Interferon beta-1b – Gegenanzeigen
Bei folgenden Erkrankungen sollte eine Anwendung sehr vorsichtig und bei ärztlicher Überwachung erfolgen:
- monoklonale Gammopathie (eine Veränderung der Bluteiweiße mit krankhafter Vermehrung eines einzelnen Immunglobulins). Es gibt in diesem Fall Berichte von einer schweren Komplikation mit schockähnlichen Symptomen und tödlichem Ausgang.
- bekannte oder aktuell auftretende depressive Störungen, insbesondere bei Patienten mit früher vorhandener Selbstmordneigung (Durch die Therapie können sich Depressionen verstärken.)
- Krampfanfälle in der Vorgeschichte und Epilepsie, bei der es trotz Medikamenteneinnahme zu Anfällen kommt; ebenfalls bei Patienten, die schon einmal Medikamente gegen Epilepsie erhielten
- bestehende oder früher vorhandene Schilddrüsenfunktionsstörungen
- schwere Erkrankungen wie bösartige Tumoren mit und ohne streuende Geschwüre (Metastasen), schwere Infektionen, Blutvergiftung (Sepsis) oder Alkoholmissbrauch
- schwere Nierenfunktionsstörung
- Herzerkrankungen, insbesondere bei Herzmuskelschwäche, Erkrankung der Herzkranzgefäße (KHK) und Herzrhythmusstörungen.
Besondere Hinweise
Während der Behandlung der Multiplen Sklerose mit Interferon beta-1b gab es Fälle von thrombotischer Mikroangiopathie (TMA). Das ist eine schwerwiegende Gefäßerkrankung, die teilweise tödlich verlief. Bei den meisten Patienten zeigte sich die Erkrankung als thrombotisch-thrombozytopenische Purpura oder als hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS). Bei der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura werden kleine Blutgefäße von blutplättchenreichen Blutgerinnseln verstopft. Davon sind insbesondere Blutgefäße von Gehirn und Nieren betroffen. Durch die Verstopfung kommt es zu schwerwiegenden Organschäden. Beim hämolytisch-urämischen Syndrom zerstören häufig Bakteriengifte Blutzellen und schädigen die Nierenfunktion. Neben diesen Gefäßerkrankungen gab es auch Fälle der sogenannten Eiweißverlustniere, dem nephrotischen Syndrom, mit verschiedenen zugrundeliegenden Nierenschädigungen. Die beschriebenen Gefäßerkrankungen und das nephrotische Syndrom können noch mehrere Wochen bis mehrere Jahre nach Beginn der Therapie mit Interferon beta-1b auftreten.
Anzeichen einer thrombotischen Mikroangiopathie (TMA) sind:
- vermehrtes Auftreten von blauen Flecken oder leichten Blutungen
- Neuauftreten von Bluthochdruck
- Fieber
- Symptome des zentralen Nervensystems wie Verwirrtheit und Lähmungen
- Nierenfunktionseinschränkungen.
Folgende Laborbefunde weisen zudem auf eine TMA hin:
- Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie)
- erhöhte Blut-LDH-Aktivität
- fragmentierte rote Blutkörperchen (sogenannte Schistozyten) im Blutausstrich.
Das nephrotische Syndrom ist eine unspezifische Nierenkrankheit, die mit einer Eiweißausscheidung im Urin, einer eingeschränkten Nierenfunktion und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) einhergeht. Deshalb muss während der Behandlung mit Interferon beta-1b die Nierenfunktion überwacht und auf frühe Zeichen eines nephrotischen Syndroms geachtet werden. Dies gilt insbesondere bei einem erhöhten Risiko für eine Nierenkrankheit. Tritt ein nephrotisches Syndrom auf, muss der Patient sofort in ärztliche Behandlung. Mitunter setzt der Arzt das Interferon beta-1b auch ab.
Interferon beta-1b bei Schwangerschaft & Stillzeit
Die Einnahme von Interferon beta-1b während der Schwangerschaft ist nicht erlaubt. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Frauen sollten während der Therapie geeignete Verhütungsmaßnahmen ergreifen. Ist eine Schwangerschaft geplant oder wird die Patientin während der Behandlung ungeplant schwanger, muss sie über bestehende Risiken aufgeklärt werden. Die Behandlung ist eventuell abzubrechen. Bei schwangeren Frauen mit vielen MS-Schüben vor Behandlungsbeginn sollte das Risiko eines schweren Schubes nach Abbruch der Therapie gegen das Risiko einer Fehlgeburt abgewogen werden. Ihr Arzt wird Sie bei der Entscheidung unterstützen und Ihnen beratend zur Seite stehen.Es ist nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Da beim Säugling aber schwere Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden können, sollte entweder das Stillen oder die Behandlung abgebrochen werden.