel sollten auch schon deshalb nur im Notfall eingesetzt werden, weil die Plasmodien zunehmend Resistenzen gegen die Wirkstoffe bilden. Unter Resistenz versteht man die Fähigkeit eines Krankheitserregers, durch Veränderung seiner Eigenschaften der Wirkung des Arzneistoffs zu entgehen. Je öfter man ein Malariamittel einsetzt, desto mehr fördert man die Ausbreitung resistenter Plasmodien. Dadurch wird letztendlich auch die Notfalltherapie unbrauchbar. Nach Rückkehr in gemäßigte Klimazonen können die Malariamittel hingegen frei verwendet werden. Noch stellen die hiesigen Mücken normalerweise keine Überträger dar, und so kann auch keine Verbreitung der resistenten Plasmoiden erfolgen.

Grundsätzlich sollten Mückenstiche in Gebieten mit erhöhter Ansteckungsgefahr durch entsprechende Kleidung und Insektenabwehrmittel (Repellents) vermieden werden. Außerdem ist das Schlafen unter einem Mückennetz unbedingt zu empfehlen. Diese Maßnamen sind auch sinnvoll, wenn zusätzlich Medikamente zur Vorbeugung eingenommen werden.