Johanniskraut Wirkung

Bereits im ersten Jahrhundert empfahl der griechische Arzt Dioskurides Johanniskraut zur Wundbehandlung. Während die Pflanze anfänglich vor allem äußerlich verwendet wurde, entdeckte man im Mittelalter ihre Wirkung auf das Gefühlsleben.

Die Blüten des einheimischen Johanniskrauts (Hypericum perforatum) enthalten eine Mischung aus pflanzlichen Wirk- und Begleitstoffen, von denen Hypericin, Pseudohypericin und Hyperforin als die wichtigsten zu nennen sind. Diese Inhaltsstoffe (Hypericumextrakt) besitzen, innerlich angewandt, eine antidepressive und stimmungsaufhellende Wirkung. Sie scheinen dabei genau wie tri- und tetrazyklische Antidepressiva zu wirken, indem sie die Konzentration bestimmter Nerven-Botenstoffe im Gehirn beeinflussen. Dieser unsichtbare Vorgang im Inneren macht eine spürbar ausgleichende Wirkung auf das Gefühlsleben möglich: Alltägliche Dinge können Sie wieder positiver und gelassener sehen, sie fühlen sich ruhiger und schlafen nachts wieder besser.

Schauen wir uns die Wirkweise einmal genauer an: In unserem Gehirn befinden sich etwa 1 Billion Nervenzellen, die Informationen verarbeiten und weitergeben. Darunter fallen nicht nur körperliche Funktionen, sondern auch unsere Wahrnehmung, unser Denken und Fühlen. Eine besondere Rolle spielen in diesem Prozess die so genannten Neurotransmitter. Neurotransmitter sind vereinfacht gesehen Boten, die eine Nachricht von einer Nervenzelle zur anderen transportieren, darum werden die Neurotransmitter auch Botenstoffe genannt. Wenn wir uns müde, ausgelaugt und traurig fühlen, stehen eventuell einige dieser Botenstoffe nicht mehr zur Verfügung beziehungsweise haben ihre Arbeit eingestellt. Das normale Gleichgewicht der Botenstoffe ist aus der Balance. Johanniskraut kann nun dafür sorgen, dass die Botenstoffe ihre Arbeit wieder aufnehmen und Informationen richtig von einer Nervenzelle zur anderen überbringen. Dadurch wird die Balance der Botenstoffe wieder hergestellt und der Körper, die Seele und Emotionen normalieren sich, das Wohlbefinden steigt.

Bei Depressionen liegt ein Mangel der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn vor. Sie wirken an bestimmten Rezeptoren und werden später wieder in die Gehirnzellen aufgenommen (Reuptake) oder abgebaut. Johanniskraut-Extrakte scheinen die Wiederaufnahme dieser Botenstoffe in die Gehirnzellen zu hemmen und so die Konzentration der freien Botenstoffe im Gehirn zu erhöhen. Dies wirkt sich günstig auf Depressionen aus. Diese Wirkweise von Johanniskraut wurde bisher nur im Tiermodell erforscht und ist deutlich schwächer als bei den chemischen Antidepressiva. Johanniskraut bietet aber gegenüber den chemischen Präparaten den großen Vorteil, dass es deutlich besser verträglich ist und dabei trotzdem vergleichbar gut auf die Beschwerden wirken kann. Es besteht zudem keine Gefahr der Medikamentenabhängigkeit.

Zur Behandlung von Hautproblemen wird vielfach ein öliger Auszug aus Johanniskraut benutzt, den man sowohl aus den Blättern wie auch den Blüten gewinnt. Gerade Hauterkrankungen die mit einer gestörten Bildung von Hornzellen einhergehen (wie Schuppenflechte oder Neurodermitis) werden durch die örtliche Anwendung von Johanniskraut gelinert. Für diese Wirkung wird der Hauptinhaltsstoff von Johanniskraut, das Hyperforin, verantwortlich gemacht. Hyperforin wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Desweiteren wurde nachgewiesen, dass Hyperforin die gestörte Reifung der Hornzellen - wie beispielsweise bei Neurodermitis - verbessert.

Die Anwendung von Johanniskraut-Tee bei Verdauungsbeschwerden ist nicht wissenschaftlich begründbar. Man kann aber annehmen, dass die Inhaltsstoffe vor allem gegen nervös bedingte Probleme in Magen und Darm wirksam sind.