HIV-1-Proteasehemmer Wirkungsweise

Ziel der Behandlung mit HIV-1-Proteasehemmern ist es, die Vermehrung des HI-Virus zu stoppen und die weitere Ausbreitung der Viren im Körper zu verhindern. Die Wirkstoffe können die Erreger jedoch nicht zerstören oder aus dem Körper entfernen; die HIV-Infektion ist nicht heilbar. Ihr Angriffspunkt ist die so genannte HIV-1-Protease, welche für die Vermehrung der Viren unabdingbar ist. Proteasen sind Enzyme, die Eiweiße spalten. Zwar gibt es auch im menschlichen Körper Proteasen, aber sie unterscheiden sich deutlich von denen der Viren. Daher werden sie durch die Wirkstoffe nicht beeinträchtigt.

Proteasehemmer binden an die HIV-1-Protease und behindern die Eiweißspaltung. Größere Eiweiße können nicht mehr in kleinere funktionsfähige Teile zerschnitten werden. Dadurch ist die Bildung neuer infektionsfähiger Viren stark eingeschränkt.

Leider ist das HI-Virus sehr wandlungsfähig, sodass bei der Behandlung mit HIV-1-Proteasehemmern rasch Viren entstehen, die unempfindlich (resistent) gegenüber diesen Wirkstoffen sind. Deshalb dürfen Arzneimittel gegen HIV nie allein, sondern nur im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt werden. Auf diese Weise werden unterschiedliche Wirkmechanismen miteinander kombiniert, sodass sich das Virus dem Angriff nur schwer entziehen kann. Zum einen werden häufig verschiedene Hemmstoffe der Protease zusammen eingesetzt, insbesondere Ritonavir kann den Effekt eines zweiten Wirkstoffs verbessern, so beispielsweise bei der Paarung Lopinavir und Ritonavir. Zum anderen kommen HIV-1-Proteasehemmer stets nur gemeinsam mit einer weiteren Wirkstoffgruppe gegen HIV zum Einsatz, den so genannten reversen Transkriptasehemmern.

Aufgrund der stets notwendigen Kombinationsbehandlung gibt es kaum zuverlässige Aussagen zur Verträglichkeit der einzelnen HIV-1-Protease-Hemmstoffe. Häufige Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Störungen der Leber- sowie der Nierenfunktion, Fettstoffwechselstörungen, eine vermehrte Anlage von Fettpolstern im Nacken- und Unterbauch-Bereich (Lypodystrophie), Kopfschmerzen, Müdigkeit und ein eingeschränktes Leistungsvermögen, Mundtrockenheit und Beeinträchtigungen im Geschmacksempfinden, Veränderungen des Blutbilds wie ein Mangel an weißen Blutkörperchen und Blutarmut sowie Hautausschläge.

HIV-1-Protease-Hemmstoffe werden vornehmlich in der Leber abgebaut und können daher mit vielen Substanzen Wechselwirkungen eingehen, die auf dem gleichen Weg aus dem Körper entfernt werden. So beschleunigen das Antibiotikum Rifampicin sowie einige Imidazole und Triazole den Abbau der Proteasehemmer.

Bei der gemeinsamen Einnahme von Rifampicin mit einer Saquinavir/Ritonavir-Kombination besteht ein besonderes Risiko für die Entwicklung von Leberschäden. Patienten, die Rifampicin oder die Kombination der Virushemmer erhalten, dürfen nicht mit dem jeweils anderen Wirkstoff behandelt werden.

Auch wenn durch die Behandlung die Zahl der HI-Viren in den Körperflüssigkeiten meist deutlich gesenkt werden kann und viele Infizierte sich nahezu gesund fühlen, bleibt das Übertragungsrisiko durch Blut oder durch Sexualkontakte bestehen.