Gestagene Anwendung

auch bezeichnet als: Schwangerschaftshormone; Corpus-luteum-Hormone

Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Anwendungsgebiete der Wirkstoffgruppe Gestagene und die jeweils zur Anwendung kommenden Wirkstoffe.

Gestagene sind chemische Abkömmlinge des körpereigenen weiblichen Hormons Progesteron, das auch Gelbkörperhormon genannt wird. Progesteron reguliert den Eisprung, bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Eis vor und greift vielfältig in den Stoffwechsel ein. Entsprechend breit gefächert sind auch die Einsatzgebiete der Gestagene:

  • Schwangerschaftsverhütung.
    Gestagene werden meist als Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung eingesetzt. Ausschließlich in dieser Form kommen die Gestagene Chlormadinonacetat, Cyproteronacetat, Dienogest, Drospirenon, Gestoden, Lynestrenol, Norethisteron und Norgestimat zur Anwendung.

    Gestagene können jedoch zur Empfängnisverhütung auch alleine angewendet werden. Allerdings erlauben die Einzelstoffe nur eine geringe Kontrolle des Monatszyklus und geben weniger Sicherheit bei der Verhütung einer Schwangerschaft als die Kombination mit Östrogenen. Zur Gruppe der allein verwendbaren Gestagene gehören Desogestrel und Levonorgestrel, welche auch in Östrogen-Kombinationen vorkommen, sowie Etonogestrel und Medroxyprogesteronacetat, die ausschließlich als Einzelstoffe verwendet werden. Bei den Einzelpräparaten sind folgende Darreichungsformen zu unterscheiden:

    Desogestrel und Levornogestrel können in Form einer Minipille geschluckt werden. Die hormonelle Belastunge für die Frau ist bei einer solchen Minipille sehr gering. Da die Wirkung jedoch nicht sehr lange anhält, ist es unbedingt notwendig, ein entsprechendes Präparat jeden Tag möglichst zur gleichen Zeit einzunehmen. Als Nachteile der so genannten Minipille, verglichen mit Östrogen-Kombinationen, gelten die nur mangelhafte Kontrolle des Menstruationszyklus und die geringe Sicherheit in der Verhütung einer Schwangerschaft. Daher ist sie nur Frauen zu empfehlen, die keine Östrogene bekommen dürfen.

    Medroxyprogesteron kommt zu Verhütung als Depotspritze zur Anwendung. In die Muskulatur eingespritzt, bildet es ein Depot, aus dem die Wirksubstanz über mehrere Wochen oder Monate in das Blut übergeht. Auch Implantate (kleine Wirkstoffstäbchen, die unter die Haut gepflanzt werden) mit Etonogestrel und Intrauterinpessare mit dem Wirkstoff Levornogestrel verhüten über einen längeren Zeitraum.

    Hochdosiertes Levornogestrel kann auch als so genannte "Pille danach" eine Schwangerschaft verhindern. Allerdings ist dabei eher von einem Notfallmedikament als einem Verhütungsmittel zu sprechen. Die Pille danach besteht aus zwei Tabletten. Diese können gleichzeitig oder in einem Abstand von 12 Stunden eingenommen werden. Die Art der Einnahme hat keinen Einfluss auf die Wirksamkeit oder die Nebenwirkungen. Die gleichzeitige Einnahme hat den Vorteil, dass ein mögliches Vergessen der zweiten Dosis vermieden wird. Die Tabletten müssen aber innerhalb von 72 Stunden, vorzugsweise in den ersten 12 bis 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Je früher nach dem Geschlechtsverkehr mit der Einnahme begonnen wird, umso höher ist die Wirksamkeit (bis zu einer 95-prozentigen Sicherheit).
  • Einsatz als Teil von Östrogen-Gestagen-Kombinationen bei Wechseljahresbeschwerden.
    In den Wechseljahren stellen die Eierstöcke die Östrogen-Produktion ein. So entwickelt sich langsam eine Mangel an diesem Hormon, der unter anderem Hitzewallungen, Herzjagen, Hautveränderungen und seelische Verstimmungen hervorruft. Die Östrogene mildern diese Symptome, doch können sie auch das Wachstum von Unterleibs- und Brustkrebs begünstigen. Kombiniert man Östrogene jedoch mit Gestagenen, so vermindern diese das Risiko, an einem Östrogen-abhängig wachsenden Tumor zu erkranken. Als Östrogen-Kombinationspartner werden folgende Wirkstoffe eingesetzt: Cyproteronacetat, Dienogest, Dydrogesteron, Levonorgestrel, Medrogeston, Medroxyprogesteron, Medroxyprogesteronacetat, Norethisteron, Norethisteronacetat, Norgestrel und Progesteron.
  • Endometriose.
    Die überschießenden Schleimhautwucherungen können durch folgende Gestagene eingedämmt werden: Lynestrenol, Medroxyprogesteronacetat und Norethisteronacetat.
  • Zyklusstörungen und -beschwerden.
    Diese werden meist durch einen Mangel an dem Gestagen Progesteron hervorgerufen. So kommt es zu unregelmäßigen Blutungen, Regelschmerzen, Verstimmungen und Missempfindungen vor der Regel (Prämenstruelles Syndrom) sowie Brustschmerzen mit knotigen Verdickungen. Auch ein Abort kann durch Progesteron-Mangel verursacht werden. Zur Behandlung gibt man die Gestagene Chlormadinonacetat, Dydrogesteron, Hydroxyprogesteroncaproat, Lynestrenol, Medrogeston, Medroxyprogesteronacetat und Norethisteronacetat.
  • Krebserkrankungen wie Unterleibs- und Brustkrebs.
    Bei diesen Östrogen-abhängig wachsenden Tumor-Arten werden Lynestrenol, Medroxyprogesteronacetat, Megestrolacetat und Norethisteron als Gegenspieler des Östrogens eingesetzt.